Biedermannsdorferin als Statistin bei Nabucco
"Für mich öffnete sich ein Tor in eine neue Welt!" (Mit Video)
Es war eine Zeitungsannonce, die Margit Schnörch aus Biedermannsdorf nach dem Tod ihres Mannes das Tor in eine neue Welt öffnete. "Statist:innen für die Opernfestspiele im Steinbruch St. In Margarethen gesucht, stand da", erzählt Margit. "Und ich dachte mir gleich, das ist was für mich, es lenkt mich ab von meiner Trauer."
BIEDERMANNSDORF/ST. MARGARETHEN. Die Frau hat ein bißchen Bühnenerfahrung, sie ist Mitglied der Theatergruppe Pfarrstadl in Biedermannsdorf. Manchmal steht sie dort auf der Bühne, manchmal ist sie Souffleuse. Doch eine so gigantische Bühne wie im Steinbruch und die Anwesenheit von 5000 Zuschauern auf der Tribüne kannte sie bisher nur vom Fernsehen und Zuschauen.
Auch für eine Statistenrolle wird man übrigens nicht vom Fleck weg engagiert.
"Ich wurde zum Casting ins Esterházy-Schloss in Eisenstadt eingeladen. Dort musste ich vor acht Jurymitgliedern eine Art Prüfung absolvieren: gerade gehen, rückwärts gehen, sich schnell drehen und schwindelfrei sein. Hat alles geklappt."
Margit wurde engagiert und das bedeutete: gut zwei Monate (mit einem Anerkennungsbeitrag bezahlte) Arbeit. Erst 30 Proben, oft bei brütender Hitze, dann 20 Vorstellungen. Und sie bereut keine Minute:
"Ich wurde in die Nabucco-Familie so herzlich aufgenommen, dass ich jetzt direkt traurig bin, wenn es aus ist. Aber ich habe mich schon für die Produktion im nächsten Jahr - Carmen - vormerken lassen."
Unter den 115 Statist:innen war übrigens auch ein Bekannter von Margit Schnörch: Norbert Größ, Autor für die Theatergruppe im benachbarten Hennersdorf.
Aufgeregt war Margit bei ihren Auftritten nie:
"Ich weiß jeden Schritt, jede Handbewegung, jedes Kopfnicken. Es kann nichts schief gehen. Auf der Bühne fühle ich mich wie eine Prinzessin."
Tatsächlich verkörperte sie das Gegenteil davon. Sie stellte "eine Hebräerin aus dem armen Volk" dar, gekleidet in einen graugrünen Kittel, am Kopf eine Langhaarperücke. Nur am Ende wechselte das "Volk" in weiße Gewänder, um bei der berühmten Arie "Va Pensiero" den Gefangeenchor auf der Bühne darzustellen. Tatsächlich sang der Chor aus einem Raum im Felsen, von wo auch der Dirigent via Bildschirm für alle sichtbar seinen Taktstock schwang. Das Orchester spielte in einem trockenen Raum verborgen hinter einem Felsen. (Schließlich könnte es auch Regenwetter geben, eine Gefahr für die Instrumente) Auf der Bühne waren nur die Statisten und die Solist:innen zu erleben. Nur ein einziger Tag der diesjährigen "Nabucco"-Festspiele war wirklich verregnet.
Daniel Serafin, Intendant der Opernfestspiele, unterstreicht in einem Statement für die Bezirksblätter-Kamera die Bedeutung der Statisterie gerade in dieser Produktion, in der die Statisten und Statistinnen die Aufgabe hatten, den berühmten Gefangenenchor zu verkörpern. Und er betont, dass auch die wortlosen Darsteller:innen...
"...viel Talent offenbaren. Denn auch für sie ist es wichtig, sich in ihre Rolle hineinzuleben. Ob als Babylonier oder Hebräer - sie haben eine wichtige Aufgabe, um das Stück zu verkörpern."
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