Die Sofiensäle werden nach neun Jahren generalsaniert
(tk). „Wir gehen davon aus, dass mit den Sanierungsarbeiten noch heuer begonnen wird“, heißt es im Büro von Stadtrat Rudolf Schicker. „Das haben wir schon zu oft gehört“, wettert VP-Klubobmann Matthias Tschirf. Der Rathaus-Mandatar aus dem 3. Bezirk fährt oft durch die Marxergasse. Vorbei an Hausnummer 17, wo in den 1980er-Jahren die legendären „Ökista-Gschnas“ gefeiert wurden und sich in den 1990ern Hannes Jagerhofer einen Namen als Clubbing-Guru machte. Eigentümer war schon damals der Sankt Pöltner Baumeister Julius Eberhardt. Alle Bemühungen seitens der Stadt endeten meist in einem Rechtsstreit. Alle Bemühungen seitens des Baumeisters endeten meist mit einem Nein des Denkmalamtes, das den Ballsaal, das Foyer und die Front unter Schutz gestellt hatte.
Verhandlungsgeschick
Erst durch geschickte Bezirksdiplomatie gelang es im Jahr 2006, dem Baumeister das Grundstück über die der Gemeinde nahe stehende Genossenschaft ARWAG abzukaufen. Der Plan, ein Hotel sowie Büros und Wohnungen rund um den Ballsaal zu errichten, schien endlich zum Greifen nahe.
Doch – als würde ein Fluch über dem von van der Nüll und Siccardsburg im Jahre 1838 als Bad konzipiertes und erst später zur Ballstätte umfunktionierten Baujuwel liegen – schlug das Schicksal vor einem Jahr neuerlich zu. Der hemdsärmelige ARWAG-Boss Franz Hauberl erlag im August just an seinem 61. Geburtstag einem Herzinfarkt. „Mit Hauberl schien endlich Schwung in die leidige Causa gekommen zu sein“, trauert Tschirf der vergebenen Chance nach. Eigentlich war man startklar für den Umbau. Das vor allem von den Anrainern geforderte Verkehrskonzept hatte überall Anklang gefunden. Ebenso die Idee, den Ballsaal für die Öffentlichkeit zu erhalten. Gegen eine Fortsetzung von Clubbings legte auch der Bezirk ein striktes Veto ein. Denn in der Techno-Ära nach Jagerhofer dröhnte den Bewohnern noch spätmorgens der Kopf vom Stakkato-Beat.
Bälle und Lesungen
Mit klassischen Konzerten, Lesungen und gelegentlichen Bällen im Dreivierteltakt können sich die Landstraßer da schon eher anfreunden. Für Verkehrsruhe soll eine Tiefgarage sorgen. „Wir sind auch für andere Ideen offen, die keine Störung für die Anrainer bedeuten“, meint der VP-Rathaus-Mastermind. „Wichtig ist, dass noch vor den Wahlen etwas passiert und die Wiener nicht ein weiteres Mal vertröstet werden. Neun Jahre Brandruinen-Jubiläum sind einfach genug!“
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.