Nachlassversteigerungen
Wenn eine Tischuhr 12.000 Euro einbringt

- Richard Armstark leitet Nachlassversteigerungen.
- Foto: Armstark
- hochgeladen von David Ebner
Richard Armstark ist seit Jahrzehnten öffentlicher Versteigerer. Doch was genau bedeutet das überhaupt?
SCHÄRDING. Im Interview spricht Armstark über die seltene Tätigkeit, worauf es dabei ankommt und welche wertvollen Alltagsgegenstände er bisher schon versteigert hat.
Herr Armstark, seit wann sind Sie öffentlicher Versteigerer?
Armstark: Die Zulassung als Versteigerer habe ich bereits 1980 in Deutschland erhalten, von Schärding seit 1984.
Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen?
Der Anlass dazu war eben die Tatsache, dass es immer schon Situationen gegeben hat, wo die Erben nicht gewusst haben, wie sie mit der mobilen Hinterlassenschaft umgehen sollten. Und natürlich, wie sie diese bestmöglich verwerten könnten. Was kann man als Erbe tun, wenn man eine voll eingerichtete Wohnung hat? Wenn die verstorbenen Eltern etwa eine Menge an Möbeln, Bildern, Porzellan, Uhren, Teppichen und so weiter hinterlassen haben und diese Gegenstände zu schade sind, um sie zu entsorgen.
"Um die Kosten für Anzeigen, Internet-Seiten und Spesen zu decken, sollte jedenfalls ein Erlös von zumindest 5.000 Euro zu erwarten sein."
Wie läuft so eine Versteigerung dann genau ab? Welche Summen kommen da am Ende des Tages zusammen?
Mit den Versteigerungsberechtigten muss vor Beginn der Ablauf besprochen werden. Grundsätzlich sollte alles im Haus oder in der Wohnung entfernt werden, was nicht versteigert werden soll. Auch müssen eventuell gewünschte Wertuntergrenzen festgelegt werden, dann wird ein Vertrag erstellt. Vor Beginn können sich Interessenten alle Gegenstände vor Ort, aber auch bereits im Internet, ansehen. Bei der Versteigerung wird ein „Etwa-Preis“ ausgerufen. Die Bieter haben dann die Möglichkeit mitzubieten, also die Hand zu heben und ein Gebot abzugeben. Nach dreimaligem Aufruf heißt es dann „zum Dritten“ – der Zuschlag ist erteilt. Der jeweilige Betrag ist dann sofort in bar zu bezahlen und der Gegenstand gehört dem Erwerber. Um die Kosten für Anzeigen, Internet-Seiten und Spesen zu decken, sollte jedenfalls ein Erlös von zumindest 5.000 Euro zu erwarten sein. Sind hochwertige Teile wie Antiquitäten oder ähnliches dabei, gibt es nach oben keine Grenzen.
Wie viele derartige Versteigerungen haben Sie bisher durchgeführt?
In unserer Gegend habe ich rund zehn Versteigerungen durchgeführt, die meisten davon in Bayern.
Welche Eigenschaften sollte man als "Versteigerer" mitbringen?
Die wichtigste Eigenschaft ist sicher eine möglichst große Erfahrung in der Werthaltigkeit von allerlei Gegenständen. Schon bei der ersten Besichtigung einer Verlassenschaft sollte der Versteigerer den Auftraggebern eine grobe Schätzung des zu erwartenden Erlöses abgeben können. Er muss aber auch klar sagen, ob sich eine Versteigerung lohnt.
"Das Thema ist in Schärding und Österreich generell noch nicht so angekommen. Versteigerungen sind in Bayern offensichtlich mehr bekannt als bei uns."
Was war das bisher Kurioseste, das Sie versteigert haben?
Bei einer Versteigerung einer alten Schlosserei waren viele alte Maschinen, Werkzeuge und Schrauben vorhanden. Da wurden für uralte Bohrmaschinen aus den 60er- und 70er-Jahren teilweise mehr bezahlt, als der Preis für eine neue Maschine.
Sie machen die Versteigerungen ja hauptsächlich in Bayern. Warum nicht in Schärding?
Das Thema ist in Schärding und Österreich generell noch nicht so angekommen. In Bayern ist das seit jeher mehr verbreitet. Versteigerungen sind in Bayern offensichtlich mehr bekannt als bei uns, deshalb gibt es dort die meisten Aufträge.
Was war der bisher teuerste Gegenstand, den Sie als Versteigerer an den Mann gebracht haben?
Bei einer Versteigerung in München gab es den Nachlass eines Sammlers zu versteigern, welcher auch in Österreich immer wieder Antiquitäten gekauft hatte. Eine sogenannte Tischuhr Augsburg 18. Jahrhundert erreichte dabei einen Preis von 12.000 Euro.
Was passiert eigentlich, wenn NS-Devotionalien gefunden werden?
Sind Waffen oder NS-Devotionalien vorhanden, sind die gesetzlichen Vorgaben streng einzuhalten.


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