Kampf gegen Spekulanten: Jois beschließt Baustopp
Viele Gemeinden im nördlichen Burgenland verzeichnen enorme Zuwachsraten bei den Einwohnern. Dies ist auch mit Herausforderungen verbunden. Zuletzt kam es in der Marktgemeinde Jois zu einem vermehrten Anstieg von Anfragen etwaiger Investoren mit überdimensionalen Wohnprojekten. Jetzt hat der Gemeinderat, gemeinsam mit den Stimmen aller Fraktionen (ÖVP, SPÖ und GFJ), einen Baustopp für das gesamte Ortsgebiet für die nächsten zwei Jahre erlassen. Kleine Teilbereiche sind davon ausgenommen. Nur mehr ein bedarfsgerechtes Wachstum im Sinne der Joiser Bevölkerung wird künftig zugelassen werden.
Der seit 2017 regierende Bürgermeister Hannes Steurer, hat es sich zum Ziel gesetzt, das rasante Bevölkerungswachstum einzubremsen und für eine nachhaltigere sowie gesündere Dorfentwicklung zu sorgen. Die jüngste Maßnahme wurde gesetzt, um diesem Vorhaben weiter nachzukommen. „Aufgrund der zunehmenden Nachfrage sind die Quadratmeterpreise zuletzt enorm Höhe geschossen, wie auch in anderen umliegenden Gemeinden. Diese Entwicklung hat sich durch Spekulanten verschärft, welche die Preise auf ein immer höheres Niveau getrieben haben. Bei diesen enormen Summen können sich leider immer weniger Normalbürger einen Bauplatz leisten. Zuletzt wollten Investoren etwa mitten im Ortszentrum einen dreistöckigen Wohnblock mit 17 Wohneinheiten errichten, in einer bereits überlasteten Straße. Die angespannte Parkplatzsituation hätte sich dadurch drastisch verstärkt. Auch in anderen Teilen von Jois wollten Investoren rund 20 Wohneinheiten mit drei Stockwerken errichten, die auch nicht ins Ortsbild passen. Wir haben deshalb einstimmig im Gemeinderat die Stopptaste gedrückt und einen Baustopp erlassen. Die Infrastruktur unserer Weinbaugemeinde darf nicht überlastet werden. Priorität hat derzeit die Nachrüstung der örtlichen Grundeinrichtungen, wozu insbesondere der Kindergartenzubau zählt. Wir werden unsere Bürger vor den drohenden Fehlentwicklungen und Spekulanten schützen, deshalb setzen wir jetzt diesen drastischen Schritt. In den nächsten Jahren werden wir daher nur mehr bedarfsgerechte Bauvorhaben im Ort zulassen. Wir verhindern damit den Ausverkauf unserer Gemeinde und sichern ihr eine gesunde und nachhaltige Entwicklung im Sinne der Joiser Dorfgemeinschaft. Unser Jois soll eine lebenswerte Weinbaugemeinde bleiben!“, hält Bürgermeister Hannes Steurer fest.
Sämtliche Bauvorhaben werden künftig vorgeprüft und müssen danach vom Gemeinderat freigegeben werden. „Die Politik muss auf allen Ebenen endlich konsequenter gegen Spekulanten vorgehen im Sinne der Bevölkerung. Die Gemeinde Jois setzt mit diesem Baustopp einen richtungsweisenden Schritt und ein wichtiges Signal gegen gesellschaftliche und soziale Fehlentwicklungen sowie für mehr Nachhaltigkeit. Der Beschluss könnte auch eine Vorbildwirkung für andere Ortschaften der Region haben, um das rasante Wachstum und den extremen Preisanstieg für Bauplätze einzubremsen. Es kann nicht sein, dass spekulative Geschäfte auf Kosten unseres Heimatortes gemacht werden. Zum Schutz der Lebensqualität der Gemeindebürger werden deshalb auch neue Baurichtlinien erarbeitet“, so Sascha Krikler, Gemeindevorstand und stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Christgewerkschaft (FCG-Jugend). Schon 2017 gab es im Ort Aufregung rund um einen geplanten neuen 500-Einwohner-Ortsteil. Nachdem Steurer zum neuen Bürgermeister gewählt wurde und die Volkspartei die Mehrheit erreicht hatte, wurde die geplante Massenansiedlung gestoppt. Unter neuen Vorgaben wird am dortigen Platz über einen weit längeren Zeitraum und mit präziseren Auflagen Wohnraum für nur 250 Personen geschaffen, mit überwiegend Einfamilienhäuser statt Wohnblöcken.
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