Theater in Mödling wirft beklemmende Fragen auf:
Guter Mensch, Mitläufer oder Täter?
MÖDLING. Professor Hans Haider (Ein zweistündiger Textmarathon, phänomenal gespielt von Wolfgang Lesky) ist ein guter Mensch. Er kümmert sich um seine alte Mutter, seine kranke Frau, eine verliebte Studentin und hat einen jüdischen Freund, den Psychiater Moritz. Der soll ihn von seiner Plage, immer wieder Musik im Kopf zu hören, befreien. Diese Musik hat etwas Bedrohliches. Man schreibt das Jahr 1933. Der Büchermensch Hans Haider lässt sich von den Nazis umwerben und wird mit der Bücherverbrennung unliebsamer Autoren beauftragt. Er setzt seine Unterschrift unter ein "menschlich ausgestaltetes" Euthanasieprogramm. Aber er ist kein böser Mensch. Er ist ein Mitläufer, wie wir alle es sein könnten. Er redet sich seine Taten schön, sucht Fehler anderswo, wie wir alle es auch schon oft getan haben. Das Stück "Good. Ein guter Mensch" vom schottisch-jüdischen und sozialistisch-marxistischen Autor C.P. Taylor (1992 - 1981) wurde von Stadttheater-Intendant Bruno Max beklemmend inszeniert. Viele kleine erschreckende Szenen halten uns fast zwei Stunden lang einen Spiegel vor mit der quälenden Frage, die sich auch der Regisseur selbst stellt: Was hätten wir getan? Wärmste Empfehlung, zumal neben "Haider" Wolfgang Lesky auch alle anderen Rollen sehr einprägsam besetzt und gespielt sind. Zu sehen sind Johanna Lindinger als Mutter, Lisa-Marie Bachlechner als Ehefrau, Samantha Steppan als Studentin, Alexander Rossi als Moritz, Hans-Jürgen Bertram als Reichsleiter, Hendrik Winkler als Sturmbannführer Fritz.
Gespielt wird bis 20. Februar.
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