Familiengeschichte im Spiegel der Zeit
Chronik einer Familie in Simmering

- Gerhard Grün mit der Porzellanpfeife seines Großvaters.
- hochgeladen von Maria-Theresia Klenner
Gerhard Grün hat die Geschichte seiner Simmeringer Familie von 1856 bis 2018 aufgeschrieben.
SIMMERING. Während die meisten Wiener nicht einmal den Mädchennamen ihrer Urgroßmutter kennen, kann Gerhard Grün die vergangenen 162 Jahre seiner Familienchronik lückenlos vorlegen. Beginnend mit der Geburt seiner Urgroßmutter Anna 1856 hat der Simmeringer in jahrelanger Recherche die Geschichte seiner Familie aufgeschrieben.
"Meine 2004 verstorbene Mutter hat eine große Schachtel mit Fotos hinterlassen", erinnert sich Gerhard Grün an den Beginn seiner Tätigkeit als Chronist. "Ich habe ein Album angelegt, aber ein Großteil der Fotos war nicht beschriftet. Man hat an ihnen aber sehr gut die politischen Aktivitäten der Zeit sehen können. Daher habe ich im Heeresgeschichtlichen Museum, im Kriegsarchiv im dritten Bezirk und im Polizeiarchiv recherchiert."
Das Ergebnis der Forschungen kann nun als 60-seitige Publikation im Bezirksmuseum Simmering erworben werden. "Meine Familie ist seit vier Generationen im elften Bezirk wohnhaft und hat stets am Bezirksleben teilgenommen." Aber nicht nur das Leben im 11. Bezirk spiegelt die Familiensaga wider, sondern auch die unstete politische Lage in Wien.
Front in der Lorystraße
Und die hatte es in sich: Während Grüns Großvater mütterlicherseits in den Februarkämpfen als Polizist dem damaligen Schuschnigg-Regime verantwortlich war, stand der Großvater väterlicherseits als ASKÖ-Sportler auf der anderen Seite. "Mein Vater hat während den Kämpfen Befehle überbracht.
Das wäre fast tödlich ausgegangen, als er in der Lorystraße zwischen die Fronten geriet. Mit vor sich herrollenden Fässer aus einer Lackfabrik hat er es geschafft, die Straßenseite zu wechseln." Aus jener Zeit stammt auch ein Foto aus dem Familienfundus, das den weißbeflaggten Högerhof, dem Wohnhaus von Grüns Vater, zeigt.
Postillion in Simmering
Doch die Familienchronik setzt viel früher ein und erzählt, wie Gerhard Grüns Großvater Franz 1902 vom mährischen Nikolsburg nach Wien kam, um seinen Militärdienst im k.u.k. Landwehr-Infantrieregiment zu absolvieren.
Nach der Militärzeit blieb Franz in Wien und wurde Postillon bei der Simmeringer Post. "Seine erste Adresse im 11. Bezirk waren die Posthäuser in der Rautenstrauchgasse", erzählt Grün, der besonders vom Leben seines Großvaters Franz Grün beeindruckt ist.
Simmeringer mit Leib und Seele
"Es tut mir ewig leid, dass ich nicht nachgefragt habe, als meine Eltern von ihrer Jugend gesprochen haben", so Grün, der 1940 geboren und in der Grillgasse aufgewachsen ist. "Ich habe mein Leben lang in Simmering gewohnt. Ich war während meines Wehrdienstes acht Wochen bei einem Manöver. Als ich danach mit dem 71-er nach Simmering gefahren bin, habe ich gedacht, ich bin im Paradies!"
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