Rainhard Fendrich: "Na, hör's dir doch an!"
Fendrich über sein neues Album "Schwarzoderweiß" und seine Konzerttournee 2017 mit zwei Stationen in Kärnten: am 27. Juli in Bad St. Leonhard und am 8. September in Moosburg.
(chl). Vor 36 Jahren ist das Debütalbum des damals völlig unbekannten Rainhard Fendrich erschienen: „Ich wollte nie einer von denen sein“ (mit dem Kult-Hit „Zweierbeziehung“), ein Albumtitel, der auch heute noch zu ihm passen würde. Besser gesagt: wieder. Denn sowohl Fendrichs Publikum als auch viele Kritiker attestieren den Liedern des neuen Albums „Schwarzoderweiß“ jene Tiefgründigkeit, den Mut und die Ironie der frühen Alben. Der ab 27. Februar 62-Jährige meint dazu: „Ich kenne bis heute nicht diesen Zwang, irgendwo dazu gehören zu müssen. Meinen Eigensinn habe ich mir bis heute erhalten.“
Popmusikgeschichte
Ein Jahr nach dem Debüt folgte der Durchbruch in Österreich, mit dem Sommerhit „Strada del Sole“ (1981). Fendrich kam gut an, auch in Deutschland, wo der endgültige Karrierekick mit „Macho, Macho“ (1988) gelang. Alles dazwischen und vor allem danach ist österreichische Popmusikgeschichte. „Da ist ganz schön was zusammengekommen in den vergangenen 36 Jahren“, wundert sich der Singersongwriter selbst über seinen umfangreichen Katalog von rund 250 Liedern. Ober er mit allen zufrieden ist? „Sicher nicht. Aber ich bereue nichts.“
Daher ist es für Fendrich selbstverständlich, auch im Rahmen der Tour 2017 mit dem Motto „Schwarzoderweiß“ die alten „Hadern“ und Party-Hits zu spielen, von „Es lebe der Sport“ bis zu den großen Balladen wie „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ und der heimlichen Bundeshymne „I Am From Austria“.
Unterhaltung mit Haltung
Wer ein Album mit „Besser wird’s nicht“ betitelt – so, wie Fendrich sein 16. Studioalbum, 2013 – muss sich die Frage gefallen lassen, was man denn auf einer neuen Platte Neues zu sagen hätte? „Na, hör’s dir halt an“, ist die selbstbewusste Antwort. „Ich bin ein Künstler, für mich ist jedes Lied eine Art Reflexion auf das, was ich beobachte und erlebe. Die Zeit, in der wir leben, gibt mir die Themen vor. Und diese Zeit ist nun einmal alles andere als rosig.“ Unterhaltung mit Haltung also, zu hören (beispielsweise) bei humorvollen Titeln wie „Wenn du was wüst“ genauso wie bei Utopien wie „Frieden“ oder zeitkritischen wie „Schwarzoderweiß“.
WLAN, Frieden, Fremdenhass
Mit „Stell di vor, es gibt koan Internet“ beginnt das Lied „Wenn du was wüst“ über den Smartphone- und WLAN-Wahn, über das man schmunzeln kann oder aber nachdenken.
„Wir konnten in Europa die Kriege in der Welt lange ignorieren, aber das geht nun nicht mehr. Trotzdem singe ich vom Frieden. Von der Utopie, die wir in dieser blutgetränkten Zeit noch haben“, sagt er zum Song „Frieden“.
„Schwarzoderweiß“ ist Fendrichs Reflexion auf das Zeitgeschehen, eine Absage an Fremdenfeindlichkeit, ein Statement für Humanismus: „Ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Künstler sich dieses Themas annehmen, um es, wie einst in den 70er-Jahren, über die Kunst in die Gesellschaft zu tragen.“
Aber auch die Liebe hat für Fendrich immer noch großen Stellenwert, wie er in „Du bist schön“ singt, und nach wie vor die Heimat, diesmal als Liebeserklärung an seine Heimatstadt: „Für immer a Wiener“.
"Eigensinnig, ich weiß"
Das Album „Schwarzoderweiß“ hat Fendrich selbst produziert, um alle künstlerischen Fäden in der Hand zu halten: „Eigensinnig, ich weiß. Andere Sänger arbeiten beim Songwriting mit großen Teams zusammen, doch das ist nichts für mich. Ich sehe mich eher wie ein Maler, dem kann ja bei seinen Werken auch niemand helfen.“
Fendrich live in Kärnten
Die Konzerttournee zum Album „Schwarzoderweiß“ startet im Februar in Deutschland und führt Rainhard Fendrich & Band heuer zwei Mal nach Kärnten:
Am 27. Juli, 20 Uhr, macht der Fendrich-Tourtross am Hauptplatz in Bad St. Leonhard Station, am 8. September, 20 Uhr, auf der Schlosswiese in Moosburg. Tickets: Ö-Ticket.
Das Album
Das neue Album „Schwarzoderweiß“ ist am 7. Oktober 2016 bei BMG Rights (Vertrieb: Warner) erschienen, am Tag des 70. Geburtstages von Georg Danzer, mit dem Fendrich zehn Jahre lang, gemeinsam mit Wolfgang Ambros, als „Austria 3“ auftrat, und der im Laufe der Zusammenarbeit zu einem wichtigen Freund und Vorbild wurde.
Es ist Fendrichs 17. Studioalbum und enthält 14 Songs.
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