Volksbefragung
Die Windräder spalten die Kärntner in zwei Gruppen
Ganz Kärnten diskutiert über die Windräder: Zwei Lager haben sich rund um die Windkraft gebildet – gegenseitige Vorwürfe wie z.B. "Energie-Lobbyist" inklusive. Erich Auer vom Alpenverein zählt einem der schärfsten Kritiker der Windkraft und kann einer Studie der IV und der Kelag nichts abgewinnen. Infineon-Kärnten-Chefin Sabine Herlitschka spricht sich für Windkraft aus.
KÄRNTEN. Man fühlt sich an die Coronapandemie erinnert, als sich zwei Lager gebildet haben. Vor der Volksbefragung am 12. Jänner 2025, bei der über die Richtung entschieden wird, wie Kärnten mit dem Aufstellen von weiteren Windrädern umgehen wird, tun sich wieder Gräben auf. Während Gegner vor "Vogelschreddern", Bodenversiegelung oder der generellen "Verschandelung" der Kärntner Berge warnen, werden die Befürworter nicht müde, auf die hohen Kosten durch den Zukauf von Strom oder die prekäre Lage in der Industrie hinzuweisen.
Streitpunkt Energiebedarf
Große Auffassungsunterschiede werden im Punkt deutlich, wie hoch der Energiebedarf in den kommenden Jahrzehnten sein wird. "Der Hunger nach Energie ist ein Hunger nach betriebs- und nicht volkswirtschaftlichem Profit. Weder der Gesamtstromverbrauch noch der Stromverbrauch der Industrie haben die letzten Jahre zugenommen – siehe Statistik Austria. Die angebliche Studie (Anm.: "Nachhaltiger Energiemix für die Kärntner Industrie" von IV und Kelag) über den doppelten Strombedarf des produzierenden Bereichs ist bloß eine Meinungsumfrage und erbrachte ,Gefälligkeitswortspenden‘ gegenüber der E-Wirtschaft, aber keine Fakten", teilt uns Erich Auer Naturschutzreferent des ÖAV, Landesverband Kärnten mit. Bei einer Befragung unter 20 Unternehmen in Form einer repräsentativen Studie wurde u. a. nachgefragt, wie das Erdgas, das schrittweise durch Strom und/oder Wasserstoff ersetzt werden soll. Robert Gritsch (BI für ein Windfreies Lavanttal) dazu: "Strom ist deutlich effizienter als fossile Energie, daher wird nicht doppelt so viel benötigt."
Eine Frage der Abhängigkeit
Ein Argument wird von Befürwortern gebracht: Windräder machen Kärnten unabhängig vom russischen Gas. "Die Abhängigkeit von russischem Gas hängt nicht mit der Anzahl der Windräder zusammen. Siehe Steiermark – vergleichbar mit 104 Windrädern bis 2021– da gibt es keinen kausalen Zusammenhang mit dem Zubau von Windrädern und der Reduktion des Gasbedarfs", argumentiert Auer. Herwig Draxler (Leiter Wirtschaftspolitik) fordert u. a. eine stärkere Anbindung an die Adriahäfen, um an Gas aus dem Süden zu kommen. Die WKK spricht sich für eine "mutige neue Verordnung" aus, damit die Energiewende vollbracht werden kann.
Stabil oder instabil?
"Auch im Winter ist die Windkraft volatil, man kann von 1.200 bis 1.300 Volllaststunden im Winterhalbjahr ausgehen – und ist nicht geeignet, Bandstrom für die Industrie zu liefern. Für die Elektrizitätsversorgungsunternehmen ist natürlich damit ein etwas höherer Strompreis an der Börse zu erzielen", teilt Auer mit. 20 energieintensive Unternehmen der Studie "Nachhaltiger Energiemix für die Kärntner Industrie" sehen das anders. Sie sehen in der Windkraft eine logische Ergänzung zur Photovoltaik und einen "versorgungssicheren Bestandteil der grünen Transformation". In diese Kerbe schlägt auch Sabine Herlitschka, (Infineon). "Ein stabiler, sicherer Energiemix aus erneuerbaren Quellen ist entscheidend für ein lebenswertes Morgen – für uns, kommende Generationen sowie die Wirtschaft und gute heimische Arbeitsplätze. Die Windkraft spielt dabei eine unverzichtbare Rolle – dessen müssen wir uns voll und ganz bewusst sein", so Herlitschka via "Unsere Energie für unser Kärnten".
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