"reading room" in Margareten
Der kulturelle Nahversorger im Grätzel
Seit 20 Jahren versorgt der reading room das Grätzel mit einem vielfältigen Kulturprogramm. Neue Innovationen dürfen dabei nicht fehlen.
WIEN/MARGARETEN. Dort wo früher Gerümpel und Sperrmüll den Weg versperrten, stehen heute vollgefüllte Bücherregale, in die selbst das dünnste Buch nicht mehr hineinpassen würde. Drei Stufen führen in den unscheinbaren Keller, aus dem der Duft nach Räucherstäbchen dringt, hinunter. Unten angekommen begrüßt einen Thierry Elsen, der mit seiner Frau Gabriele Rökl im Jahr 2002 hier entrümpelt und eine komplett neue Welt geschaffen hat.
Das Konzept ist einfach: "Der reading room ist der kulturelle Nahversorger des Grätzels", erklärt Elsen. "Wir möchten den Menschen ein niederschwelliges Angebot bieten", ergänzt Rökl. Seit 19 Jahren gibt es hier schon ein buntes Potpourri aus Lesungen, Quiz und Theater. "Wir geben oft jungen Autoren die Möglichkeit im kleinen Rahmen vor Publikum zu lesen", so Elsen.
Neues Quiz
Der Obmann selbst hat Germanistik studiert und organisiert seit 2002 den reading room ehrenamtlich. Immer wieder gibt es dabei neue Innovationen: "Vor kurzem haben wir etwa zum ersten Mal das Quiz Tonfolgen gestartet", erklärt Elsen und ergänzt: "Dabei wurde sehr viel Historisches über Musiker aus dem 4. und 5. Bezirk abgefragt." Aufgrund des großen Erfolges wird es schon bald eine zweite Ausgabe des Quiz geben.
Aber auch andere Angebote stoßen im reading room auf viel Zustimmung. "Jeden zweiten Dienstag trifft sich hier eine Gruppe mit immer einem anderen Moderator und der überlegt sich eine Aufgabenstellung, zu der ein Text geschrieben werden muss", erklärt Elsen. "Am Ende lesen dann alle ihren Werk vor und bekommen ein Feedback."
Auch die sogenannten kult.touren kommen äußerst gut an. "Dabei handelt es sich um Grätzelspaziergänge durch den 4. und 5. Bezirk", erklärt Elsen, der sich all sein Wissen angelesen hat. "Dabei werden die Spazierenden einiges über ihr Grätzel erfahren, dass sie noch nicht wussten", verspricht der Obmann.
Außenstelle für Buchtausch
"Man glaubt gar nicht wie groß die Hemmschwelle für manche Menschen ist zu uns hineinzukommen", erzählt Rökl. Nicht zuletzt deswegen hat man auch eine Außenstelle installiert bei der Bücher in einem Regal vor dem reading room getauscht werden können.
Doch das führt zu kuriosen Geschichten, die der Obmann in einem Tagebuch niedergeschrieben hat. "Wir haben einen, der immer vorbeikommt die Bücher aus den Umschlägen rausnimmt und nur diese wieder zurückstellt", erzählt Elsen. "Es gibt aber auch jemanden, der sich immer Flyer von uns mitnimmt sie anmalt und dann wieder zurückstellt", ergänzt Rökl.
Nicht zuletzt als hervorragende Werbefläche hat sich die Außenstelle bewiesen. "Oft stecken die Zeugen Jehovas oder der Lugner Werbung zwischen die Bücher", lachen die Beiden. Dass aus einem Abstellraum einmal ein Kulturzentrum wird, hätten wohl selbst Rökl und Elsner beim Entrümpeln 2002 nicht gedacht.
Das vollständige Programm der nächsten Monate findest du hier.
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