Martin Rhonheimer referierte im Rahmen der Herbstgespräche
Ein Hohelied auf den Kapitalismus

- Gastgeber August und Marika Mayer mit Referent Martin Rhonheimer
- hochgeladen von Michael Thun
SEEBODEN. Im Rahmen der schon traditionellen Herbstgespräche hat Martin Rhonheimer ein gut einstündiges Referat mit dem etwas sperrigen Titel "Die Schwierigkeiten der katholischen Sozialethik mit dem Kapital" gehalten. Damit soll an die ursprüngliche Idee der Gesprächsreihe wieder angeknüpft werden, erklärte Gastgeber August Mayer zur Begrüßung, nämlich die Aufarbeitung philosophischer Themen wie "Freiheit" oder "Verantwortung". Musikalisch umrahmt wurde die wieder gut besuchte Veranstaltung im Bürohaus der Firma Goldeck Textil, die wiederum in einem kulinarisch aufgelockerten Gedankenaustausch endete, vom Saxophonisten Richard Pusavec.
"Theologen - Vordenker des Kapitals"
Der Professor für Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom und Gründungspräsident des Austrian Institutes of Economics and Social Philosophy, Wien, zog einen weiten historischen Bogen. "Die Vordenker des Kapitalismus, ja jene, die ihn zunächst als Handelskapitalismus salonfähig machten, waren die Theologen, Philosophen und Juristen des Mittelalters und der frühen Neuzeit", hob der Schweizer an, der als 33-Jähriger 1983 die Priesterweihe empfangen hatte. "Ihnen verdanken wir das Verständnis dafür, was 'Kapital' ist - nämlich produktiv verwendeter 'Reichtum'."
Es seien die Franziskaner gewesen, die als erste nicht nur den Zusammenhang von Kapitalismus und Zins verstanden, sondern auch Banken gegründet hätten, die sogenannten mones pietatis ("Berge der Barmherzigkeit"), um armen Menschen Geld auszuleihen - und zwar gegen Zins: "Sonst wäre das Geschäft nicht nachhaltig gewesen."
Sodann führte Rhonheimer, der auch Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und der Künste ist, ein Vielzahl von Gründen an, die nicht zuletzt in der Kirche zu einer antikapitalistischen Haltung geführt hatten. Dazu habe beispielsweise das "Unverständnis für den Prozess wirtschaftlicher Wertschöpfung", mithin: was Kapitalismus eigentlich sei und wie er funktioniere. Seine Erklärung, wie Kapitalismus funktioniere: Privater Reichtum werde weder umverteilt noch einfach konsumiert, sondern auf eigenes Risiko gewinnträchtig investiert.
"Für Gott und den Profit"
"Zugleich erweist sich, was eigentlich das Herz eines jeden katholischen Sozialethikers hochschlagen lassen sollte: Der Kapitalismus ist die effizienteste Weise, der Sozialpflichtigkeit des privaten Eigentums Genüge zu tun; das heißt er ist die beste Art, Privateigentum für das Gemeinwohl einzusetzen." Auch heute noch gelte der mittelalterliche Leitspruch "Für Gott und den Profit".
Weil der Unternehmer allein für das Wohl seines Unternehmens und der unmittelbar Betroffenen verantwortlich sei, wäre es auch falsch zu meinen, er müsse, "um sein Tun in sozialer oder gar christlicher Hinsicht zu rechtfertigen, noch irgendwelche außerhalb seiner unternehmerischen Ziele liegenden sozialen oder karitativen Zwecke verfolgen".
Rhonheimers Plädoyer lautet: "Dort, wo sich Kapitalismus und Marktwirtschaft entfalten können, beseitigen sie das fundamentalste soziale Problem der Menschheit: Massenarmut. Der Kapitalismus schafft nicht Gleichheit, sondern Massenwohlstand. Der Sozialismus hingegen schafft Gleichheit - und Massenarmut; aktuelles Beispiel: Venezuela."
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