NÖ als Vorreiter
Wasserstoff als alternativer Antrieb der Zukunft
Erdgas, Diesel und Benzin - die meisten Fahrzeuge werden mit ebenjenen betrieben. Unternehmen setzen immer mehr auf strombetriebene E-Fahrzeuge. In Niederösterreich setzt man bereits auf eine weitere Antriebsart: Wasserstoff.
INDUSTRIEVIERTEL. Wasserstoff gilt als vielversprechender alternativer Antrieb und könnte eine entscheidende Rolle in der Mobilitätswende spielen. Als sauberer Energieträger produziert Wasserstoff bei der Verbrennung ausschließlich Wasser, was ihn zu einer umweltfreundlichen Alternative zu fossilen Brennstoffen macht.
Fahrzeuge, die mit Wasserstoff betrieben werden, nutzen Brennstoffzellen, die durch eine chemische Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie erzeugen.
Vor- und Nachteile gegenüber Strom
Die Vorteile von Wasserstoff sind vielfältig: Er ist leicht verfügbar, kann aus erneuerbaren Energien produziert werden und bietet eine hohe Energiedichte. Im Vergleich zu Batterien haben Wasserstoffautos eine größere Reichweite und können schneller betankt werden. Dies macht sie besonders attraktiv für den Schwerlastverkehr und lange Strecken, wo Elektrobatterien oft an ihre Grenzen stoßen.
Ein bedeutender Vorteil von Wasserstoff ist die Möglichkeit, ihn aus überschüssigem Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind- und Solarenergie zu erzeugen. Dies könnte helfen, die Energieversorgung zu stabilisieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Die Infrastruktur für die Produktion, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff muss weiterentwickelt werden. Derzeit sind Wasserstofftankstellen noch selten, und die Herstellung von grünem Wasserstoff ist kostenintensiv. Doch mit steigenden Investitionen und technologischen Fortschritten könnte sich dies bald ändern.
Erste Zapfsäule in Wr. Neudorf
Die OMV betreibt bereits fünf Wasserstofftankstellen in ganz Österreich. Die NÖ-weit einzige davon steht in Wiener Neudorf, Bezirk Mödling.
"Obwohl sich Wasserstoffautos nur langsam durchsetzen, verfügen wir mit diesen Tankstellen über wichtige Erfahrungen, die uns in die Lage versetzen, die Zahl der Tankstellen zu erhöhen, wenn die Nachfrage steigt.",
heißt es seitens Nicole Keltscha, Pressesprecherin der OMV auf MeinBezirk Anfrage.
Wasserstoff-Fahrzeuge sind dabei noch kaum auf den Straßen unterwegs. In Niederösterreich gab es 2023 nur ein einziges Fahrzeug, welches mit Wasserstoffantrieb zugelassen wurde.
Shell setzt auf (Bio-)LNG
Shell plant bis 2050 ein Unternehmen mit Netto-Null-Emissionen zu werden und fokussiert sich in Österreich auf den Ausbau des Shell Recharge Ladenetzes für Elektrofahrzeuge. Überdachte Ladestationen entlang der Autobahnen und bei ausgewählten BILLA-Filialen ermöglichen schnelles Aufladen mit erneuerbarem Strom.
Für den Schwerlastverkehr setzt Shell auf LNG und Bio-LNG.
"Als eines der wichtigsten Transitländer Europas spielt Österreich eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Mobilitätswende.",
so Shell-Pressesprecherin Sarah Entacher.
LNG reduziert CO2-Emissionen im Vergleich zu Diesel, während Bio-LNG durch den Einsatz von Biomethan aus landwirtschaftlichen Reststoffen noch größere Einsparungen ermöglicht.
Investitionen verachtfacht
bp hat im Februar 2020 angekündigt, sich von einem internationalen Öl- und Gasunternehmen zu einem integrierten Energieunternehmen zu wandeln, mit dem Ziel, bis 2050 oder früher ein netto-null Unternehmen zu sein. Der Anteil der jährlichen Investitionen in kohlenstoffärmere und transformative Bereiche ist von rund 3 % im Jahr 2019 auf rund 23 % im Jahr 2023 gestiegen. Zu den Wachstumsfeldern gehören Elektrisches Laden, Convenience, Biokraftstoffe, Wasserstoff und erneuerbare Energien & Strom.
In Österreich bietet bp bereits EV-Laden und Hydrotreated Vegetable Oil (HVO) an einigen Tankstellen an. In Deutschland testet die bp-Tochter Aral kohlenstoffärmere Kraftstoffe, wie Aral Futura, und ist mit Aral pulse ein führender Anbieter für ultraschnelles EV-Laden. Aral plant zudem die Einführung von HVO an ausgewählten Tankstellen. bp setzt sich für Technologieoffenheit ein und bietet ein breites und emissionsärmeres Energie- und Kraftstoffangebot.
Neue Herausforderungen
Mit den wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen kommen auch Neuerungen auf die Feuerwehr zu. Wie sich diese Herausforderung im Falle eines Unfalls darstellt, erklärt uns Hauptbrandinspektor Wolfgang Niederauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Schwadorf bei Wien:
"Die Speicherung des geruchlosen und farblosen brennbaren Gases erfolgt in speziellen Tanks. Diese Tanks sind für einen sehr hohen Druck ausgeführt, da Wasserstoff unter einem Druck von ca. 700 bar gespeichert wird. Im Crashfall sind diese Systeme sehr sicher und die Tanks selbst erlauben auch eine dementsprechende Verformung."
Für den Fall, dass ein wasserstoffbetriebenes Fahrzeug in Flammen aufgeht, gibt es eine Sicherheitseinrichtung, die auslöst und das Gas unter Druck in eine definierte Richtung abbläst. In weiterer Folge geht keine weitere Gefahr mehr von dem Gas aus, da es innerhalb weniger Minuten gänzlich abgeblasen wird.
"Für die Feuerwehren gibt es dennoch einige Herausforderungen, die es zu beachten gibt. Wasserstoff verbrennt mit einer farblosen Flamme, somit ist die sogenannte Jetflamme (entsteht bei der thermisch herbeigeführten Notentleerung) mit freiem Auge kaum sichtbar – hier sind Wärmebildkameras erforderlich. Jedoch ist der Notentleerungsvorgang sehr deutlich akustisch wahrnehmbar, weil es durch den hohen Druck (700bar) ein sehr deutlich wahrnehmbares Abblasgeräusch gibt.",
erklärt Wolfgang Niederauer im Gespräch.
Strom vs. Wasserstoff
Im Vergleich zu einem rein batterieelektrischen Fahrzeug ist der Fahrzeugbrand eines Wasserstoff/Brennstofffahrzeuges somit sicherlich rascher und einfacher zu löschen.
Bei reinen E-Fahrzeugen ist bei einem Batteriebrand die Zugänglichkeit zur Batterie das Problem, da die Batterien in einem wasserdichten Gehäuse verbaut sind und somit die Löschmaßnahmen durch die Feuerwehr erst bei einem sehr fortgeschrittenen Brand erfolgreich wirken.
"Es darf aber hier angemerkt werden, dass es nach wie vor nur sehr selten zu Batteriebränden in E-Fahrzeugen kommt.",
beruhigt Niederauer abschließend.
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