„Noch keine Indikatoren für Aufschwung!“
Die Sparkasse expandiert in Slowenien und Italien trotz Krise. In Kärnten setzt der Vorstand auf Regionalität.
Sein Vertrag mit der Kärntner Sparkasse wurde für drei Jahre verlängert. Im WOCHE-Interview spricht Vorstandsdirektor Gernot Schmerlaib über Regionalität und Auslandsaktivitäten.
WOCHE: Welche Auswirkungen hat die Wirtschaftskrise auf eine Regionalbank wie die Kärntner Sparkasse?
Gernot Schmerlaib: Da wir eng mit den Menschen und der Wirtschaft unseres Bundeslandes verbunden sind, geht sie nicht spurlos an uns vorüber. Wir haben bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rückgang unseres Wertpapiergeschäftes zur Kenntnis nehmen müssen, da das Vertrauen in bestimmte Veranlagungsprodukte nicht mehr gegeben war. Mit unserem „Geschäftsmodell Sparkasse“ haben wir dennoch ein positives, auf bekannte Anlageprodukte aufgebautes Einlagenwachstum erzielt. Im kommerziellen Sektor, bei unseren Firmenkunden bemerkt man die Krise seit Beginn 2008 und so mussten auch wir die Risikovorsorgen erhöhen.
Die Sparkasse ist auch in Slowenien und Oberitalien aktiv – welche Unterschiede stellen Sie zu Kärnten fest?
In Slowenien war es für ausländische Banken in der Vergangenheit aufgrund geringerer Konkurrenz und überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum leichter, Marktanteile und Ertragspotenziale zu erwirtschaften. Italien hingegen ist eine entwickelte Industrienation mit hoher Bankdichte. Es bedarf daher intensiverer Vorbereitungen und Anstrengungen, um als Bank anerkannt zu werden. Wirtschaftliches Potenzial und Bevölkerungszahlen zeigen, dass eine mittel- bzw. langfristige Investition in Italien erfolgreich sein wird.
Geht die Expansion der Sparkasse trotz Krise weiter?
Gerade in der Krise müssen wir Perspektiven und Lösungen im Sinne unserer Kunden, Mitarbeiter und unseres Unternehmens haben. Unsere Überlegungen sehen vor, dass wir, wie geplant, weiter in die Verbesserung der Infrastruktur investieren, um unsere hohen Qualitätsansprüche und Wettbewerbsfähigkeit zu garantieren. Wir treiben auch unsere Vertriebsaktivitäten in Slowenien und Italien mittels innovativer Produkte und Ausweitung des Filialnetzes voran.
Welche Rolle spielt es für den Kunden, ob „seine“ Bank ihr Headquarter in Kärnten oder im Ausland hat?
Der wesentliche Unterschied ist, dass die Strategie der Sparkasse in Kärnten entwickelt wird und dass der Kunde als Ansprechpartner eine regionale Bank hat. Das bedeutet, dass wir für Kredit- und Veranlagungsentscheidungen aufgrund der Kenntnisse der Gegebenheiten in der Lage sind, individuelle Lösungen anzubieten. Entscheidungen erfolgen rasch und realitätsbezogen.
Die Kärntner Sparkasse widmet sich mehr als andere karitativen Aufgaben – was steckt dahinter?
Es ist meiner Meinung nach viel zu wenig bekannt, dass unter dem Namen Kärntner Sparkasse alljährlich rund 2 Millionen Euro zum Wohle der Allgemeinheit ausgeschüttet werden. Denn schon seit der Gründung im Jahr 1835 gehört es zum Selbstverständnis und zur Verantwortung des Unternehmens, neben den wirtschaftlichen Interessen auch die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Unser Gründungsmotto lautet „Hilfe zur Selbsthilfe“ – dazu stehen wir auch in der Zukunft!
Hat die globale Finanzwelt verstanden, dass sie Hauptschuld an der Krise trägt?
Ich glaube, dass man diesbezüglich nicht generalisieren darf. Die Finanzsysteme hängen zwar global voneinander ab, regional jedoch verfolgen sie verschiedene Zielsetzungen. Wenn Sie das österreichische Bankensystem mit dem amerikanischen vergleichen, gibt es hier wesentliche Unterschiede, wobei in der jetzigen Situation und in der Vergangenheit das österreichische Bankensystem einen starken Bezug zur regionalen Wirtschaft hat und daher viel weniger vom Ausmaß der Krise betroffen ist. Die Ursache der Wirtschaftskrise ist auf das kurzfristige Gewinnmaximierungsprinzip in den amerikanischen Banken und auf die Vernachlässigung der Kundenbedürfnisse zurückzuführen.
Ihre Prognose – wann geht es mit der Wirtschaft bergauf?
Der Aufschwung wird sich zeitlich unterschiedlich darstellen, wobei aus den USA die ersten und stärksten Signale zu erwarten sind. Ein tatsächlicher Aufschwung lässt sich nur durch bestimmte Indikatoren definieren, die derzeit noch nicht vorhanden sind. Es wird daher frühestens im 4. Quartal 2009 bzw. überhaupt erst im 1. Halbjahr 2010 zu leichtem Wachstum kommen.
Sommersguter
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