Spatenstich in Donawitz
Ab 2027 will Voestalpine "grünen" Stahl produzieren

- Im Beisein zahlreicher Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung wurde am Mittwoch am Voestalpine-Standort in Leoben-Donawitz der Spatenstich für die Errichtung des ersten Elektrolichtbogenofens vollzogen.
- Foto: voestalpine AG
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Um die Stahlerzeugung bis 2050 zu dekarbonisieren und CO2-Neutralität zu erreichen, hat die Voestalpine AG mit "Greentec Steel" einen mehrstufigen Plan entwickelt. Dieser sieht in einem ersten Schritt die Errichtung je eines Elektrolichtbogenofens an den beiden Standorten Leoben-Donawitz und Linz vor. Am Mittwoch erfolgte in Leoben der offizielle Spatenstich.
LEOBEN. "Greentec steel ist unser Plan, wie wir die Voestalpine in eine grünere Zukunft führen wollen", verkündete Herbert Eibensteiner, der CEO der Voestalpine AG, am Mittwoch am Konzernstandort in Donawitz im Rahmen der offiziellen Spatenstichfeier. Ab 2024 soll hier innerhalb von drei Jahren ein grünstrombasierte Elektrolichtbogenofen (Electric Arc Furnace, kurz EAF) entstehen, der 2027 den Betrieb aufnehmen und im Vollbetrieb rund 850.000 Tonnen "grünen" Stahl pro Jahr produzieren soll. Auch in Linz wird im selben Zeitraum ein Elektrolichtbogenofen errichtet, der ebenso wie in Leoben einen konventionellen Hochofen ersetzt.

- CEO Herbert Eibensteiner und Franz Kainersdorfer, Mitglied des Vorstandes der Voestalpine AG und Leiter der Metal Engineering Division, erläuterten im Rahmen eines Pressegesprächs die Pläne zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion.
- Foto: RegionalMedien Steiermark
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Im Gegensatz zum bisherigen Linz-Donawitz-Verfahren (LD-Verfahren), bei dem klimaschädliche Kohle und Koks als Reduktionsmittel verwendet werden, kann der Elektrolichtbogenofen ohne fossile Energieträger betrieben werden. Je nach Qualitätsanforderungen kommt dabei ein Mix aus Schrott, flüssigem Roheisen und „Hot Briquetted Iron“ – kurz HBI – zum Einsatz.
„Allein durch die teilweise Umstellung auf die Elektrolichtbogentechnologie an unseren beiden Standorten in Linz und Donawitz reduzieren wir ab 2027 die heimischen CO2-Emissionen um etwa fünf Prozent.“
Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG.
Zwei Baufelder, die zusammen etwa so groß sind wie zehn Fußballfelder (75.000 Quadratmeter), werden in Donawitz bereits freigemacht, um Platz für den Elektrolichtbogenofen und die neue Schrotthalle zu schaffen. Mit dem Bau der Anlage wurde das italienische Unternehmen Danieli & C. Officine Meccaniche S.p.A. beauftragt. „Gemeinsam mit der Firma Danieli werden wir nun mit der technischen Planung dieses anspruchsvollen Projektes starten“, sagt Franz Kainersdorfer, Mitglied des Vorstandes der Voestalpine AG und Leiter der Metal Engineering Division mit Sitz in Donawitz.

- Am Standort Donawitz der Voestalpine wird mit Baustart 2024 ein Elektrolichtbogenofen errichtet, der ab 2027 "grünen Stahl" produzieren soll.
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Grüner Strom als Schlüssel
Weiters gearbeitet wird derzeit an der Infrastruktur für die Energieversorgung des Elektrolichtbogenofens. Konkret sind zwei Umspannwerke in Planung: ein 220 kV Umspannwerk der Austrian Power Grid (APG) und ein 110 kV Umspannwerk der Energie Steiermark, führte Kainersdorfer weiter aus. Doch die Bereitstellung der Infrastruktur is das eine, der Strom, der durch diese fließt, das andere. Für die Umstellung auf Elektrolichtbogentechnologie ist die ausreichende Verfügbarkeit von grünem Strom zu wirtschaftlichen Preisen ein Schlüsselfaktor. Um diese sicherzustellen, befinde man sich gerade mitten in den Verhandlungen mit heimischen Energieanbietern, heißt es seitens der beiden Voest-Vorstände.
Neben der Absicherung durch Lieferverträge setzt die Voestalpine auch auf den Ausbau konzerneigener Photovoltaikanlagen. Zudem wolle man gemeinsam mit regionalen Partnerinnen und Partnern Windräder, Wasserkraftwerke und weitere Photovoltaikanlagen entwickeln. "Es wird genug grüner Strom vorhanden sein", sind Kainersdorfer und Eibensteiner überzeugt.

- Herbert Eibensteiner (li.) und Franz Kainersdorfer sind überzeugt davon, die Voestalpine mit Greentec Steel in eine grüne Zukunft führen zu können.
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Volkswirtschaftliche Effekte
Von der Errichtung des Elektrolichtbogenofens erhofft sich der Konzern auch maßgebliche volkswirtschaftliche Effekte. Aus einer eigens in Auftrag gegebenen Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes vom September 2023 geht hervor, dass die in Donawitz getätigte Investition von rund 450 Millionen Euro (Gesamtinvestitionsvolumen für Greentec Steel: 1,5 Milliarden Euro) alleine in der Steiermark 158 Millionen Euro an Wertschöpfung bringt und bis zu 1.700 Arbeitsplätze sichert.
Die weiteren Schritte im Detail:
- 2024: Baubeginn der Kernanlagen der Elektrolichtbogenöfen in Linz und Leoben-Donawitz
- 2027: zwei grünstrombasierte Elektrolichtbogenöfen ersetzen je einen Hochofen in Linz und Donawitz, wodurch die CO2-Emissionen um rund 30 Prozent gesenkt werden
- Ab 2030: Weitere Ablöse von je einem Hochofen in Linz und in Leoben-Donawitz
- Bis 2050: Erreichung der CO2-Neutralität durch die Ablöse des letzten Hochofens und den verstärkten Einsatz von grünem Wasserstoff
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