Suchthilfestrategie
Kampf gegen Süchte beginnt im Kindesalter

Die Prävention an Schulen wird weiter verstärkt. | Foto: WOCHE
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Das Land Kärnten stellte die Suchthilfestrategie 2030 vor. Die WOCHE Kärnten fragte bei Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) nach.

KÄRNTEN. Im Jahr 2018 gab es in Kärnten 27 Drogen-Tote zu beklagen, 2019 weitere 15. „Eine Analyse hat ergeben, dass der Großteil dieser Fälle seine Ursache in einem großen Mix an Beruhigungs- und Suchtmitteln hat“, berichtet Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ).

Acht Handlungsfelder

Die Analyse all dieser tragischen Todesfälle floss in die neue Suchthilfestrategie 2030 des Landes Kärnten, die acht konkrete Handlungsfelder umfasst, ein. Neben einem weiteren Ausbau der Prävention sind das der Bereich Sucht im Alter, aber auch die Forcierung der Vernetzung und eine verstärkte Regionalisierung. Die Strategie des Landes ist auf eine Dreier-Schrittfolge aufgebaut: Prävention, Schadensminimierung und konkrete Suchthilfe.

Gesellschaft gefordert

Bei der Suchtprävention ist Prettner bestrebt, Eltern und Schulen ins Boot zu holen: „Machen wir uns eines bewusst: Sucht beginnt nicht mit Drogen, dort endet sie. Süchte beginnen da, wo sie viele noch immer verharmlosen: bei Alkohol und Zigaretten.“ Neben Präventionsmaßnahmen an Schulen appelliert sie an die gesamte Gesellschaft: „Das Thema Sucht verlangt die Zusammenarbeit vieler Stellen und das Hinschauen aller.“ In Kärnten wurde ein Suchtbeirat mit allen relevanten Partnern installiert. Vertreten sich Ärztekammer, Apothekerkammer, Gesundheitskasse, Justiz, Polizei, Sozialarbeiter, Psychologen und Pädagogen.

Regionale Suchthilfegruppen

In der Suchthilfe setzt Prettner künftig auch auf Regionalisierung, um bei Bedarf schnell auf regionale Gegebenheiten und Eigenheiten eingehen zu können. Konkret: In allen Bezirken werden Suchthilfegruppen gegründet, in denen sich Experten aus allen Bereichen vernetzen. „Die Ursachen und Probleme können von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich sein“, begründet Prettner.

Neue Beratungsstellen

Im Vorjahr baute das Land auch sein Beratungs- und Therapie-Angebot um 370 Plätze aus. „Wir verfügen aktuell über 1.770 Plätze“, verrät Prettner. Weitere Beratungsstellen wurden im vergangenen Herbst in Feldkirchen und im Februar in Wolfsberg eröffnet. „Hilfe ist in Kärnten flächendeckend gewährleistet“, betont Prettner. Das Land nimmt zum Ausbau der Suchtprävention und zur Bekämpfung der Drogen-Problematik generell heuer mehr Geld in die Hand: Das Budget stieg von 28,8 Millionen im Vorjahr auf 30,5 Millionen Euro an. Enthalten sind darin auch zwei zusätzliche Mitarbeiter in der Suchtkoordinationsstelle.

Bildungsdirektion gefordert

Anlässlich des Anti-Drogen-Tags am 26. Juni meldete sich auch der Clubobmann der ÖVP Kärnten zu Wort. Laut Markus Malle veranschaulicht nicht zuletzt der Tätigkeitsbericht der Suchtkoordination Handlungsbedarf. „Die Anzahl der erstmals auffälligen Drogenkonsumenten unter 21 Jahren hat sich von 81 Jugendlichen 2018 auf 159 im Jahr 2019 verdoppelt“, alarmiert Malle. Deshalb fordert er erneut flächendeckende Präventionsmaßnahmen an Kärntner Bildungseinrichtungen. „Die Bildungsdirektion muss dafür Sorge tragen, dass jeder Kärntner Jugendliche mindestens einmal während seiner Schulbildung eine adäquate und professionelle Aufklärung erfährt“, fordert Malle.
In den vergangenen beiden Jahren wurde viel Energie in die Ausbildung von Multiplikatoren gesteckt. „Allein 2019 wurden 532 Lehrende zum Suchtmittelgesetz ausgebildet“, berichtet Malle, „jetzt muss das Land sicherstellen, dass diese Multiplikatoren an den Bildungseinrichtungen ihre Rolle zum Schutz der Jugend auch tatsächlich und nachvollziehbar ausfüllen.“

Die Prävention an Schulen wird weiter verstärkt. | Foto: WOCHE
Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner: „Süchte beginnen, wo sie viele noch immer verharmlosen: bei Alkohol und Zigaretten.“ | Foto: Gernot Gleiss
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