Spielend durch die Krise
Überflieger Noah Frank aus Neusiedl im Interview
NEUSIEDL. Am Ostersonntag ging sein PC-Spiel "Funny Bunny" online – am nächsten Morgen hatte es bereits über 100.000 Downloads. Der 16-jährige Neusiedler Noah Frank hat das erreicht, wovon viele träumen. Im Interview erzählt er zufrieden, dass sich das lange Selbststudium im Programmieren nun auf jeden Fall gelohnt hat.
BEZIRKSBLÄTTER: Wann begann die Faszination "Gaming"?
NOAH FRANK: Videospiele mag ich eigentlich schon immer. Seit ich vier bin – quasi seit ich einen Controller halten kann – bin ich am Spielen. Mit 12 Jahren habe ich begonnen, mich für das Programmieren von Websites zu interessieren. Die Logik dahinter – Matrizen, Zahlen usw. – habe ich rasch verstanden. Danach wollte ich aber auch unbedingt wissen, wie Videospiele funktionieren, nach dem Motto: "Ich spiele die Spiele, jetzt möchte ich auch wissen, wie ein Spiel funktioniert, wie sich die Männchen bewegen." Damit beschäftige ich mich nun schon seit meinem 13. Lebensjahr, woraus sich schließlich die Leidenschaft entwickelte, auch eigene Videospiele zu programmieren.
Bis hin zu deinem großen Erfolg mit "Funny Bunny" am vergangen Osterwochenende – wie kam es dazu?
Im Frühjahr 2020 habe ich unter dem Motto "Spielend durch die Krise" begonnen, ein eigenes kleines Spiel namens "Monster Mash" zu programmieren, um es zu Halloween 2020 als Gratisspiel anzubieten. Darauf folgte zu Weihnachten "Santa Run". Diese Jahreszeiten-Trilogie wollte ich mit "Funny Bunny" am diesjährigen Ostersonntag finalisieren. Dass dieses Spiel dermaßen durch die Decke gehen würde, habe ich mir nie auch nur erträumt. Zwar erzielten die ersten beiden Games auch schon etwa 50.000 Downloads, aber "Funny Bunny" wurde nochmals doppelt so oft heruntergeladen, und das in so kurzer Zeit. Ich habe das Spiel am Ostersonntag auf meiner Website megamedia.games/de veröffentlicht und bereits am nächsten Tag haben es über 100.000 Leute gespielt.
Worauf fußt dieser massive Erfolg?
Ich bewerbe meine Spiele auf der online-Plattform "Reddit". Das kann man sich so ähnlich vorstellen wie Facebook, nur mit sehr vielen Untergruppen, sogenannten Subreddits für jedes mögliche Interessensgebiet – so auch für die Gaming-Community. In der Szene herrscht ein großer Zusammenhalt, besonders unter den "independent"-Programmierern wie mich – wir sind unabhängig von großen Unternehmen oder ähnliches, wir machen alles selbst. Dieser Zusammenhalt hat mir bei der Bewerbung von "Funny Bunny" sehr geholfen: Meine Freunde teilten das Spiel, deren Freunde wiederum und so entstand ein Schneeballeffekt mit diesem unglaublichen Ergebnis. Ich bekam viele Kontaktaufnahmen und Lob auch von internationaler Seite. Im größten "Unrealengine" Subreddit belege ich deshalb auch seit Ostermontag weltweit Platz 4. Es ist für mich ein kleines Osterwunder, dass so viele Leute an meinem Gratis Game Gefallen gefunden haben.
Wie lange braucht es, ein Spiel wie "Funny Bunny" zu programmieren?
Kleine Projekte, wie das Drei-Level-Game "Funny Bunny" haben etwa eine Programmierzeit von drei Monaten. Die Dinge, die für die Spieler am Ende eigentlich selbstverständlich sind, wie etwa die Speicher-Funktion im Game, nehmen sehr viel Zeit in Anspruch. Mein größtes "Aha-Erlebnis" und gleichzeitig eine der anspruchsvollsten Arbeiten bei "Funny Bunny" war die Lautstärke-Steigerung des Wasserplätscherns beim Annähern des Hasen an ein Gewässer.
Das hört sich nach sehr viel Aufwand an, konntest du die viele Zeit zu Hause im letzten Jahr dafür gut nutzen?
Für mich hat Corona die Möglichkeit geboten, mich noch intensiver auf meine Leidenschaft zu konzentrieren. Gleichzeitig konnte ich dadurch auch Kontakt zu meinen Freunden online halten. Einige mussten sogleich auch als Testspieler herhalten. Meine Freunde helfen mir sehr: Ich schicke ihnen eine Betaversion der Videospiele vor Veröffentlichung und sie geben mir Feedback zu möglichen Bugs (Fehlern) oder Verbesserungsvorschläge. Ich möchte auch andere Jugendliche ermutigen, die Zeit in der Pandemie aktiv und sinnvoll zu nutzen, um ihren Hobbys nachzugehen und wenigstens im virtuellen Raum mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben.
Wie sieht die Zukunft aus – planst du weitere Games?
Ich besuche aktuell die zweite Klasse des Pannoneum in Neusiedl im Schwerpunkt "Business – Design – Cross Media" und bin zurzeit der jüngste Videospiele-Entwickler aus Österreich, der seine Spiele auch veröffentlicht und kostenlos anbietet: Ein "mini-Ein-Mann-Indie-Gamedevelopment-Studio" aus dem Burgenland sozusagen. Ich möchte Gaming zu einem noch besseren, gemeinsamen, interaktiven Spiele-Erlebnis machen. Ein nächstes Spiel ist tatsächlich schon auf Schiene: Am 7. Juli soll ein Sommer-Game mit noch mehr Levels und mehr Content (Inhalt) erscheinen – der zugehörige Held schwebt mir bereits vor, wird aber noch nicht genannt.
Die Bezirksblätter bleiben auf jeden Fall dran und verweisen auf ein Video zu "Funny Bunny" und die Homepage des Nachwuchs-Talents aus Neusiedl am See.
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