Bezirk Melk
Vernetzungstreffen: „Zwischenräume“ und Filmpräsentation „Endphase“
Es fand, veranstaltet vom Verein MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum, im Objekt 10 der Melker Birago-Kaserne das Vernetzungstreffen zum Projekt „Zwischenräume“ mit anschließender Filmpräsentation des Films „Endphase“ des gebürtigen Persenbeugers Hans Hochstöger statt.
PERSENBEUG. In der Einführung zur Idee des Projekts „Zwischenräume“ durch die Kurator*innen Johanna Zechner, Christian Rabl und Remigio Gazzari erklärten die Verantwortlichen das Projekt als Vernetzungs-, Doku- und Vermittlungsprojekt das Gedenk- und Erinnerungsorte in Niederösterreich sichtbar macht. Das Projekt verbindet Orte in Niederösterreich mit dem Ziel, das Gedenken an Widerstand, Verfolgung und Gewalt während der Zeit des Nationalsozialismus zugänglich zu halten. Ausgehend von der Region um die Erinnerungsorte KZ-Gedenkstätte Melk und Museum ERLAUF ERINNERT verortet das Projekt sichtbare, bekannte und auch wenig bekannte Orte der Erinnerung. Inhaltlich stehen dabei historische Plätze im Mittelpunkt, die Tatorte nationalsozialistischer Verbrechen wurden und gegenwärtig sehr unterschiedliche Beispiele einer sich wandelnden Erinnerungskultur zeigen.
Lebendige Erinnerungskultur
„Mit dem Projekt Zwischenräume vernetzen wir nicht nur das Museum ERLAUF ERINNERT mit der KZ-Gedenkstätte Melk, wir vernetzen vor allem diese Gedächtnisinstitutionen mit privaten Initiativen in der Region und darüber hinaus“, so Kurator Remigio Gazzari. Dabei entstehe „eine lebendige Erinnerungskultur“. Zwischenräume will diese Projekte dokumentieren, vernetzen und unterstützen. Das geschehe mit vier Maßnahmen: einer Website, der Ausstellung, Vernetzungstreffen und Workshops.
Historischer Gedenkrundgang
Kurator Christian Rabl berichtete von einem in dieser Woche stattfindenden Workshop in St. Aegyd. Dort widmeten sich die Schüler*innen der Mittelschule St. Aegyd drei Tage der Geschichte des KZ-Außenlagers St. Aegyd. Der Gedenkstättenpädagoge Wolfgang Fehrerberger, der auch für die Koordination der Vermittlung an der KZ-Gedenkstätte Melk zuständig ist, entwickelte ein Workshop-Projekt, das eine Zusammenarbeit der Mittelschule, der Gedenkinitative St. Aegyd am Neuwalde (GISTA) und des Projekts „Zwischenräume“ darstellt. Die Schüler*innen setzen sich im Workshop nicht nur inhaltlich, sondern auch künstlerisch mit dem Thema auseinander. Die kleinen (temporären) Kunstwerke, wurden an historisch bedeutsamen Punkten in St. Aegyd aufgestellt, wodurch ein historischer Gedenkrundgang im Ort entstand. Das Projekt wurde am Freitag am Marktplatz in St. Aegyd präsentiert. Der neu entworfene Rundgang durch St. Aegyd kann künftig von Interessierten eigenständig erkundet werden.
Zeitgenössisches Kunstprojekt
Durch die Vernetzung mit Gedenkinitiativen, Historiker*innen und engagierte Bürger*innen einerseits und die Präsentation einer Auswahl kommentierter Quellen andererseits entsteht eine Wissens- und Vermittlungsplattform und damit eine Topographie der Erinnerung. „So können wir die Vielfalt von Erinnerungszeichen dokumentieren, die in Niederösterreich an die NS-Zeit erinnern. Einmal ist das ein alter Gedenkstein, ein anderes Mal ein zeitgenössisches Kunstprojekt. Ganz oft sind Schulinitiativen beteiligt, weshalb wir im Projekt auch Workshops für Schüler*innen durchführen“, führt Kurator Remigio Gazzari weiter aus.
Gesellschaftspolitische Entwicklung
Anschließend luden die Veranstalter*innen die Zuhörer*innen ein, Fragen zu stellen. Gazzari erklärte auf Nachfrage, wie die Ausstellung – neben der Möglichkeit die Orte auf der Website zu besuchen – physisch zu betrachten ist: „Mit der mobilen Ausstellung schaffen wir ein Angebot für Gemeinden und Private, einfach und kostenlos einen Ankerpunkt für vielfältige Aktivitäten oder Gedenkveranstaltungen vor Ort zu erhalten.“ Kurator Christian Rabl lud die Teilnehmenden zur Diskussion ein, in der aktuelle Herausforderungen und Probleme der Erinnerungskultur auch in Bezug auf aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen diskutiert wurden. Dabei ging es etwa unter anderem darum, wie mit Quellen aus der NS-Zeit in der Online-Veröffentlichung gewissenhaft umgegangen werden kann. Kuratorin Johanna Zechner erklärte unterschiedliche Möglichkeiten und gab damit auch Einblicke in ihre vielfältige Arbeit.
Die Endphase
Im Anschluss an die Diskussion gab es die Möglichkeit die aufgebaute Ausstellung „Zwischenräume“ mit 14 niederösterreichischen Orten im Objekt 10 zu besichtigen. Hernach wurde der Film „Endphase“ präsentiert. Der Filmemacher und Fotograf Hans Hochstöger gab eine kurze Einführung und erzählte spannende Hintergrundinformationen von der Entstehung des Films. Der Film widmet sich dokumentarisch der Geschichte des Massakers an 228 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter*innen in Hofamt Priel am 2. Mai 1945.
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