Statt Vergrämung eine artgerechte Unterbringung
Ein Taubenschlag für Krems

- Taubenschlag
- Foto: Sarah Weninger
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Statt Verfolgung und Vertreibung hat sich in vielen Städten ein tierfreundlicher und betreuter Taubenschlag bewährt. Ein Taubenschlag ist eine Unterbringung, in welcher Stadttauben Schutz vor Witterungseinflüssen bekommen, in dem die Vögel Zuflucht finden und schlafen können. Die Tiere bekommen täglich frisches Wasser, Nistmöglichkeiten und artgerechtes Futter, die Tauben sollen immerhin gesund bleiben.
KREMS. Der Taubenbestand in Krems nimmt langsam zu. Am Bahnhof und in der Stadt, bevorzugt am Kirchturm Steinertor, können die Tauben täglich beobachtet werden, immer auf der Suche nach Nahrung. Oft sind es Tiere aus der Zucht, Haustiere die von Wettflügen nicht mehr nach Hause finden oder ausgesetzt werden. Sie müssen dann plötzlich alleine ums Überleben kämpfen, Abfall fressen, Hunger leiden und von Taubenspikes vertrieben werden.
Ein Taubenschlag für Krems
In Planung ist eine Kooperation der Stadt Krems mit der "Taubenhilfe Krems an der Donau", das ist eine Facebook Gruppe von Helfer*innen, die sich für die Betreuung von Tauben einsetzen. Die Gründerin der Gruppe Sarah-Jasmin Weninger klärt auf : "Ein Taubenschlag löst das "Stadttaubenproblem" für Tiere und Menschen, 80% weniger Kot in der Stadt, die Vögel werden versorgt und es können Brutkontrollen durch Eieraustausch, etwa durch Gipseier, stattfinden. Die Taubenbestände werden überwacht, Ziel sollte keine Vernichtung, sondern ein kleiner und vor allem gesunder Taubenschlag sein, denn auch Stadttauben zählen zur Artenvielfalt. Die Einrichtung von betreuten Taubenschlägen ist die einzig wirksame Möglichkeit, die Taubenpopulation friedlich, nachhaltig und tierschutzkonform zu reduzieren."
Stadttauben sind keine Wildvögel
Wir Menschen haben das Thema Stadttaube zum "Problem" gemacht. Als Fleischlieferant, als Symbol für Fruchtbarkeit und Schönheit, Hochzeitstaubenzüchter, als Düngerlieferant für Saatgut. Aus vielerlei Gründen ist die Taube aus der Obhut des Menschen entflohen und auf den Straßen unserer Städte gelandet. Dies war nicht immer freiwillig, teilweise ist das Haustier Taube auch ausgesetzt worden. Die konditionierte Fixierung auf den Menschen ist aber geblieben. In einer unkontrollierten Form des Überlebens hat sich die daraus hervorgehende Stadttaube entwickelt.
Überall dort, wo der Mensch ihnen Brutmöglichkeiten und Nahrung bot, haben sie sich ansiedeln können. Nur wenigen ist bekannt, dass die Stadttaube kein Wildvogel, sondern ein verwildertes Haustier ist und somit mit einer streunenden Katze oder Hund vergleichbar.
Warum gibt es in den Städten ein “Stadttaubenproblem”?
Haustauben aus aufgegebenen oder vernachlässigten Schlägen und Vögel, die im sogenannten Taubensport nicht den Anforderungen genügten, sind der Ursprung der Stadttaubenpopulationen. Sie schlossen sich zu Schwärmen zusammen und blieben in der Nähe des Menschen. In seinen Häusern und Stadtmauern fanden sie Brutnischen und Schutz vor Greifvögeln und auf seinen Feldern ihr Futter.
Ab Mitte des 20.Jahrhunderts konnten sich die Stadttauben in den großen Städten Europas, der USA und anderer Teile der Welt rasant vermehrten. Die Vögel fanden jetzt eine reichliche Auswahl an Brutplätzen in Ruinen und Häusern mit sanierungsbedürftiger Bausubstanz und in Bahnhöfen und Brücken und erschlossen sich neue Nahrungsquellen auf den Straßen, Häfen und Plätzen.
Die angezüchtete Fruchtbarkeit, Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit, ihre Nachkommen auch unter schlechten Bedingungen groß zu ziehen, führten zur Entstehung von großen lokalen Populationen, die nun von den Menschen als Problem angesehen werden.
Stadttauben sind keine “Schädlinge”!
Die Ansicht, dass die Stadttauben ein Gesundheitsproblem für den Menschen darstellen und ihre Anwesenheit zerstörerisch für Bauten und Denkmäler ist, ist weit verbreitet und selbst tierfreundliche Stadtbewohner sehen in ihnen ‚Ratten der Luft‘, die es zu bekämpfen gilt. Firmen, die auf Schädlingsbekämpfung spezialisiert sind, führen Stadttauben auf ihren Schädlingslisten und schüren den Ekel und Abscheu vor den Vögeln.
Es ist mittlerweile erwiesen, dass Taubenkot nicht materialschädigend ist (s. TU Darmstadt, Prüfungsbericht 2004) und das von Tauben keine größeren gesundheitlichen Gefahren ausgehen, als von anderen Vögeln und Tieren/Haustieren (Katze, Hund) auch.
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