"Euer Wille geschehe"
Empörung um FPÖ-Auftritt von Lilienfelder Mönch
Ein überraschender Vorfall hat am Wochenende für Spannungen im Stift Lilienfeld gesorgt. Pater Justin Minkowitsch, ein Mönch des traditionsreichen Stifts, trat bei einer Wahlkampfveranstaltung der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) auf und sprach dort öffentlich über seine Unterstützung für die Partei.
LILIENFELD. Dies sorgte für erhebliche Unruhe, besonders vor dem Hintergrund der offiziellen Neutralität der Kirche in politischen Fragen. Während Pater Justin die FPÖ als „die einzige Partei“ bezeichnete, die für den Lebensschutz eintrete, zeigte sich der Abt des Stifts, Pius Maurer, entrüstet und distanzierte sich umgehend von den Aussagen des Paters.
Ein politischer Auftritt mit weitreichenden Folgen
Die Aufregung begann, als am Wochenende ein Video auftauchte, das Pater Justin Minkowitsch in vollem Habit vor einem FPÖ-Banner zeigte. In diesem Video, verbreitet von der FPÖ-nahen Plattform Unzensuriert, äußerte Minkowitsch seine Dankbarkeit gegenüber der FPÖ. Seiner Ansicht nach sei die FPÖ die einzige politische Kraft, die sich konsequent für den Schutz des Lebens, insbesondere im Bereich des Lebensrechts, einsetze. Diese Aussage deckte sich jedoch nicht mit der Haltung der Stiftsleitung und führte zu einem öffentlichen Konflikt.
Im Video betont der Pater zudem, dass die Kirche nicht apolitisch sein könne. Die Werte und Prinzipien der Kirche würden zwangsläufig auch die politische Haltung beeinflussen, argumentierte Minkowitsch. Seine Aussage, dass „wir nicht alle gleich ticken in Lilienfeld“, schien nicht nur auf die internen Differenzen im Stift abzuzielen, sondern verstärkte auch den Eindruck, dass die politische Neutralität des Stifts in Frage gestellt wurde.
Abt Pius Maurer: Deutliche Distanzierung
Abt Pius Maurer reagierte schnell und entschlossen auf den Auftritt seines Mitbruders. In einer Stellungnahme betonte er, dass die Teilnahme Minkowitschs an der FPÖ-Veranstaltung weder abgesprochen noch im Einklang mit den Prinzipien des Stifts Lilienfeld stehe. Es handle sich um eine „Privathandlung“, die nicht die offizielle Position der Abtei widerspiegele. Maurer betonte, dass die Kirche grundsätzlich keine Wahlempfehlungen für politische Parteien abgebe und dass Geistliche generell keine Parteiveranstaltungen besuchen sollten.
Michael Renz, der Wirtschaftsdirektor und Sprecher des Stifts, fügte in einem Interview mit dem ORF hinzu, dass es klare Regeln gebe, die politische Neutralität zu wahren. Die Auftritte von Patres auf politischen Veranstaltungen seien in dieser Hinsicht unerwünscht. Der Vorfall wirft jedoch die Frage auf, wie stark sich Mitglieder der Kirche in ihrer Freizeit politisch engagieren dürfen, ohne gegen die Grundsätze ihrer Berufung zu verstoßen.
Hintergrund: Abt kritisiert FPÖ-Wahlplakate
Die Ereignisse rund um Pater Justin Minkowitsch stehen zudem im Kontext einer vorhergehenden Auseinandersetzung zwischen dem Stift und der FPÖ. Abt Pius Maurer hatte die Partei zuvor scharf für ihre Wahlplakate kritisiert, die das Bibelzitat „Euer Wille geschehe“ verwendeten. Maurer bezeichnete die Verwendung des religiösen Zitats in einem politischen Zusammenhang als „geschmacklos“ und distanzierte sich deutlich von dieser Kampagnenstrategie der FPÖ.
Minkowitsch hingegen verteidigte auf der Wahlkampfveranstaltung in Wilhelmsburg die Verwendung des Zitats. Er argumentierte, dass es sich dabei um ein „demokratisches Prinzip“ handle. Diese gegensätzlichen Ansichten innerhalb des Stifts verdeutlichen die tiefen Spannungen, die in dieser Frage bestehen.
Interne Gespräche und Polarisierung im Stift
Der Vorfall hat zu internen Diskussionen und einer gewissen Polarisierung innerhalb des Stifts geführt. Laut Stiftssprecher Michael Renz sind Abt Maurer und Pater Minkowitsch derzeit in Gesprächen, um den Konflikt zu klären. Dabei geht es insbesondere um die Frage, welche politischen Aktivitäten Mönche und Priester in ihrer Freizeit ausüben dürfen, ohne die Neutralität und den Ruf der Kirche zu gefährden.
Renz warf der FPÖ zudem vor, den Auftritt Minkowitschs für ihre Wahlkampfzwecke zu instrumentalisieren. Durch die Verbreitung des Videos auf parteinahen Plattformen werde der Eindruck erweckt, als würde die Kirche die politische Agenda der FPÖ unterstützen. Dies steht jedoch im klaren Widerspruch zur offiziellen Position der katholischen Kirche in Österreich, die sich in politischen Angelegenheiten neutral verhält.
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