Kindergarten Spatzennest am Neubau: "Es war täglicher Terror"

- <f>Im privat geführten "Spatzennest"</f> auf der Mariahilfer Straße wurden 70 Kinder betreut.
- Foto: Gretz-Blanckenstein
- hochgeladen von Andrea Peetz
Der Kindergarten Spatzennest wurde völlig überraschend geschlossen. Jetzt spricht eine Ex-Mitarbeiterin.
NEUBAU. Der Schock sitzt noch immer tief bei den Eltern: Quasi überfallsartig wurde der internationale Privat-Kindergarten "Spatzennest" auf der Mariahilfer Straße vor wenigen Tagen geschlossen. Hintergrund: personelle und pädagogische Mängel. 70 Kinder sind betroffen. Ex-Mitarbeiterin Sabine (Name von der Redaktion geändert) berichtet aus ihrem ehemaligen Job-Alltag.
Sie waren bis vor kurzem im Spatzennest – für fast zwei Jahre. Wie war das für Sie?
Das Personal war super, die Chefin aber verrückt. Man konnte ihr nichts recht machen. Sie hat herumgeschrien am Gang, oft 20 Mal am Tag und auch vor den Kindern.
Aus welchen Gründen?
Kleinigkeiten reichten aus. Nichts war gut genug – nicht mal die Basteleien der Kinder. Sie wollte sie den Eltern zeigen, ich hatte sie aber offensichtlich nicht schön genug dafür hingekriegt. Wie auch? Wir hatten kein Material fürs Basteln, vieles habe ich dann einfach selbst gekauft.
Bekamen Sie je Geld zurück?
Nein. Überhaupt waren Finanzen ein großes Thema. Die Eltern haben für drei Monate 1.500 Euro gezahlt. Investiert wurde aber nichts. Spielzeug war teilweise 30 Jahre alt – noch aus der Zeit, als der Kindergarten eröffnet wurde. Auch in Sachen Erziehung war die Chefin sehr eigen.
Inwiefern?
Sie war älter als 70 und führte den Kindergarten noch wie bei der Gründung vor 30 Jahren. Weder am Gebäude noch in Sachen Erziehung wollte sie was ändern. Teilweise betreuten meine Helferin und ich 24 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren – alle in einem Raum.
Haben Sie um Unterstützung angesucht?
Ja. Einige der Kinder konnten noch nicht alleine essen oder zur Toilette gehen. Als ich wegen einer weiteren Helferin angefragt habe, hieß es von der Chefin nur, dass es dafür kein Geld gebe.
Wie war die Atmosphäre?
Die Kinder haben von all dem nichts gemerkt. Das Wichtigste war mir, dass sie – und die Eltern – glücklich sind. Wenn ich es gar nicht mehr ausgehalten habe, bin ich zum Weinen nach draußen gegangen.
Gab es keine Kontrollen der zuständigen Magistrate?
Doch. Aber kontrolliert wurde mehr das Gebäude an sich als Spielzeug oder wie Kinder betreut werden. Geändert wurde nichts, Konsequenzen gab's aber auch keine. Da hätten die zuständigen Stellen rigoroser agieren müssen. Private Kindergärten sollten genau so streng kontrolliert werden wie öffentliche.
Wie haben Sie sich gefühlt, nachdem Sie gekündigt haben?
Frei. Kein Geld der Welt ist es wert, sich derart terrorisieren zu lassen.
Zur Sache: Kindergarten Spatzennest
Kritisch sieht die Causa Spatzennest auch Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter: "Dass der Kindergarten seit Juli keine Förderungen mehr bekommt, wurde uns nicht mitgeteilt. Sonst hätten wir uns für den Fall der Fälle wappnen können."
Laut MA 10 (Kindergärten) und MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe) muss der Betreiber Eltern rechtzeitig über eine Schließung informieren. Beim Spatzennest ist dies nicht passiert: Freitag, 13. Juli war der letzte Öffnungstag, am Montag, 16. Juli, bereits geschlossen. Für eine Stellungnahme war man beim Spatzennest nicht erreichbar.
Betroffene Eltern können sich für freie Kindergartenplätze an den Bezirk wenden: 01/40000-7000. Unterstützung gibt es auch bei der MA 10: Dort werden unter der Nummer 01/277 5555 Notfallsplätze für Berufstätige vermittelt.
Um Verwechslungen vorzubeugen: Der Kindergarten "Spatzennest" am Altmannsdorfer Anger in Meidling hat nichts mit dem geschlossenen internationalen Privatkindergarten Spatzennest am Neubau zu tun.
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