Zum EM-Start
Spittalerin Kathi Naschenweng (ÖFB) im Interview

- So wollen wir unsere Kathi Naschenweng auch heute sehen - freudig jubelnd
- Foto: ÖFB/Christopher Glanzl
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Kathi Naschenweng startete ihre fußballerische Karriere beim SV Rothenthurn. Durch ihr Engagement bei den Carinthians Soccer Women machte sie in der Frauen-Bundesliga auf sich aufmerksam und wechselte 2015, im Alter von 18 Jahren, zum SK Sturm Graz. Drei Jahre später wechselte in die Deutsche Bundesliga zum TSG 1899 Hoffenheim. Seit knapp sechs Jahren spielt die Spittalerin auch im Frauen-Nationalteam.
SPITTAL/ENGLAND. Wir konnten Kathi Naschenweng telefonisch in England erreichen, wo sich unser Nationalteam gerade den letzten Feinschliff für die heute startende Europameisterschaft holte - abends kommt es zum Kracher gegen Gastgeber England im ausverkauften Old Trafford Stadion.
Kathi, du bist die einzige Kärntnerin im Frauen-Nationalteam – wie kannst du dir das erklären?
Erklären kann ich mir das nicht. Ich habe letztens schon ein bisschen darüber nachgedacht und eigentlich finde ich es schade. Vielleicht müssen die Mädels hier noch mehr gepusht werden und es müsste wohl mehr Unterstützung von Trainern und Vereinen geben. Durch die EM wird jetzt aber hoffentlich wieder gezeigt werden, was alles möglich ist und vielleicht lassen sich einige davon anstecken und zum professionellen Frauenfußball bringen. Es wäre natürlich schön, mehr Kärntner Mädels im Team zu haben.

- Ein Bild der "kleinen" Kathi aus Kindheitstagen
- Foto: Privat, ÖFB/Christopher Glanzl
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Es gibt bei Männern immer männliche Fußball-Vorbilder. Wie sieht das bei dir aus?
Früher, als ich noch jünger war, waren es auch Männer, wie etwa Ronaldinho – aber nur deshalb, weil Frauen damals noch kaum Präsenz in den Medien hatten. In den vergangenen Jahren hat das aber einen Aufschwung erlebt. Viele junge Mädels haben mittlerweile Frauen als Vorbilder und es können ja auch Burschen weibliche Kicker als Vorbilder ansehen. Aktuell schauen ja viele auf die Spanierin Alexia Putellas, gegen die wir auch schon gespielt haben. Vielleicht hätte ich es mir damals auch gewünscht, eine Frau als Vorbild zu #%haben.
Wenn du an das Auftaktspiel gegen England im Old Trafford denkst: Welche Gefühle kommen da auf?
Um ehrlich zu sein: Ich habe in den vergangenen Wochen nicht oft daran gedacht, weil es schon ein sehr mulmiges Gefühl ist. So viele Zuschauer bei einem Spiel zu haben ist für uns etwas ganz Neues. Ich spüre eine gewisse Nervosität, was vielleicht auch gut ist – aber besonders verspüre ich eine Riesen-Vorfreude. Ich will einfach, dass es beginnt, dass ich es genießen kann. Sportlich wird´s aber natürlich eine große Herausforderung.

- Die Kärntnerin setzt sich durch
- Foto: ÖFB/Christopher Glanzl
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Was ist deiner Einschätzung nach sportlich bei der EM möglich?
In den zwei Spielen gegen Nordirland und Norwegen kann man sich eher Punkte ausrechnen als im Auftaktspiel gegen Gastgeber England. Für uns sind aber alle drei Spiele gleich wichtig, wir möchten grundsätzlich alle Spiele gewinnen. Wir wollen uns in allen Spielen gut präsentieren und es ist wichtig, dass wir gute Leistungen bringen – ob die Ergebnisse dann stimmen, werden wir sehen. Wir möchten allen zeigen, dass wir Freude am Fußball haben und dass wir alles auf den Platz bringen, was wir können. Am Ende sollen die Leute zuhause sagen können, dass es Spaß macht, uns beim Kicken zuzusehen.
Es gibt intern also kein sportliches Mindestziel?
Nein, wir wollen uns voll auf unsere Leistung am Platz fokussieren und wenn die stimmt, kommen die Ergebnisse schon von selbst.
Du bist mit 14 von zuhause in die große Fußballwelt hinausgegangen. Wie oft bist du überhaupt noch zuhause in Kärnten?
Aktuell bin ich nicht mehr so oft zuhause. In der Sommer- und in der Winterpause bin ich mehrere Wochen lang daheim, das sind die Fixtermine. Bei freien Wochenenden versuchte ich auch, dass ich sie daheim genießen kann. Mehr als vier Mal im Jahr schaffe ich es derzeit aber leider nicht.

- KFV-Präsident Klaus Mitterdorfer vor fünf Jahren mit Kathi Naschenweng
- Foto: KK/KFV
- hochgeladen von Verena Niedermüller
Glaubst du, dass du auch daheim bei den Kärntnern während der EM für Euphorie sorgen wirst können?
Ich hoffe es. Es ist immer schön, wenn man Leute für etwas begeistern kann und das haben wir ja bei der EM 2017 schon geschafft. Je mehr Leute als Interessierte hinzukommen, desto besser ist es natürlich.
Es gibt bei der Frauen-EM, ganz im Gegensatz zum Pendant bei den Männern, kein größeres Public Viewing in Kärnten. Bist du da nicht neidisch auf die männlichen Kollegen?
Nein, neidisch überhaupt nicht. Der Frauen-Fußball hat bei uns noch nicht den großen Stellenwert. Etwa für ein Public Viewing muss der Frauen-Fußball noch wachsen und in der medialen Berichterstattung zunehmen. Aber es ist eine große Entwicklung da, es tut sich viel und England wird mit dem Top-Event sicher ein Vorreiter sein. Doch auch der ÖFB tut sein Bestes, um den Stellenwert zu heben. Ich hoffe also, dass es besser wird, aber Neid ist da keiner dabei.

- Kathi Naschwenweng hat schon früh gelernt sich durchzusetzen
- Foto: ÖFB/Christopher Glanzl
- hochgeladen von Lukas Moser
Wird deine Familie vor Ort mitfiebern oder zuhause in Kärnten?
Meine Familie wird für alle drei Spiele hier in England sein und sollten wir weiterkommen, dann werden sie verlängern. Sogar Freunde kommen zum Eröffnungsspiel. Die Unterstützung ist also voll da und das ist mega-cool.
Zum Abschluss, weil ich es oft gefragt werde: Gibt´s eine Verwandtschaft zu Melissa Naschenweng?
Ich muss zugeben: Diese Frage wird mir mittlerweile schon wirklich oft gestellt und das nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland ist Melissa bekannt. Ich kann die Frage aber verneinen.
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