So gefährlich kann der Weg zur Schule sein
93 Unfälle am Schulweg im vergangenen Jahr
Bei 570 Verkehrsunfällen am Schulweg im vergangenen Jahr, wurden österreichweit 610 Schülerinnen und Schüler zwischen sechs und 15 Jahren verletzt – um 20 Prozent mehr, als noch 2017. Auch in Niederösterreich ist es 93 Mal zu gefährlichen Situationen gekommen.
BEZIRK KORNEUBURG | LANGENZERSDORF (pa). Die Zunahme an verletzten Kindern am Schulweg ist jedoch primär auf eine höhere Genauigkeit bei der Unfallerfassung der Exekutive seit 2018 zurückzuführen, wie Reinhard Kandler, ÖAMTC-Stützpunktleiter in Langenzersdorf, erklärt. Die Absicht dahinter: Durch gezieltere Gegenmaßnahmen Unfälle vermeiden zu können und auch Kreuzungen und Haltestellen sicherer zu gestalten. "Klar ist trotzdem: Jeder Unfall muss vermieden werden. Schulwegtraining und Sensibilisierung ist gerade bei jungen Schülern unerlässlich."
Bei fast jedem zweiten Schulwegunfall waren die Kinder zu Fuß unterwegs. Eltern müssen, so der Mobilitäts-Experte, die Herausforderungen für ihre Kinder kennen und darauf eingehen.
Unachtsamkeit und Ablenkung
Die häufigste Ursache für Schulwegunfälle ist die Unachtsamkeit oder Ablenkung. 31 Prozent aller Unfälle sind darauf zurückzuführen. Der zweithäufigste Grund sind Vorrangverletzungen oder Rotlichtmissachtungen (26 Prozent).
Kinder "ticken" anders – Schulweg üben
In wenigen Tagen beginnt das neue Schuljahr. "Jetzt ist der optimale Zeitpunkt, mit den Kindern den Schulweg zu üben", weiß Kandler. Er hat ein paar Tipps und Ratschläge für uns auf Lager.
- Schulweg planen: Eltern sollten sich vorab einen optimalen Weg überlegen. Der kürzeste Schulweg ist nicht unbedingt der sicherste. Sofern vorhanden, sollten Sicherheitsumwege für Zebrastreifen oder Ampeln genutzt werden.
- Volle Konzentration: Training benötigt Zeit, Geduld und die volle Aufmerksamkeit für das Kind. Eltern, die nebenbei Nachrichten schreiben oder Geschwister mitbetreuen, ziehen nötige Konzentration vom übenden Kind ab. Außerdem müssen sich die "Trainer" ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.
- Richtige Tagesform: Die Stimmung und die Aufnahmebereitschaft des Kindes sind nicht zu unterschätzen. Oft ist der spätere Vormittag oder eine konfliktfreie Zeit ein guter Zeitpunkt zum Üben – mit dem Ziel, sich an die Schulbeginnzeit heranzutrainieren. Eltern sollten die Aufmerksamkeit des Kindes stets im Blick haben und regelmäßig mit Lob motivieren.
- Realistisch üben: Wo und womit das Kind den Schulweg absolvierten wird – genau so soll geübt werden. Etwa ein Stück zu Fuß, dann mit dem Bus. Das Üben an einem Werktag ist sinnvoller als an einem verkehrsarmen Sonntag. Die gepackte Schultasche darf mit zum Training – so entwickeln Kinder das Gefühl für die "Last".
- Anderes Sichtfeld: "Kinder haben aufgrund ihrer Körpergröße noch keinen ausreichenden Überblick. Um mögliche Sichthindernisse zu berücksichtigen, sollten Eltern in die Hocke gehen", rät der ÖAMTC-Stützpunktleiter. "Aufgrund ihres noch eingeschränkten Sichtfeldes können Kinder seitlich nachende Gefahren nicht gut ’aus den Augenwinkeln’ erkennen: Auch bei grüner Ampel sollten sie daher den Pendelblick anwenden."
- Andere Reaktionszeit: Kinder benötigen im Vergleich zum Erwachsenen entwicklungsbedingt etwa die doppelte Zeit zum Reagieren. Zudem sind sie noch leicht ablenkbar und handeln oft ichbezogen, Gefahren werden teils nicht richtig erkannt. Besitzt das Kind ein Handy, gehört es am Schulweg in die Schultasche.
- Rechts-Links-Zuordnung: Für einen Schulanfänger ist es nicht immer leicht, links und rechts zu unterscheiden – das funktioniert erst mit etwa zehn Jahren besser. Daher besser erklären, in beiden Richtungen auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten.
- Klar und kurz: Pro Training sollte ein klares Thema kurz und verständlich erklärt und "vorgeführt" werden – etwa Ampelnutzung. Dann gemeinsam einige Male wiederholen, nachfragen und abschließend das Kind mit eigenen Worten wiederholen lassen. Lieber kurze Übungseinheiten mit vielen Wiederholungen.
- Ausnahmen besprechen: Klappt der Schulweg schon gut, thematisiert man Herausforderungen – indem man Fragen stellt, wie "Was machst du, wenn eine Baustelle den Gehweg versperrt?" So lernt das Kind mitzudenken und selbst eine sichere Lösung zu finden.
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