Ab 2025
Stadttempel Wien wird zum 200. Geburtstag renoviert & adaptiert

- Der Stadttempel in der Seitenstettengasse wird 200 Jahre alt. Zum Geburtstag stehen aufwendige Adaptierungsarbeiten an.
- Foto: Valentin Mazal
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Der Wiener Stadttempel ist nicht nur die größte Synagoge Österreichs, sondern wohl auch die geschichtsträchtigste. In wenigen Jahren feiert der Tempel sein 200-jähriges Bestehen. Er sei jedoch auch "in die Jahre" gekommen, so IKG-Präsident Oskar Deutsch. Aufwendige Renovierungen und Adaptierungen sollen die Historie erhalten, das Haus aber auch auf die Anforderungen der Zukunft vorbereiten.
WIEN. Es ist ein altehrwürdiges Haus mit hohen Sicherheitsvorkehrungen, das man über die Seitenstettengasse betritt. Der Stadttempel Wien sei nicht nur für die jüdische Gemeinde ein Anziehungspunkt. 12.000 Besucherinnen und Besucher, darunter Touristen, Schulklassen und natürlich Jüdinnen und Juden aus aller Welt begrüßte man alleine im Jahr 2023.
"Der Stadttempel ist nicht nur die größte Synagoge Österreichs, sondern auch die geschichtsträchtigste. SO Gott will, wird er 2026 dann 200 Jahre alt. Insofern ist er auch schon in die Jahre gekommen. Gleichzeitig werden wir auch von den Besuchermassen überrannt", erläutert der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Oskar Deutsch.
Am Plan steht eine aufwendige Renovierung des Tempels im Herzen der Wiener Innenstadt. Die Schlagworte dabei sind, das Alte, Bewahrenswerte zu erhalten, und gleichzeitig die Synagoge für die bereits bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten.
Möbel, Eingang, Sterne
Das ehrwürdige Haus wurde 1825 bis 1826 von Josef Georg Kornhäusel errichtet und ist von seinem Stil geprägt. Kornhäusel, der auch viele große Bühnen wie das Theater in der Josefstadt plante, lies Elemente aus diesem Bereich einfließen. Die Sitzplätze sind auf mehreren Ebenen, wie bei Logen, verteilt. Gleichzeitig trägt die Symbolik eine große Rolle. Zwölf Säulen stehen für die zwölf Stämme Israels. Ein Sternenhimmel dient als architektonisches Zitat aus dem Buch Genesis.

- Der Tempel besteht über mehrere Etagen, an der Decke befindet sich ein Sternenhimmel. Zwölf Säulen stehen für die zwölf Stämme Israels.
- Foto: Valentin Mazal
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Während der Pogrome 1938 zerstörten die Nationalsozialisten zwar einen großen Teil der Inneneinrichtung, das jüdische Gotteshaus blieb in seiner Struktur jedoch wesentlich erhalten. Unter anderem wegen des dichten Verbaues in der Seitenstettengasse schreckten die Nazis davor ab, die Synagoge – so wie es vielen anderen zum Schicksal wurde – in Brand zu legen.
Umso herausfordernder ist es, das Haus zu sanieren, erklärt einer der zuständigen Architekten, Eric-Emanuel Tschaikner: "Die Aufgabe, sich mit diesem Tempel zu widmen, ist eine sehr spannende und herausfordernde. Einerseits ist es ein architektonisches Juwel, von dem es in Österreich nicht mehr so viel gibt. Aber es geht natürlich auch das immaterielle, das eine große Bedeutung hat für uns."

- Erklären die Maßnahmen, v.l.: IKG-Präsident Oskar Deutsch, Architektin Natalie Neubauer-Muzicant (KENH Architekten ZT GmbH) und Eric-Emanuel Tschaikner (KENH Architekten ZT GmbH)
- Foto: Johannes Reiterits/RMW
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Am Plan steht vieles. Es beginnt bei vermeintlich kleineren Aufgaben wie der Sanierung des Mobiliars oder dem Austausch der bestehenden Gebetsbänke. "Die wichtigsten Maßnahmen betreffen unter anderem die Einrichtung von Barrierefreiheit und Klimatisierung, gerade für die älteren Gemeindemitglieder. Die Instandsetzung und Sanierung des historischen Bestandes zählt natürlich auch dazu", so Natalie Neubauer-Muzicant. Jedoch müsse man auch ein Hauptaugenmerk auf die "veränderte Nutzung des Tempels, also beispielsweise durch die Touristenströme und Lehrausflüge legen. So soll etwa der Eingangsbereich mit der Sicherheitsschleuse angepasst werden, jedoch in enger Abstimmung mit den historischen Kontexten".
Großer Teil aus Spenden
Die Arbeiten sollen 9,8 Millionen Euro benötigen, wobei ein großer Teil von der öffentlichen Hand kommen soll. IKG-Präsident Deutsch appelliert jedoch auch, dass es ohne Spenden nicht funktionieren könne. "Der Stadttempel gehört, wie das Judentum selbst, zu Österreich. Es ist ein Symbol für unsere Republik. Der Stadttempel steht für eine vielfältige, jüdische Präsenz. Er ist ein Ort des Innehaltens, des Gebets und der Kultur", lädt Deutsch die Bevölkerung ein, zu spenden. "Wir sind für jede Spende dankbar. Es geht hier auch darum, eine Art Zugehörigkeit des Judentums in Österreich zu zeigen".

- Die Arbeiten laufen von Herbst 2025 bis Herbst 2026. Ab dann soll der Tempel wieder für Hochfeste und Besuchende zur Verfügung stehen.
- Foto: Johannes Reiterits/MeinBezirk
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Großspender erhalten dafür auch ab 2.500 Euro einen Stern an der Decke des Gebetsraums. Bis nächstes Jahr laufen jetzt die Planungen. "Der Baubeginn ist nach den hohen Feiertagen 2025, also ungefähr im Oktober, angesetzt. Vor den hohen Feiertagen 2026, also im September ungefähr, wird der Tempel wieder eröffnet", gibt Architektin Neubauer-Muzicant Einblick in die Pläne. Alle wichtigen Feierlichkeiten und Events sollen in dieser Zeit in anderen Einrichtungen der jüdischen Gemeinde stattfinden.
Spendenkonto
Israelitische Kultusgemeinde Wien
IBAN: AT82-1200-0100-3011-8409
BIC: BKAUATWW
Spendenzweck: Restaurierung Stadttempel
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