Klinik Oberpullendorf
Dem Stoma seinen Schrecken nehmen

- DGKP, KSB Manuela Fazekas mit ihrem Stomabeutel und dem Modell eines künstlichen Darmausgangs.
- Foto: Gesundheit Burgenland
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Seit zehn Jahren zeigt Diplompflegerin Manuela Fazekas in der Klinik Oberpullendorf ihren Patientinnen und Patienten, dass das Leben auch mit einem künstlichen Darmausgang lebenswert sein kann.
Vor allem mit Ängsten und Sorgen kommen Patientinnen und Patienten zu Manuela Fazekas nach Oberpullendorf in die einzige burgenländische Stoma-Beratungsstelle – ob sie nun die adäquate Versorgung und Pflege oder das veränderte Körperbild betreffen. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Kontinenz- und Stomaberaterin versucht seit zehn Jahren in der Stoma-Ambulanz mit Vorurteilen aufzuräumen: „Ich sage meinen Patientinnen und Patienten immer: Sie können mit einem Stoma genauso leben, wie bisher. Das alltägliche Leben verändert sich kaum. Arbeiten, Sport oder auch Kinderwunsch sind weiterhin möglich. Ich nehme mir Zeit für Fragen, Ängste und Sorgen. Meine Patientinnen und Patienten sind mit der neuen Lebenssituation nicht alleine.“
Kürzerer Aufenthalt bei OP
Bis zu 300 Patientinnen und Patienten kommen pro Jahr zur Beratung in die Ambulanz – entweder vor einem Eingriff, wenn sie wissen, dass sie ein Stoma bekommen werden oder nach der Operation, wo die Schulung zur Selbstversorgung im Mittelpunkt steht.
Die Gründe für ein Stoma sind unterschiedlich. Meist braucht man einen künstlichen Darmausgang wegen der Diagnose Darmkrebs, wenn ein Teil des Darms operativ entfernt wird, bei Darmverschluss zur Entlastung des Darms oder bei einer Divertikel-Erkrankung (Ausstülpungen des Dickdarms). „Es kommen auch Personen, die seit Jahren im Rollstuhl sitzen und sich freiwillig für ein Stoma entscheiden“, weiß Fazekas.

- Oben links: Ein Stomamodell (künstlicher Darmausgang). Unten links: Ein einteiliges, geschlossenes System des Stomabeutels, das nach jedem Stuhlgang gewechselt werden muss. Mitte: Ein zweiteiliges System des Stomabeutels mit Ausstreifmöglichkeit, das drei Tage lang verwendet werden kann. Rechts: Ein einteiliges Stomabeutel-System mit Ausstreifmöglichkeit, das ebenfalls drei Tage lang verwendet werden kann. Alle angeführten Versorgungsprodukte haben schon einen eingebauten Kohlefilter, sodass keine Geruchsbelästigung entsteht.
- Foto: Gesundheit Burgenland
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Unterschieden wird zwischen einem rückoperierbaren Stoma und einem fixen Stoma. Letzteres wird benötigt, wenn der Schließmuskel mitbetroffen ist. Die Verweildauer im Krankenhaus hat sich in den vergangenen Jahren durch verbesserte Operationsmethoden reduziert. Fazekas: „Früher waren manchmal drei Wochen Klinik-Aufenthalt notwendig, heute können Patientinnen und Patienten nach einem laparoskopischen Eingriff teilweise nach einer Woche wieder nach Hause entlassen werden.“
Rundum-Betreuung möglich
Heuer blickt die Stoma-Ambulanz in der Klinik Oberpullendorf auf ihr zehnjähriges Bestehen zurück. Was hat sich in dieser Zeit alles geändert? „Als wir begonnen haben, war das Beratungsangebot eingeschränkter. Heute sind wir in unserem Haus bestens vernetzt und der Patient bekommt die notwendige Unterstützung aus erster Hand“, antwortet Manuela Fazekas. Bei Fragen nach der richtigen Ernährung hilft die Diätologin der Klinik. Wer ein Beckenbodentraining benötigt, wendet sich an die Physiotherapeutinnen und für die passende psychologische Betreuung ist auf Wunsch ebenfalls gesorgt. Die Stoma-Ambulanz ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 13 Uhr erreichbar, Termine werden nach telefonischer Voranmeldung vergeben (05 7979 34930).

- Der Stomabeutel wird mit einem Klebeteil rund um den künstlichen Darmausgang angebracht. Danach kann der Beutel auch in der Hose versteckt werden, sodass die Stomaversorgung unter der Kleidung nicht sichtbar ist.
- Foto: Gesundheit Burgenland
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Persönlicher Kontakt ist gelebte Praxis
Welche Eigenschaften muss eine Stoma-Beraterin mitbringen? „Ein Gespür für die Menschen und Geduld sind unerlässlich“, weiß Fazekas. Der persönliche Kontakt ist ihr wichtig, es gibt Patientinnen und Patienten, die sie seit dem Start der Ambulanz kennt und betreut. „Eine Dame war erst kürzlich wieder da und hat gesagt: Ohne dich würde ich nicht mehr leben.“ Andere schicken Grüße aus dem Urlaub oder kommen nach dem Ableben von Angehörigen extra noch einmal vorbei, um sich für die Betreuung zu bedanken. „Da fließen natürlich ab und zu Tränen, aber es ist die schönste Wertschätzung, die man für seine Arbeit bekommen kann.“



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