Schlaining: Tage jüdischer Kultur & Musik
KLANGherbst auf Burg Schlaining
Den KLANGherbst - Tage jüdischer Kultur und Musik auf Burg Schlaininig - organisierten auch heuer wieder vorbildlich Gerhard Krammer, Werner Glösl vom Verein Zukunft Schlaining und das KLANGherbst Team - vom 6. bis 9. November 2023.
STADTSCHLAINING. Das Festival KLANGherbst wurde rund um das Gedenken an das gewalttätige Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung im November 1938, die sogenannte "Novemberpogrome", vor fünf Jahren ins Leben gerufen.
Dem Festival-Team rund um Gerhard Krammer ist es wichtig, dass auch die junge Generation die Möglichkeit hat, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Im Rahmen des LEADER+ Projektes "Schtettl" wurde der Stellenwert von Musik in Zusammenhang mit dem Lebensalltag der Jüdinnen und Juden reflektiert und von Stadtschlaining aus im europäischen Kontext betrachtet. Dafür konnten hochkarätige ReferentInnen wie Katharina Osztovits oder Sabine Bakholdina gewonnen werden.
Finale Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht
Mit einer Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen gemeinsam mit dem CONCENTRUM und Uni.-Prof. Markus Tiwald klang das gut besuchte Festival am 9. November im Engelsaal der Burg Schlaining aus.
Der 9. November ist der Tag der Reichspogromnacht, von den Nazis zynisch "Reichskristallnacht" genannt, an dem vor 85 Jahren Nazischergen über tausend Synagogen in Brand gesetzt und danach jüdische MitbürgerInnen in Konzentrationslager deportiert haben.
Markus Tiwald, katholischer Theologe und Universitäts-Professor für Neues Testament versucht, antijüdische Stereotypen aus unseren Schulbüchern und aus unseren Narrativen zu entfernen, denn auch das Christentum hat mit einer über Jahrhunderte gehenden falschen Bibelauslegung viel dazu beigetragen, dass diese Katastrophe passieren konnte.
"Bücher lassen sich leicht umschreiben - schwieriger ist, unsere Herzen neu zu fassen", so Tiwald.
Es begann mit "Grüß mich Gott".
Zum KLANGherbst-Auftakt konnte Gerhard Krammer, Christoph Wagner-Trenkwitz und Georg Wacks begrüßen. Die zwei Künstler bescherten mit literarisch-jüdischem Kabarett die Festival-Besucher mit einer Hommage an Fritz Grünbaum einen unvergesslichen Abend.
Fritz Grünbaum war der Lehrmeister von Karl Farkas, mit dem er die legendären Doppelconférence erfunden hat.
Der meisterhafte Conférencier Christoph Wagner-Trenkwitz - er ist wahrscheinlich der authentischste und leichtfüßigste Grünbaum-Interpret - beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit dem brillanten Dichter. Beim KLANGherbst-Auftakt versetzte er gemeinsam mit Georg Wacks und dem Ensemble Alberto Verdi das Publikum in Kabarett- und Heurigenstimmung.
ABOUT Mendelssohn
Die bekannte Film- und Theaterschauspielerin Julia Stemberger und ihr Schauspielkollege Michael Dangl begegneten sich beim KLANGherbst in einem Zwiegespräch zwischen Felix & Fanny Mendelssohn im Jenseits. Dabei sprechen beide zum ersten Mal ganz offen aus, worüber sie im Leben geschwiegen haben.
Friedrich Kleinhapls Frau, die Autorin Heidrun Maya Hagn lässt in "About Mendelssohn" gleichzeitig die fesselnde Geschichte der beiden Genie-Geschwister wieder auferstehen und die bereichernde aber auch abstoßende Welt in der sie lebten.
Musikalisch interpretiert wurde der Text von Heidrun Maya Hagn - im Zwiegespräch zwischen Julia Stemberger und Michael Dangl - von Friedrich Kleinhapl und Kim Barbier.
Musik vom Fürstenhof in die Synagoge
Gerhard Krammer, Mitorganisator des KLANGherbstes begrüßte im Engelsaal der Burg Schlaining Schüler aus Pinkafeld und Oberschützen und erklärte worauf sich das Festival begründet, das es seit fünf Jahren im Herbst gibt. "Der 9. und 10. November sind Tage, die in unserer Geschichte sehr negativ behaftet sind - die Tage der sogenannten Reichspogrome. Als wir mit dem Projekt "Schtettl" begonnen haben, war uns in keinster Weise bewusst, dass die Aktualität des Themas im November 2023 so groß sein wird, wie wir sie derzeit vorfinden".
Gerhard Krammer begab sich mit den Schülern auf eine Zeitreise durch die jüdische Geschichte und ihre Musik. Die jüdische Geschichte von Schlaining geht weit zurück ins 16. und 17. Jahrhundert nach Mantua. Hier wurde um das Jahr 1570 der Musiker und Komponist Salomone Rossi geboren. Er wird die Trisonate "erfinden" und für kurze Zeit die liturgische Musik in den jüdischen Synagogen Norditaliens grundlegend verändern.
Junge hochtalentierte Musiker aus Italien ließen die Schüler in die musikalische Zeit von Salomone Rossi und Felix Mendelssohn eintauchen.
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