Interview
"In der Krise trennt sich die Spreu vom Weizen..."

- Michael Rosenberg blickt im Bezirksblätter-Interview auf eine herausfordernde Saison zurück.
- Foto: Reitner
- hochgeladen von Ilse Reitner
Michael Rosenberg blickt auf eine der herausforderndsten Saisonen seit der Eröffnung des Filmhof Asparns zurück. Dabei kann er 2020 auch gute Seiten abgewinnen.
BEZIRKSBLÄTTER: Will man es positiv formulieren, dann endet mit 2020 wohl eines der spannendsten und vor allem ungewöhnlichsten Jahre in den vergangenen Dekaden. Welches Fazit ziehen Sie – privat und beruflich – zum Jahreswechsel?
MICHAEL ROSENBERG: Gemeinsam mit dem Eröffnungsjahr 2004 war es das spannendste Jahr für uns. Nicht nur wegen der COVID-Pandemie, sondern auch, weil wir als erster Theaterfest-Standort in Niederösterreich die Greenevent-Zertifizierung umgesetzt haben. Fazit: Ich bin stolz und froh, dass wir unser adaptiertes Programm durchgezogen haben und den knapp 7.000 Besuchern viele entspannte Stunden abseits des Corona-Alltags, bei uns am Filmhof bieten konnten. An dieser Stelle will ich einen Dank an mein Team und unsere treuen Besucher aussprechen, die mit ihrem Mut dieses Festival 2020 erst möglich machten!
Mein persönliches Fazit: Ich finde Krisen sehr wichtig, um die menschliche Spreu vom Weizen trennen zu können. Gerade in Zeiten wie diesen zeigt sich, auf welche Partner man zählen kann und welche sich hinter großen Worten verstecken...
Einen besonderen Dank möchte ich hier dem Land NÖ und unserem Partner „For Forest“ aussprechen.
Erleichterungen im Sommer haben letztlich doch noch ein bisschen Kultur möglich gemacht. Rückblickend betrachtet, sind Sie zufrieden mit der verkürzten und eingeschränkten Spielsaison?
In Betracht der Ausgangssituation im März beziehungsweise April, wo ein Festival schier unmöglich schien, sind wir wirklich sehr zufrieden!
Für Künstler ist es ja nach wie vor eine fürchterliche Situation. Was hören Sie aus der Szene?
Insgesamt ein Wehen und Klagen, welches man aber sehr differenziert betrachten muss. Es gibt KollegInnen die selbst produktiv und kreativ arbeiten, und diese haben annähernd so viel zu tun wie auch vor der Pandemie - manchmal sogar noch mehr!
Dann gibt es in den verschiedensten Abstufungen KollegInnen, die natürlich auch komplette Verdienstausfälle haben… Dies betrifft vor allem KünstlerInnen aus der freien Szene. Auch hier zeigt die Krise ein Grundproblem auf, welches in Zukunft in einem funktionierendem Sozialsystem berücksichtigt werden sollte. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie man den Begriff „erwerbstätiger Künstler“ besser definieren und einschränken kann.
Als Optimisten hoffen wir auf Normalität 2021. Wie schätzen Sie die nähere Zukunft ein?
Ich (als grundsätzlicher Optimist) gehe davon aus, dass der Unterschied zum letzten Jahr darin besteht, dass wir auf Erfahrungswerte zurückgreifen können. Und das Kultur auch in der Krise möglich ist – wenn man sich an die Vorgaben hält. Ich denke nicht, dass sich die Rahmenbedingungen für Veranstaltungen bis zu den Sommermonaten ändern werden. Ich glaube aber, dass die Impfstrategie Erfolg zeigen wird und wir in den Herbstmonaten eine deutliche Erleichterung spüren werden.
Was ist Ihr ganz persönlicher Wunsch für das kommende Jahr?
Ich wünsche mir vor allem Gesundheit und dass ich meine Begeisterungsfähigkeit behalten kann. Von einem Teil der Menschheit wünsche ich mir noch mehr Verantwortungsbewusstsein und ein wenig mehr Hausverstand!
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