Gesundeheit
Frauengesundheit ist mehr als medizinische Untersuchung
Diese Woche dreht sich alles um das Thema Frauengesundheit. Was so einfach klingt, ist aber alles andere als einfach, denn das Thema Frauengesundheit umfasst neben Untersuchungen beim Frauenarzt auch die Psyche und noch viel mehr.
ST. PÖLTEN. Im Zuge unseres Schwerpunktes "Gesundheit" dreht sich diese Woche alles um das Thema Frauengesundheit.
Der erste Gang zur gynäkologischen Untersuchung
Kinder- und Jugendgynäkologie ist eines der Fachgebiete von Sigrid Schmidl-Amann, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtenhilfe. Dieses Thema liegt ihr besonders am Herzen: Die Angst vor gynäkologischen Untersuchen zu nehmen. "Oft meinen es Mütter sehr lieb, nehmen die Kinder zu einer Untersuchung mit und danach haben die Kinder manchmal Angst, weil sich ein Kind unter einer Untersuchung der Scheide nichts vorstellen kann. Und das ist überhaupt nicht das Thema beim ersten Besuch", erklärt die Fachärztin. Gründe für den ersten oder generell einen Besuch beim Frauenarzt oder bei einer Frauenärztin seien sehr unterschiedlich:
"Der häufigste Punkt ist sicherlich die Frage nach der richtigen Verhütung, oder wenn das Mädchen Beschwerden hat. Das gehört immer abgeklärt."
Dazu gehöre zum Beispiel
- Ausfluss der juckt oder brennt
- eine Blutung, die bis zum 15. Lebensjahr nicht eingetreten ist
- eine sehr starke Blutung
- Blutungen, die unregelmäßig kommen
- sehr starke Schmerzen
- Akne
"Das sind alles Dinge, die angeschaut gehören, wo man dann einen Hormonstatus und einen Ultraschall macht, damit man dem Mädchen auch wirklich helfen kann", so Schmidl-Almann.
Autonomie ist sehr wichtig
Wichtig sei, dass ein Mädchen weiß, dass prinzipiell nur das gemacht werden darf, was es selbst erlaubt. Das heißt, jedes Mädchen hat die Oberhoheit über den Besuch beim Frauenarzt oder bei der Frauenärztin.
"Egal wie alt, das gilt auch für Zehnjährige. Das ist rechtlich abgesichert. Außerdem unterliegen Kinder und Jugendliche unter der Schweigepflicht, das heißt alles, was in diesem Raum besprochen wird, darf nicht weitergegeben werden",
informiert sie. Es sei äußerst wichtig, dass die Mädchen wissen, dass zuerst alles besprochen wird und dann geschaut wird, was gemacht wird. Das Kind beziehungsweise das Mädchen entscheidet, was passiert und auch, ob die Mutter im Raum bleiben soll oder nicht. "Mädchen haben das Recht selber zu entscheiden."
"Wenn ein Mädchen noch keinen Sex hat, ist eine Untersuchung der Scheide vollkommen sinnlos. Für einen Krebsabstrich vor dem 21 Lebensjahr brauche ich einen Grund, warum ich das mache",
erklärt sie. Ein Ultraschall durch die Bauchdecke kann durchaus sinnvoll sein. Auch das Abtasten der Brust erachtet die Ärztin als sinnvoll. " "Ich leite die Mädchen zur Selbstuntersuchung an. So können sie Veränderungen rechtzeitig erkennen." Dann wird auch über Verhütung und übertragbare Erkrankungen gesprochen. "Aber das war's mehr passiert beim ersten Gang zur Gynäkologin nicht."
Die HPV Impfung für Burschen und Mädchen sehr wichtig
"Es macht wirklich Sinn, Buben und Mädchen HPV impfen zu lassen", erklärt die Ärztin. "Feigwarzen betreffen Frauen so wie Männer. Auch die Kopf-Hals-Tumore sind Größtenteils HPV induziert. Trifft auch beide und wird durch Oralsex übertragen. Auch Analkrebs trifft beide."
Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen, Gebärmutterhals- und Scheidenkrebs treffe Frauen, Peniskrebs die Männer. Daher sei es sehr wichtig, zwischen 9 und 12 die HPV-Impfung zu geben. "In diesem Alter haben die Kinder die beste Immunantwort." Man wird zweimal geimpft und habe einen lebenslangen Schutz. Die Impfung ist bis 21 kostenlos.
Informationen zu jedem Thema
"Frauengesundheit, das ist ein sehr großes Thema", weiß Ulrike Limberger, fachliche Leitung des Frauenzentrums St. Pölten. Sie erzählt, dass es sich beim Frauenzentrum um ein sehr niederschwelliges Angebot für Frauen handelt.
"Während unserer Öffnungszeiten können Mädchen und Frauen bei uns hereinkommen und sich direkt zu unterschiedlichen Themen informieren oder einen Termin ausmachen."
Am Nachmittag finden auch Beratungen statt. Hier kommen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, aber auch wenn sie körperliche Probleme oder Schlafprobleme haben. Die Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen versuchen in Gesprächen herauszufinden, woher das Problem kommt und empfehlen dann passende Anlaufstellen. "Wir bieten auch ein frauenspezifisches Psychotherapie-Programm an", erzählt Limberger.
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