Gautschen
Sechs Gugler-Lehrlinge wurden im Wasser "rein gewaschen"
Sechs Lehrlinge des Kommunikationshauses gugler in Melk wurden gemäß dem traditionellen Drucker-Zunftritus öffentlich „gegautscht“. Für sie hieß es dabei laufen und sich wehren, was das Zeug hält. Doch es half alles nichts, am Ende landete jeder der Gäutschlinge auf einem triefendnassen Schwamm und wurde schließlich im großen Wasserbottich untergetaucht, bis äußerlich nichts mehr ungewaschen blieb.
MELK. Das Gautschen ist ein 500 Jahre alter Brauch der „schwarzen Zunft“. Eigentlich beschreibt es das Auspressen des Wassers beim Papierschöpfen, aber auch die zeremonielle Wassertaufe zum Lehrabschluss: Durch das Eintauchen ins kalte Nass sollen die Kornuten vom Unfug, Murkserei und sonstigen „Lehrsünden“ äußerlich reingewaschen werden – und sind damit dem Gesellenstand würdig.
Dann gehts zur innerlichen Reinigung, dem „Gautschmenü“: ein halber Liter Bier, ein viertel Liter Wein und ein achtel Liter Schnaps plus eine Zigarre galt seinerzeit als Maß für Männlichkeit. Gugler hat diese leicht überkommenen Werte in die Neuzeit überführt und alternativ einen alkoholfreien Bio-Cocktail aus drei farbgleichen Getränken angeboten und die Fertigkeit des Wutzelns einer selbst gedrehten Bio-Kräuterzigarette auf die Probe gestellt.
„Heute gilt ein Mann nicht mehr als Mann, nur weil er möglichst viel Alkohol verträgt. Das Männlichkeitsbild hat sich gewandelt. Dem wollten wir mit dieser Ritus-Änderung Rechnung tragen“, so Ernst Gugler, Gründer und Geschäftsführer von gugler.
Eins von 147 Unesco-Welterben
Insgesamt sechs Lehrlinge aus den Bereichen Druck, Druckvorstufe, Mediendesign wurden dieses Jahr bei gugler gegautscht: Philipp Brandstätter, Phillip Fasching, Maximilian Heinreichsberger, Daniel Lebesmühlbacher, Viktoria Röska und Raphael Till.
Das Gautschen gilt inzwischen als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe: eines von insgesamt 147 weltweit. „Das Druckergewerbe hat sich in den letzten 500 Jahren technologisch immens verändert und in viele Spezialberufe aufgesplittert. Früher waren Drucker gleichzeitig Setzer und damit auch Gestalter – die heutigen Mediendesigner. Wir halten die Tradition hoch, indem wir, wie einst zu Gutenbergs-Zeiten, unter einem Dach noch immer Drucker und Gestalter vereinen", so Ernst Gugler.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.