Theater Sommer Parndorf Premiere 2022

Goldonis Komödie "Das Kaffeehaus"

In Goldonis Komödie "Das Kaffeehaus" wird der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten. Die Kaffeehaus-Gesellschaft, die in barocken Kostümen auftritt, rückt Charaktere ins Rampenlicht, denen wir jederzeit, auch heutzutage, begegnen können. Unter der Intendanz von Christian Spatzek feierte das Stück am Kirchenplatz in Parndorf am Donnerstag Premiere.

PARNDORF. Der Intrigant Don Marzio tritt als geschmeidiger Gentleman auf, der aber listig seine Intrigen spinnt und alle gegeneinander ausspielt. Als er den betrügerischen Casinobesitzer auffliegen lässt, zieht er sich den Zorn der gesamten Kaffeehaus-Gesellschaft zu, die ihn als Verräter bezeichnet. Don Marzio dreht geschickt den Spieß um. Nicht er sei der Verräter sondern der Casinobetreiber habe sie alle jahrelang betrogen und Existenzen vernichtet. Er verblüfft mit der überraschenden Schlusspointe: "Ich bin nicht der Verräter, ich bin das Opfer!"

Charakter-Studien

Das Gegenstück zum Intriganten ist der menschenfreundliche Kaffeehausbesitzer Ridolfo. Er hilft jeden aus der Patsche, schlichtet Ehekonflikte und hilft mit Geld aus, bis zur Grenze der Selbstaufopferung.
Am deutlichsten hält der Kaufmann Eugenio der Gesellschaft den Spiegel vor Augen. Er lebt in den Tag hinein, macht Schulden, wirft mit dem Geld um sich, wenn er gerade eines hat, so als gäbe es kein Morgen. Graf Leandro stellt sich als betrügerischer Angeber heraus. Er ist eigentlich von Beruf Schreiner und gibt sich als Graf aus, um die schöne Tänzerin Lisaura zu gewinnen. Die Tänzerin ist der Typ der Frau, die über den Titel eines Mannes Karriere machen will.

Treue Ehefrauen - reuige Ehemänner

Die Ehefrauen sind bei Goldoni die besseren Menschen, die jederzeit bereit sind, ihren Ehemännern alles zu verzeihen und sie wieder zurückzunehmen. Die Ehemänner zeigen Reue und geloben Besserung, von der man mit Sicherheit annehmen kann, dass sie nicht lange währt.

Ein besonderer Schlussapplaus

Die Regie baut geschickt Opern-Ohrwürmer ein und reizt die Charaktere der Figuren bis an den Rand der Karikatur aus.
Eine Besonderheit des Theater Sommer Parndorf gibt es beim Schlussapplaus. Nicht nur die Schauspieler treten auf die Bühne sondern auch das gesamte Personal hinter der Bühne.
Goldonis Komödie war für das Spieljahr 2019 vorgesehen, also in einer Zeit, als die Welt noch wesentlich heiler war als heute. Ob das Stück auch nach Pandemie, mitten in der Energiekrise und dem Ukrainekrieg noch Aktualität hat, beantwortet der Obmann Johann Maszl vom Theater Sommer Parndorf sinngemäß: "Ja, das Stück ist aktueller denn je. Denn wir haben gelernt, dass wir einander in Krisenzeiten mehr beistehen müssen. Heutzutage findet man vermehrt Menschen, wie den Kaffeehausbesitzer in Goldonis Stück, die helfend eingreifen, weil die Not sichtbarer geworden ist."
Alles in allem ein unterhaltsames Stück gespielt von großartigen Schauspielern.
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