Nervenkitzel garantiert
Bei Nacht den Wiener Zentralfriedhof erkunden

Bildhauer Alfred Hrdlicka hat sich seinen skurrilen Grabstein selbst entworfen.  | Foto: Kriechbaum/MeinBezirk
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  • Bildhauer Alfred Hrdlicka hat sich seinen skurrilen Grabstein selbst entworfen.
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Wo die Toten weilen, gibt es auch für die Lebenden viel zu erleben. "GabiTours" bietet nächtliche Führungen über den Zentralfriedhof an, bei denen Nervenkitzel garantiert ist. 

WIEN/SIMMERING. Wenn die Nacht einbricht, sperren die Tore des Zentralfriedhofs für Besucherinnen und Besucher eigentlich zu. Gabi Saeidi lädt allerdings dazu ein, die Ruhestätte zu später Stunde in einem anderen Licht zu erleben. 

Mit "GabiTours" bietet Saeidi zwei verschiedene Führungen an, bei denen man gruselige, aber wahre Geschichten zu hören bekommt und das Kopfkino definitiv startet. Man hört über Vampirismus, Exhumierungen und vieles mehr. 

Im Programm gibt es zwei Teile der Führungen. Die Touren starten in der Dämmerung, im Laufe des Abends wird es aber schnell dunkel. Dann schlendert man nur noch im Schein der Kerzenlichter über den Friedhof. Die Zeit nach Allerheiligen eignet sich laut Saeidi besonders gut für eine Führung. Zahlreiche Kerzen erleuchten dann nämlich die Dunkelheit.  

Kopflose Komponisten

Teil eins findet unter dem Motto "Führungen zum Fürchten statt". Man erfährt mehr über den Zentralfriedhof und seine Geschichte. Schauriger wird es, wenn man über verschiedene Bestattungsmodalitäten erfährt sowie über skurrile Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Gabi Saeidi ist die Initiatorin der nächtlichen Führungen über den Zentralfriedhof. Sie sorgt mit schaurigen Geschichten für Nervenkitzel.  | Foto: Max Spitzauer/MeinBezirk
  • Gabi Saeidi ist die Initiatorin der nächtlichen Führungen über den Zentralfriedhof. Sie sorgt mit schaurigen Geschichten für Nervenkitzel.
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So führt es einen etwa an das Grab von Alfred Hrdlicka. Der Bildhauer hat seinen Grabstein selbst entworfen. Zu sehen ist eine nackte Dame, die in einer sexuellen Handlung mit dem Tod steht. Bizarr geht es auch mit dem Grab von Ludwig van Beethoven weiter. Er wurde bereits zweimal exhumiert, dabei ist sein Kopf verloren gegangen. Wo er ist, weiß man nicht. Am Zentralfriedhof befindet er sich zumindest nicht. 

Erste weibliche Ärztin

Teil zwei der Führungen steht unter dem Titel "Schicksalsschläge". Der Zentralfriedhof bietet nämlich nicht nur schaurige Geschichten, sondern auch einigen Leuten Platz, die einen tragischen Lebensweg hatten. 

Ein Beispiel dafür ist der Simmeringer Hansi Dujmic, der einigen Wienerinnen und Wienern bestimmt ein Begriff ist. Bekannt ist er etwa für sein 1986 erschienenes Lied "Ausgeliefert". Der Musiker kämpfte mit Depressionen und starb schließlich 1988 an einer Überdosis. Seine Leiche wurde in einem geparkten Auto in Rudolfsheim-Fünfhaus gefunden. 

Die Ärztin Gabriele Possaner war die erste Frau, die an einer Universität Österreich-Ungarns promovieren durfte. | Foto: Kriechbaum/MeinBezirk
  • Die Ärztin Gabriele Possaner war die erste Frau, die an einer Universität Österreich-Ungarns promovieren durfte.
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Auch an die Grabstätte von Gabriele Possanner geht es beim Spaziergang. Wenn auch auf andere Art und Weise, hatte sie einen tragischen Lebensweg. Sie kämpfte hart darum, ihre Matura und schließlich ihr Medizinstudium abzulegen. Damit es anerkannt wird, legte sie alle Prüfungen sogar zweimal ab. Das Kämpfen zahlte sich aber aus, denn sie war die erste Frau, die an einer Universität Österreich-Ungarns promovieren durfte. 

Lustiger Abend führt zu Idee

Gabi Saeidi ist staatlich geprüfte Fremdenführerin. Seit mittlerweile sechs Jahren führt sie über den Zentralfriedhof. Zu Beginn fanden die Führungen hauptsächlich rund um Halloween statt. Die Idee dazu entstand an einem Abend mit Freunden. Sie fragten sich, ob es nicht lustig wäre, bei Nacht eine Führung am Friedhof zu machen. Saeidi war begeistert von der Idee, denn es "passt zu Wien, wie die Faust aufs Auge", erzählt sie. 

Nach einigen Gesprächen mit der Friedhöfe Wien GmbH, die nun Kooperationspartner sind, entstanden dann die Führungen. Die Nachfrage stieg schnell und viele Menschen nahmen auch mehrmals an den Führungen teil. Deshalb wurde der zweite Teil ins Leben gerufen, um noch mehr Themen abzudecken.

Beim Buchen muss man schnell sein, die Führungen sind äußerst beliebt. Mitbringen sollte man bequeme Schuhe und gute Nerven.  | Foto: Kriechbaum/MeinBezirk
  • Beim Buchen muss man schnell sein, die Führungen sind äußerst beliebt. Mitbringen sollte man bequeme Schuhe und gute Nerven.
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Mittlerweile finden jeden Samstag vier bis sechs Touren statt. Dafür arbeitet sie mit einem Team an Fremdenführerinnen und Fremdenführern zusammen. Ein neunköpfiges Team führt in den späten Stunden um den Simmeringer Friedhof. Wichtig ist es Saeidi zu erwähnen, dass wahre Geschichten erzählt werden, die gruselig sind oder Gruseln im Kopf auslösen. Der Zentralfriedhof soll aber keinesfalls zur Geisterbahn werden, es wird stets großer Respekt eingehalten.

Bis März finden die Führungen noch statt. Sie dauern jeweils zwei Stunden und kosten 42 Euro. Einen ermäßigten Preis von 32 Euro bezahlt man mit unter 19 bzw. über 65 Jahren. Das Mindestalter für die Teilnahme ist 14 Jahre. Mitnehmen sollte man bequeme Schuhe und gute Nerven. Zu den Terminen geht es hier. Es gilt aber schnell zu sein, die Touren sind nämlich äußerst beliebt.  

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