Heiße Debatte
Sportwetten sind in Österreich "Geschicklichkeitsspiele"

- Dass Sportwetten als "Geschicklichkeitsspiele" gelten, bringt Gefahren für die Konsumenten mit sich.
- Foto: Land Salzburg
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Wenn beim Verfolgen eines Fußballmatches plötzlich das eigene Vermögen auf dem Spiel steht, sind häufig Sportwetten schuld. Dass diese nicht unter das Glücksspielgesetz fallen, bringt einige Probleme mit sich.
SALZBURG. Eine hitzige Diskussion läuft aktuell vor Beginn der Fußball-EM rund um Sportwetten. Weil Sportwetten nicht als Glücksspiele, sondern als "Geschicklichkeitsspiele" eingestuft werden, unterliegen sie nicht dem Glücksspielgesetz. Das hat vielseitige Folgen. Zudem sind die Regelungen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Beispielsweise dürfen in Salzburg keine anonymen Wetten abgegeben werden, während in Oberösterreich erst bei Wetten ab 50 Euro eine Identifikationspflicht herrscht.
Gewinner bleiben die Wettbüros
Auch wenn große Gewinne verlockend erscheinen, ist nur ein Gewinner ganz gewiss: das Wettbüro. Durch das Sammeln von Informationen, Quotenrechnungen und durch das Vermitteln der Wetten an sich erschaffen sie sich einen großen Vorteil. Weil die Wettbüros die Quoten bestimmen und bei zu großem Risiko einfach ablehnen können, bleiben sie die einzigen mit sicherem Gewinn. Diesen Gewinn setzen sie wiederum ein, um Sportler, Funktionäre und Sportvereine zu sponsernund machen den Sport immer mehr abhängig von Wettkonzernen. Die Fußball-EM hat heuer auch erstmals mit Betano, einer österreichischen Firma, einen Sportwettanbieter als Hauptsponsor. Allerdings wurde Betano vor Kurzem wegen illegalen Glücksspiels in Deutschland rechtskräftig verurteilt.
An den Staat abliefern müssen Wettunternehmen neben Steuern zwei Prozent in Form von Gebühren auf Wetteinsätze. Würden Sportwetten wie Glücksspiele behandelt werden, müssten die Unternehmen 16 Prozent des Rohertrages an die Republik Österreich zahlen – beim Rohertrag sind allerdings schon erste Ausgaben abgezogen und er ist deshalb kleiner als die Summe der Wetteinsätze.

- Sportwetten sind für die Wettbüros ein lukratives Geschäft, für Wettsüchtige sind die ein Teufelskreis.
- Foto: Land Salzburg/Franz Neumayr
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Auswirkungen der Regelung
Neben steuerlichen Vorteilen hat die Einstufung von Sportwetten als "Geschicklichkeitsspiel" auch zur Folge, dass es keine ausreichenden Regelungen rund um Spielerschutz gibt. Deshalb werden auch kaum Maßnahmen zur Prävention von Spielsucht im Bereich der Sportwette gesetzt. Das hat fatale Folgen, erklärt Natalie Hangöbl, Klubobfrau der KPÖ Plus: "Wir sehen in unseren Sprechstunden immer wieder, wie Betroffene durch ihre Spielsucht ihre Existenz und ihre Familien verlieren. Während die Glücksspielkonzerne mit den Sportwetten riesige Profite einfahren, bedeutet es für die Gesellschaft enorme Folgekosten."

- Natalie Hangöbl ist die Klubobfrau der KPÖ Plus.
- Foto: Roberta Jelinek
- hochgeladen von Nicole Hettegger
Wettsucht
Wettsüchtige gibt es laut dem Dossier immer häufiger. Sie sind den Versprechen der Wettbüros über große Gewinne verfallen und können nicht aufhören, weitere Wetten zu tätigen. Der Glaube, man könnte mit seinem eigenen Wissen und einer Taktik gewinnen, trügt. Viele Wettsüchtige sind jedoch von ihrem eigenen Wissen so überzeugt, dass sie für jedes Verlieren einen anderen Schuldträger – sei es das Wetter oder der Schiedsrichter – suchen. Diese kognitive Verzerrung wirkt wie eine Beschleunigung und verschlimmert die Sucht nur weiter.
Folgen für Betroffene sind nach Angaben der Spielsuchthilfe Wien am häufigsten Verschuldungen, gefolgt von Persönlichkeitsveränderungen. Auch auf sozialer Ebene leiden die Betroffenen, etwa am Verlust einer Beziehung oder Konflikten innerhalb der Familie. Bei rund einem Viertel der Wettsüchtigen kommt es zum Verlust des Arbeitsplatzes.
Besonders gefährlich sind Onlinewetten. Hier erfolgt die Wettabgabe schneller, anonymer und man kann bei unzähligen Ligen einen Tipp abgeben.

- Onlinewetten stellen eine besondere Gefahr dar.
- Foto: Pixabay
- hochgeladen von Nicole Hettegger
Hilfe für Betroffene
Auch wenn es für Wettsüchtige wenige eigene Angebote gibt, können sie dieselben Hilfsangebote wie Spielsüchtige in Anspruch nehmen. Am Uniklinikum Salzburg gibt es eine Fachambulanz für Glücksspielsucht sowie Computer- und Internetnutzungsabhängigkeit. Ebenfalls in Salzburg trifft sich eine Spielsuchtgruppe der Suchthilfe Salzburg. Von der Organisation Spielsuchthilfe gibt es verschiedene Beratungsangebote, unter anderem eine Onlineberatung.
Neuigkeiten aus dem Bundesland Salzburg findest du HIER.
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