Zwei Pfarrer im Gespräch
„Karfreitag ist der Boden, Ostern das Schlagobers“

- Die Spittaler Pfarrer Peter Stockmann und Ernst Windbichler
- Foto: BG|BRG Porcia , Diözesan-Pressestelle/Eggenberger
- hochgeladen von Eva Presslauer
Die Pfarrer Ernst Windbichler und Peter Stockmann über das höchste Fest im Kirchenjahr.
SPITTAL. Für viele ist Ostern vor allem ein Fest der bunten Eier, des Schinkens und der Hasen. Für die Kirchen ist es weit mehr. Der Spittaler Pfarrer Ernst Windbichler erklärt: „Ostern ist nicht in erster Linie ein Schinken-Hasen-Eier-Fest, sondern das Fest der Auferstehung Jesu – das zentrale Ereignis unseres Glaubens.“ Es sei das Fest, das Hoffnung schenke und die Angst nehme – „vor dem Leben und vor dem Tod.“ Ohne Ostern, so Windbichler, „bräuchte es keine Kirche. Das ist das Fundament unseres Glaubens.“ Darum sei Ostern auch bedeutender als Weihnachten. „Weihnachten ist erst ein paar hundert Jahre später entstanden“, erklärt der Pfarrer. „Das Osterfest war das erste Fest, das die Christen gefeiert haben.“
Auferstehung
In der katholischen Kirche beginnt das Ostererleben mit der Karwoche: Palmsonntag, Gründonnerstag mit der Feier des letzten Abendmahls, Karfreitag als Tag des Leidens und Sterbens Jesu, der stille Karsamstag – und schließlich der Höhepunkt: die Auferstehungsfeier in der Osternacht oder am Ostersonntag.
Bräuche rund um Ostern
Besonders in Kärnten habe sich ein eigener Brauch etabliert: die Segnung der Speisen. „Für viele ist das das eigentliche Osterfest“, so Windbichler. „Die Speisen sind symbolbeladen: Das Ei steht für die Auferstehung, das Brot für das Leben, der Schinken erinnert daran, dass jemand sterben musste – wie Jesus.“
Das Fasten
Auch über das Fasten sprach der katholische Pfarrer offen: „Fasten ist aktueller denn je – auch aus medizinischer Sicht. Aber nicht nur das: Es ist auch ein Loslassen von Zwängen, um frei zu werden für Mitmenschen, für Gott.“ Windbichler selbst verzichtet während der Fastenzeit mittwochs und freitags auf feste Speisen und Alkohol, konsumiert weniger Medien – „und nehme mir mehr Zeit zum Beten und Meditieren.“
Karfreitag im Mittelpunkt
Für Peter Stockmann, den evangelischen Pfarrer von Spittal, ist Karfreitag der zentrale Feiertag: „Das ist der Tag, an dem Jesus am Kreuz gestorben ist. Für uns Evangelische steht im Zentrum: Mit Jesus ist alles, was schlecht am Menschen ist, erledigt. Der Mensch ist trotz seiner Fehler gerecht vor Gott.“ Den Vergleich hat Stockmann gleich parat: „Karfreitag ist der Boden der Torte. Ostern ist das Schlagobers obendrauf. Beides gehört zusammen – aber ohne Boden keine Torte.“
"Es ist nicht das Ende"
Ostern selbst sei für ihn die Hoffnung, dass das Leben weitergeht – auch über den Tod hinaus. „Ich beerdige viele Menschen und sehe, wie groß die Trauer ist. Aber Ostern ist das Zeichen: Die Geschichte mit Gott geht weiter. Es ist nicht das Ende.“ Unterschiede zu den katholischen Traditionen gibt es vor allem in der Liturgie und den Bräuchen. Die evangelische Kirche kennt keine Speisesegnung. „Aber es gibt durchaus evangelische Christen, die ihre Osterjause bei den Katholiken segnen lassen“, lacht Stockmann. „Das ist ja nicht verboten.“
Gemeinsame Botschaft
Trotz konfessioneller Unterschiede ist sich das Pfarrer-Duo einig: Ostern ist das Fest der Hoffnung, der Neuanfang, der Freude über das Leben. Und gerade in unsicheren Zeiten könne diese Botschaft nicht oft genug betont werden. „Es ist eine Einladung, über das Leben und den Glauben nachzudenken“, sagt Windbichler. „Und ein Trost für alle, die Abschied nehmen mussten“, so Stockmann.



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