Meidlinger Markt und Schwendermarkt sind in Aufruhr
Der plötzliche Gastro-Stopp verunsichert die Standler. Sie starten Protestaktionen.
MEIDLING. Endlich ging es bergauf mit dem Meidlinger Markt. Neben Obst und Gemüse, dem Fleischangebot und dem Fischstand hat sich einiges Neues angesiedelt: Der Milchbart mit Essen und Kulturaktivitäten, das MarctStandl mit selbst gemachten Suppen und Chutneys, Anna mit ihren Broten, ein Friseur und Craft-Bier sind die auffälligsten. Auch die Konditorei Hüftgold und "Die Zwei am Markt" erweitern das Angebot.
Alle profitierten auch davon, dass sie bis zu acht Personen verköstigen durften. Verlängerte Öffnungszeiten bis 21 Uhr für die Handelsstände brachten ebenfalls mehr Publikum.
"Jetzt, wo der Aufschwung kommt, wird der Bestand des Meidlinger Markts gefährdet", ärgert sich Bezirksvorsteherin Gabriele Votava. Grund ist die Verordnung von Stadträtin Ulli Sima, die den Standlern die Nebenrechte verbietet. Das heißt, dass neu eröffnete oder neu übernommene Betriebe am Markt keine Sitzplätze mehr anbieten dürfen. Kurz gesagt: Gastro-Stopp!
"Gleichsam eine Enteignung"
"Das kommt einer Enteignung gleich", ärgert sich Marc Schweiger. Die Investition, die er getätigt hat, kann er so nicht mehr zurückbekommen. "Die Kunden kosten die Suppen und Chutneys und trinken bei mir etwas. Dann gehen sie in den Stand einkaufen." Und acht Plätze seien sowieso schon zu wenig. Vor einem halben Jahr musste das Basilicum am Markt schließen. Grund: Trotz guter Auslastung habe es zu wenig Plätze für die Kunden gegeben.
Marc Schweiger setzt nun eine Protestaktion gegen den Gastro-Stopp: Er schließt den ganzen August. "Wenn die Politik keine ,Fressmeilen' mag, sondern Nahversorger-Märkte, dann darf sie keinen Riesen-Supermarkt vis-à-vis eröffnen lassen", so Schweiger.
Auch Mark Ruiz Hellín ist erbost über die Maßnahme der Stadträtin. "Die Aktion ist gegen den Auswuchs bei zwei bis drei Märkten geplant", ist er sich sicher. Getroffen werden aber die anderen, kleinen Märkte, die sich alle an die Vorgaben gehalten haben. "Wir brauchen einfach Sitzplätze, unsere Kunden wollen Bienenstich und Co. vor Ort probieren, bevor sie kaufen", so Hellín.
Im 15. Bezirk ist man über den Gastro-Stopp ebenfalls nicht erfreut. Eingebunden worden sei man bei der Entscheidung nicht. "Wir stehen auf der Seite der Standler. Diese Maßnahme ist überzogen und unnötig", so Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal. Sein Appell: Nicht alle Märkte über einen Kamm scheren, sondern Ausnahmeregelungen vor allem für kleinere Märkte wie den Schwendermarkt schaffen.
Protest: Geburtstagsessen
Als Protest gegen den Gastro-Stopp wurde Stadträtin Ulli Sima zum Geburtstagsessen mit Kaffee und Kuchen auf den Meidlinger Markt eingeladen. Diese ist zurzeit auf Urlaub. "Die neue Regelung zu den Nebenrechten ist eine temporäre Maßnahme zum Schutz des Lebensmittelhandels", heißt es aus ihrem Büro. Zurzeit werde an einer neuen Marktordnung gearbeitet, die im Spätherbst in Kraft treten soll. Am Meidlinger Markt sammeln die Standler inzwischen Unterschriften gegen den Gastro-Stopp.
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