50 Jahre: Der letzte Tango in Paris, ein Jubiläum
Stille Tage in Paris – Ein Roman zu einer Filmlegende

Cover "Stille Tage in Paris" | Foto: bei den AutorInnen 2022
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Vorab: Alle unsere Geschichten, waren immer Liebesgeschichten! (Pino Solanas, 1990)

„Der letzte Tango in Paris“ von Bernardo Bertolucci. Viele kennen wahrscheinlich diesen legendären Film oder sie haben den Titel schon einmal gehört. Es ist ein Film, den man/frau gesehen haben muss. Es ist ein Film, der bei seinem Erscheinen wegen seiner expliziten Sexszenen weltweite scharfe Diskussionen ausgelöst hat und der zweitweise stark zensuriert oder überhaupt verboten wurde.

Die Hauptdarsteller Marlon Brando, Maria Schneider, der Regisseur Bernardo Bertolucci und der Produzent Alberto Grimaldi waren wegen der Produktion und der Verbreitung von Pornografie in Italien angeklagt und zu einer Haftstrafe von zwei Monaten verurteilt, Bernardo Bertolucci wurden sogar die Bürgerrechte entzogen, er sollte z.B. nicht mehr wählen dürfen. Der Film wurde beschlagnahmt. In zweiter Instanz wurden alle Urteile aufgehoben.
Letztendlich wurde „Der letzte Tango in Paris“ ein weltweiter Erfolg. Den Produktionskosten vom 2,5 Millionen US Dollar steht ein Einspielergebnis von 60 Millionen US Dollar innerhalb von 3 Jahren gegenüber, ein Erfolg, der bis heute anhält.

Am 14. Oktober 2022 jährt sich nun zum 50. Mal die Erstaufführung des „Letzten Tango in Paris“ am New York Film Festival.

Aus diesem Anlass haben sich die beiden Autorinnen Monica B. Armstrong, Christine „Tini“ Trapp und der Autor Peter Citti zusammengetan um einen detailgenauen, bestens recherchierten Roman über die Entstehungsgeschichte von Bernardo Bertoluccis Film zu schreiben.

Doch das Autor*innen Trio hat es sich nicht leicht gemacht. Sie verlegen die Handlung ins Paris von 2019 in die Zeit der Streiks und Demonstrationen der „Gelbwesten Bewegung“, so wie einst, 1972, als der Film gedreht wurde, die Dreharbeiten durch Streiks und Demonstrationen als Auswirkung der Post-1960er-Jahre stark behindert wurden. So sind „Stille Tag in Paris“ gleichzeitig ein kritischer Blick nach vorne und auch zurück, als das Land der Revolution Frankreich im Aufruhr war. Ein interessantes Argument, das bisher in der Rezeption von Bertoluccis Film noch kaum ins Spiel gebracht wurde.

Interessant ist auch das Stilmittel, das die Autor*innen angewandt haben. Monica B. Armstrong und Christine „Tini“ Trapp waren während des gesamten Entstehungsprozesses von „Stille Tage in Paris“ in Los Angeles, Peter Citti in Hermagor, in Kärnten. Daher wurde das Buch im Stil eines dialektischen Prozesses geschrieben. Armstrong/Trapp haben während der L.A.-Time geschrieben und den Text in der Nacht nach Österreich geschickt, Peter Citti hat die Texte am Morgen empfangen, während des Tages bearbeitet und fortgesetzt und am Abend in die USA geschickt. Ein System, das bestens funktioniert hat. In nur 21 Tagen war der 247 Seiten starke Roman beendet. Ein bislang nicht dagewesenes Textexperiment.

Was ist nun die Rahmenhandlung von „Stille Tage in Paris“? Die 23jährige Amerikanerin Janet kommt nach Paris, um in der Crew eines französisch/italienischen Sexfilms zu arbeiten. Doch es kommt alles ganz anders. Kaum in der Stadt der Liebe angekommen verliebt sich Janet gleich in mehrere Männer aus der Filmbrache und weil in Frankreich der Aufruhr herrscht, wird sie auch sehr schnell zur Ikone der französischen Revolution. Schließlich wird sie für die Hauptrolle in dem Sexfilm besetzt. Nebenbei dreht Janet mit ihren französischen Freunden den Experimentalfilm „Die Chinesen“, einen der wichtigsten Filme von Jean-Luc Godard. Schließlich wird der Film „Stille Tage in Paris“ auf dem Filmfestival in Venedig vorgestellt und gewinnt dort den goldenen Löwen.

Alles was dazwischen ist reinste Nouvelle Vague und das beste Lesevergnügen für alle die sich für gute Filme und für die Filmgeschichte, sowie für das Filmemachen in Frankreich interessieren. Und auch das soll hier erwähnt werden, eine ganz große Hommage an den, am 13. September 2022 verstorbenen ganz großen Meister der „Nouvelle Vague“ Jean-Luc Godard.

Entstanden ist ein wildes, ein lustiges, ein informatives Buch, das seinem Slogan bestens gerecht wird: Ein Roman, so romantisch wie eine Woche Urlaub in Paris!

Interviews mit den Autorinnen Monica B. Armstrong, Christine Trapp und dem Autor Peter Citti folgen in den kommenden Tagen.

Stille Tage in Paris, von Monica B. Armstrong, Christine „Tini“ Trapp & Peter Citti, Verlag Neobooks, Berlin 2022

Duane Jackson, 07.10.2022

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