Mariasdorf
Bürgermeister Reinhard Berger verabschiedet sich nach 20 Jahren

- Reinhard Berger ist seit 20 Jahren Bürgermeister der Marktgemeinde Mariasdorf.
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Reinhard Berger verabschiedet sich nach der Gemeinderatswahl nach 20 Jahren als Bürgermeister und wird 2023 auch als Amtsleiter in den Ruhestand treten.
MARIASDORF. Seit 1. Feber 1983 ist Reinhard Berger im Gemeindeamt Mariasdorf tätig, viele Jahre ist er bereits Amtsleiter. Seit Oktober 2002 ist der Grodnauer Bürgermeister der Marktgemeinde. Bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen tritt er nicht mehr an. Im Frühjahr 2023 verabschiedet er sich auch aus der Gemeindestube.
Im exklusiven MeinBezirk.at/BezirksBlätter-Interview spricht der Langzeitbürgermeister über besondere Momente und was er in der Zukunft noch alles plant.
MeinBezirk.at/BezirksBlätter: Wie kam es dazu, dass du Bürgermeister wurdest?
Reinhard Berger: Damals war Karl Kreimer schon 20 Jahre Bürgermeister und Helmut Bieler fragte mich 2002, ob ich es mir vorstellen kann, als Bürgermeister bei der Wahl anzutreten. Ich meinte, einer aus einem Ortsteil, ob das klug ist? Ich wusste natürlich als langjähriger Mitarbeiter in der Gemeinde, was auch mich zukommt, aber auch nicht alles. Ich habe mich dann aber entschlossen, zu kandidieren, um für die Bevölkerung etwas zu bewegen und wurde dann auch gewählt.
Wie hat sich in den 20 Jahren die Gemeindepolitik bzw. auch das Bürgermeisteramt verändert?
Die Situation ist heute schon ganz anders. Es war früher sicher vieles einfacher. Im Laufe der Jahre wurde immer mehr an Aufgaben vom Bund und Land an die Gemeinden abgeladen. Der Aufwand ist enorm und steigt ständig - sowohl im personellen als auch im finanziellen Bereich. Dabei werden die Zuwendungen immer weniger.
Wie funktionierte die Zusammenarbeit in der Gemeindepolitik?
Es waren diesbezüglich 20 schöne Jahre, in den wir Vieles umsetzten. Ich darf auch sagen, dass die Zusammenarbeit fraktionsübergreifend sehr gut war. Ich denke, 99,9 Prozent der Beschlüsse fielen einstimmig. Ich war stets offen für Vorschläge aus anderen Fraktionen und wenn etwas gut für die Gemeinde und Bevölkerung war, haben wir es gemeinsam umgesetzt - und das ohne Abänderungsanträge wie es in der hohen Politik oft der Fall ist.
Welche Projekte wurden in den 20 Jahren umgesetzt?
Wir haben beispielsweise das Wasserleitungssystem modernisiert, den Bauhof errichtet, Kommunalfahrzeuge angeschafft. Das Rückhaltebecken in Tauchen war ein über mehrere Jahre laufendes Großprojekt, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten. Wir haben auch das neue Gemeindeamt im Gebäude der Raiffeisenbank 2020 errichtet, nachdem diese geschlossen wurde und wir das Haus gekauft hatten. Die Ganztagesbetreuung für die Kinder wurde geschaffen. Im Kindergarten sind wir bei der Heizung auf Pelletts umgestiegen. Die Straßenbeleuchtungen wurden auf LED umgestellt, zahlreiche Bauplätze geschaffen und auch Straßen saniert bzw. neu errichtet. All das war schon auch eine finanzielle Kraftanstrengung.
Zudem wurden in allen Ortsteilen Kinderspielplätze errichtet und saniert. Die Feuerwehren Bergwerk und Neustift sind in meiner Zeit auch fusioniert worden.
Gibt es eine Sache, auf die du ganz besonders stolz bist?
Ja, ich bin wirklich stolz, dass wir im Bezirk einen Standesamtsverband zusammenbrachten. Das war mir persönlich ein großes Anliegen und ich bin bis heute überzeugt, dass es eine wirklich gute Sache für alle Gemeinden ist. Anfangs waren manche noch skeptisch, mittlerweile sind aber alle beteiligten Gemeinden überzeugt, dass das eine gute Entscheidung war. Der Verband funktioniert.

- Reinhard Berger mit seinem Team im Gemeindeamt: Heidi Schriebel, Bgm. Reinhard Berger, Sonja Beck und Sabine Nothnagel
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Gab es in diesen 20 Jahren besondere Momente für dich als Bürgermeister?
Es gab schon einige bewegende Dinge. Die Errichtung vom Kindergarten Mariasdorf und Grodnau waren wie ein Volksfest. Das war damals einfach bewegend und großartig, war es doch eher am Beginn meiner Tätigkeit. Die Übersiedelung vom alten ins neue Gemeindeamt, wo es dann einen wunderbaren Tag der offenen Tür für die Bevölkerung gab, war ebenfalls ein schönes Erlebnis. Ein weiterer sehr emotionaler Moment war der Empfang für unseren damaligen U16-Doppeleuropameister Stefan Glavanovits vom ESV ASKÖ Tauchen. Das war 2012. Übrigens feiert der ESV Tauchen heuer das 70-jährige Bestehen.
Gab es auch negative Erlebnisse?
Ja, natürlich gab es auch weniger schöne Dinge. Für mich persönlich war der Tod eines Gemeindemitarbeiters im Vorjahr das schrecklichste. Dieser verstarb an Covid.
Und nach 20 Jahren ist nun Schluss?
Ja, ich denke, 20 Jahre sind genug. Es ist nun wichtig, dass junge engagierte Leute die Zügel in die Hand nehmen und neuen Schwung mitbringen. Ich freue mich auch, dass mit Wolfgang Nothnagel ein junger und dynamischer neuer Spitzenkandidat gefunden wurde. Er ist auch ein Vereinsmensch.
Welchen Wunsch hast du an deine politischen Nachfolger für die nächste Jahre?
Ich hoffe und wünsche mir, dass die gute Zusammenarbeit und der gemeinsame Weg weiterhin erhalten bleibt. Davon profitiert die Bevölkerung, weil etwas umgesetzt werden kann. Die Zeiten werden wohl kaum einfacher, darum braucht es den Zusammenhalt. Aus meiner langjährigen Erfahrung heraus kenne ich aus anderen Gemeinden auch völlig konträre Beispiele, wenn nur gestritten wird. Das bringt weder den Funktionären noch der Bevölkerung etwas.
Abschließend noch eine Frage - was wirst du im zukünftigen "Unruhestand" machen?
Ich bin noch bis November im Amt und werde dann meinen Urlaub abbauen, bis ich mich dann im Mai endgültig in den Ruhestand verabschiede. Ich werde viel Radfahren und Walken und meinem Hobby der Jagd nachgehen, wofür ich die letzten Jahre nur wenig Zeit hatte. Ich werde auch im Garten was machen, da gibt es immer was zu tun. Wir wollen uns auch einen Hund anschaffen. Natürlich werde ich wieder mehr Zeit mit meiner Frau verbringen und gemeinsam viel unternehmen. Wir wollen unseren Sohn in Irland besuchen und werde sicher viel Zeit mit meinem Enkerl verbringen.


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