Vorzeigebetrieb in Steeg
Der Milchunverträglichkeit den Kampf angesagt
Außerhalb des Steeger Siedlungsgebietes, im Ortsteil Welzau gelegen, findet man den Bauernhof der Familie Hammerle. Das Thema "Ökologische Zukunft" wird hier auf besondere Weise gelebt.
STEEG. Die obersten Vertreter der Landwirtschaftskammer touren regelmäßig durch das Land. Gemeinsam mit den Bezirksvertretern besucht man landwirtschaftliche Betriebe, die anders sind, als die anderen.
Das Staunen war groß
LK-Präsident Josef Hechenberger, Landesbäuerin-Stv. Andrea Lechleitner, LK-Bezirksobmann Christian Angerer, Bezirksbäuerin Elke Klages und weitere Vertreter der Bezirkslandwirtschaftskammer Reutte fragen nicht nur einmal nach: "Und das geht?" "Wie funktioniert das?" "So etwas hab ich noch nie gehört!"
Ein ganz besonderer Hof
Es sind ganz spezielle Produktionsabläufe am Hof der Familie Hammerle, die das tägliche Leben bestimmen. Die ganz großen Nutznießer davon sind die Tiere am Hof. Sie leben in einem echten Paradies. 2019 wurde der Hof dafür mit dem "Tierwohlpreis" ausgezeichnet.
Der Aufwand ist groß
Was den Tieren gut tut, ist für die Familie, die sich geschlossen am Hof einbringt, mit viel Arbeit verbunden. Der Stall wird laufend gereinigt; die Rinder können frei entscheiden, wann sie ins Freie wollen - auch im Winter ist die Stalltüre für sie geöffnet. Wenn es ans Melken geht, wird alles unternommen, dass sich die Kühe wohlfühlen. Dreimal am Tag wird Futter eingestreut. Im Sommer sind die Tiere dann auf den Weiden und umliegenden Almen.
Der Mehraufwand macht sich u.a. dadurch bemerkbar, dass sich im Tierbestand der Familie Hammerle auch alte Kühe finden, die dennoch mit herausragenden Milchleistungen hervorstechen.
Milchverarbeitung der anderen Art
Tierhaltung und Milcherzeugung sind es aber nicht alleine, die den Hof der Familie Hammerle so besonders machen. Es ist die Milchverarbeitung, die sich von anderen Betrieben abhebt.
Hier ist Ewald Hammerle der Tüftler und Fachmann am Hof. Von klein auf war er mit Begeisterung dabei, wenn er seinen Eltern Marlene und Herbert helfen durfte. Später arbeitete er fünf Jahre in Vorarlberg im Sennereibereich, erwarb viel Wissen, und setzt dieses jetzt am eigenen Hof ein.
Kampf der Milchunverträglichkeit
Ihn störte, dass viele Menschen heute mit Milchunverträglichkeit zu kämpfen haben, und so begann er zu experimentieren, suchte und fand Möglichkeiten, wie man Joghurt und Trinkjoghurt so herstellen kann, dass sie niemandem mehr unangenehm im Magen liegen. "Ich habe nicht die eine Superidee gehabt, vielmehr ist es die Aneinanderreihung vieler Faktoren, die die Produkte bekömmlich machen", erzählt Ewald Hammerle.
Spezielle Bakterienkulturen gehören dazu, ganz wichtig ist aber die enorm kurze Verarbeitungszeit: Die Milch rinnt auf direktem Weg von der Melkstation in neu gebaute Verarbeitungsräumlichkeiten. So kann die Milch, ohne vorher abgekühlt zu werden, verarbeitet werden. Das - und manch anderes - machen die Spezialitäten der "Senn-Milch" so bekömmlich.
Zahl der Abnehmer wächst
Sobald aus der Milch Joghurt, bzw. Trinkjoghurt hergestellt sind, wird alles abgepackt und natürlich beginnt ab hier eine geschlossene Kühlkette, die bis in die Regale von inzwischen 25 Geschäften im ganzen Lechtal, im Raum Reutte, im Tannheimer Tal, im nahen Allgäu und ebenso im Bregenzer Wald, reicht. Auch Gastronomiebetriebe und viele private Abnehmer zählen zu den Kunden. Letztere werden auf Wunsch direkt beliefert, mit Joghurt, Trinkjoghurt und Fleischspezialitäten vom eigenen Hof. Die Vermarktung findet unter dem Namen "Senn-Milch" statt.
Die ganze Familie arbeitet mit
All das funktioniert, weil die ganze Familie an einem Strang zieht. "Herrlich", sagt Herbert Hammerle, der den Hof seit dem Jahr 2000 mit seiner Frau Marlene führt. Auch die Kinder und langsam auch die Enkelkinder sind mit Begeisterung dabei.
Viele Ideen für die Zukunft
Für die Zukunft kann man sich in der Steeger Welzau noch so einiges vorstellen. Im Moment ist man aber voll ausgelastet. Pläne werden dennoch geschmiedet: Wo Milch ist, ist die Käseerzeugung nicht weit entfernt. Ewald Hammerle hat jedenfalls schon eine Möglichkeit gefunden, wie man Käse vakuumieren kann, so dass er deutlich länger haltbar ist, als man das derzeit kennt.
Besser informiert
Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at
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