Don Camillo und Peppone – die Lust am Streit

- Don Camillo, der Bürgermeister und das Arbeiterstandbild
- Foto: © VBW, Deen Van Meer
- hochgeladen von Reinhard Hübl
Ein Strandkorb ist das Lieblingsstück des Hauptdarstellers Andreas Lichtenberger in „Don Camillo & Peppone“ - dies verrät er im Immo-Kurier. Dazu wird er wohl in naher Zukunft keine Zeit haben, schon wegen der Kälte und weil es einen streitsüchtigen katholischen Priester im Ronacher gibt. Der Deutsche spielt ihn glaubwürdig und mit viel Humor.
Nun ist die Kooperation mit dem Theater St. Gallen im Wien gelandet. Das ist gut so. Weil große Gefühle gezeigt werden, weil es eine spaßige Aufführung ist, und weil das Ensemble bis auf wenige Ausnahmen top ist. Besonders dann, wenn der Pfarrer Don Camillo in Zwiesprache mit Gott tritt und dieser nicht immer so antwortet, wie sich der Geistliche das vorstellt.
Peppone (Frank Winkels) ist der ebenfalls streitsüchtige Bürgermeister eines kleinen italienischen Dorfes. Als Kommunist hat er naturgemäß linke Ansichten, er meint zu wissen, wie das Leben in der ländlichen Gemeinde ablaufen soll. Dass es dann zu mehreren Konflikten kommt ist abzusehen. Obwohl: In Italien kann man gleichzeitig Kommunist und Katholik sein. Die Dorfposse aus den 50-er Jahren, wo der Pfarrer und der Bürgermeister das Sagen hatten (wie auch und noch immer bei uns und in Polen), war es die Liebe, die Zank und Hader beendeten - quasi eine Romeo und Julia-Geschichte. Trotzdem: Der lange Streit hinterlässt seine Spuren. Streik wegen ungerechter Löhne versus Geld für eine neue Kirchenglocke. Es regnet viel, der Fluss droht über das Ufer zu treten - symbolisiert durch Fluten des Orchestergrabens. Don Camillo fleht zu Gott, er möge das Dorf vom drohenden Unheil verschonen. Als das tatsächlich passiert, verkauft der Padre dies als Wunder, was ihm eine Rüge von Gott einträgt. Alles ist gut, der Streik ist beendet, die neue Glocke bimmelt. Die Arbeiter gehen wieder in die Ställe, um die Kühe zu melken, die Lovestory endet in einer Hochzeit, und der reiche Besitzer (Vater der Tochter) sowie ein Arbeiterführer (Vater des Sohnes) geben den Sanctus dazu.
Und da ist noch Maya Hakvoort als alte Gina. Eine Erzählerin, die durch die Kulissen huscht und ein Bad im Fluss nimmt. Bedächtig sind ihre Kommentare - sie ist das gute Gewissen. Die Stylistin braucht 90 Minuten, bis aus der Ex-Elisabeth eine alte Dame wird - einfach toll!
Im zweiten Akt nimmt das Musical vollends Fahrt auf, und die Truppe um Regisseur Andreas Gergen und dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Michael Römer (Buch und Text Michael Kunze!) bringen eine erfolgreiche, optisch opulente Aufführung zu einem glücklichen Ende. Die Filmversion aus den 50-ern ist eine gute Vorlage für das Musical. Die Schwarz-Weiß-Produktion war damals ein Straßenfeger.
Musical ist Kitsch, Musical ist leichte Kost, Musical ist Reibungspunkt der vermeintlichen Elite. Auch einige etablierte Journalisten fühlen sich dazu berufen, über Musicals zu meckern. Doch die Tatsache ist eine andere. Drei Stunden haben die Menschen Vergnügen, können den Alltag vergessen und sind von der Musik berauscht. Und sie belohnen Sänger und Tänzer mit Standing Ovations. So ist das! Ich sitze lieber in einem Musical, als in einer spaßfreien Oper mit grauenvoller Inszenierung - so passiert vor ein paar Tagen.
Infos und Tickets: www.viennaclassic.com
Reinhard Hübl


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