Klimaschutz
Speicherteich in Wagrain soll Sonnenstrom erzeugen
Österreichs erste schwimmende Photovoltaikanlage soll auf Wagrainer Speicherteich entstehen.
WAGRAIN, FLACHAU. Rund 200 Speicherteiche gibt es im Bundesland Salzburg, die als Wasserspeicher für Beschneiungsanlagen dienen. Diese künstlichen Wasserreservoirs liegen meist in Gipfelnähe. Der Salzburger Energieberater Rupert Fuchs tüftelt seit einem Jahr an einer schwimmenden Photovoltaikanlage für Speicherteiche; Konkret am aufgelassenen Speicherteich 3 unterhalb der Lisa Alm in Flachau. Hier schwimmt eine selbstgebaute Photovoltaikanlage und liefert erste zufriedenstellende Ergebnisse an Erfinder Fuchs und Snow Space Salzburg Vorstandsvorsitzenden, Wolfgang Hettegger.
35 Prozent mehr Ertrag als bei fix montierten Anlagen
"Die Annahme, dass der Ertrag bei schwimmenden Elementen wesentlich höher sein wird, als bei fix montierten Modulflächen, hat sich bestätigt", sagt Fuchs. "Der See kühlt die Module, die sonst bei Erhitzung Leistung einbüßen. Dazu erhöht die Spiegelung des Sees den Ertrag." Fuchs rechnet mit über 35 Prozent mehr Ertrag als bei fix montierten Anlagen. "Wenn man die Elemente flexibel der Sonne nach ausrichten kann, sind es noch mehr", erklärt der St. Johanner. Mit Seilen und einem Motor funktioniere das beim Prototyp bereits.
Strom für 100 Haushalte liefern
Das Projekt scheint so vielversprechend, dass Fuchs und Hettegger eine Versuchsanlage auf einem größeren See, dem Niederbergsee in Wagrain, planen. Rund ein Drittel des Sees soll mit den schwimmenden Modulflächen (300 Kilowatt-Peak) belegt werden, um damit rund 400.000 Kilowattstunden Strom zu erzeugen. Das ist Strom für ca. 100 Haushalte.
Infrastruktur ist bereits vorhanden
Die Nutzung der Speicherseen für die Stromerzeugung erscheint Wolfgang Hettegger gleich in mehrerlei Hinsicht sinnvoll: "Mit der Doppelnutzung als Wasserreservoir und Photovoltaikfläche müssten keine zusätzlichen Naturflächen erschlossen werden, zudem kann die Beschneiungs-Infrastruktur mitgenutzt werden. Es sind also keine neuen Stromleitungen oder Straßen notwendig."
"Für dieses ambitionierte Vorhaben engagieren wir uns aktuell in einer Vielzahl von Projekten, die es uns ermöglichen unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. "
Wolfgang Hettegger, Vorstandsvorsitzender Snow Space Salzburg
Winter ist herausfordernd
"Für die Versuchsanlage müssen jetzt Profis ans Werk, um Berechnungen und Zeichnungen anstellen, die man später für eine Umsetzung auch einreichen kann", sagt Fuchs. "Dem Versuchsverfahren stehen die Behörden für Wasserrecht, Natur- und Umweltschutz wohlwollend gegenüber." Die größte Herausforderung bei diesen Projekten sei das Sinken des Wasserstandes im Winter, sagt Fuchs. Denn die Anlage soll auch im Winter Strom produzieren. Durch das kalte Wasser könnte der Ertrag dann sogar noch höher sein. Ziel wäre es, dass die Anlage im Winter mit dem Wasserstand sinkt und dann am Grund liegenbleibt. "Dann kann man sie zwar nicht mehr drehen, aber ich würde sie nach Süden ausrichten und fixieren", erklärt Fuchs.
"Mir geht es darum, diese Idee voranzutreiben. Jede Modulfläche, die wir irgendwo aufstellen können, bringt uns nachhaltige Stromproduktion."
Rupert Fuchs, Ideengeber
Anlage 2023 zu Wasser lassen
Den Winter über wird er den Prototyp am Speicherteich 3 weiter testen. Im nächsten Jahr hofft man, die erste schwimmende Photovoltaikanlage Österreichs am Niederbergsee in Wagrain zu Wasser lassen zu können.
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