Frauenhass vermutet
Foto-Ausstellung am Ring zu häuslicher Gewalt zerstört

Die Ausstellung "Warum lachst du nicht", die derzeit entlang des Burgrings zu sehen ist, wurde das Ziel mutwilliger Zerstörung. MeinBezirk sprach mit Robert Fleischanderl, dem Künstler hinter dem eindringlichen Projekt. | Foto: Robert Fleischanderl 2024
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  • Die Ausstellung "Warum lachst du nicht", die derzeit entlang des Burgrings zu sehen ist, wurde das Ziel mutwilliger Zerstörung. MeinBezirk sprach mit Robert Fleischanderl, dem Künstler hinter dem eindringlichen Projekt.
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Die Freiluft-Ausstellung entlang des Burgrings zum Thema häusliche Gewalt wurde zuletzt wiederholt Ziel von Zerstörungen durch Unbekannte. Künstler Robert Fleischanderl geht im Gespräch mit MeinBezirk von Frauenhass aus, die Vorfälle stimmen ihn "extrem traurig und wütend".

WIEN/INNERE STADT. Der Tiroler Künstler Robert Fleischanderl hat aktuell wenig Grund zu Lachen: Sein Kunstprojekt "Warum lachst du nicht", das sich mit dem dringlichen Thema häusliche Gewalt auseinandersetzt und seit dem 8. November entlang des Wiener Burgrings öffentlich zu sehen ist, wurde zuletzt selbst zum wiederholten Male Ziel von Gewalt.

Anhand von realen Betroffenenschicksalen werden bei einer Freiluft-Ausstellung verschiedene Aspekte häuslicher Gewalt aufgezeigt. Dabei werden fotografische Arbeiten gemeinsam mit Textelementen präsentiert. Insgesamt 56 Sujets waren ursprünglich entlang des Burgrings dafür aufgestellt, 18 weitere im Museumsquartier. Es sind Zitate von Betroffenen wie "Wenn du dich von mir scheiden lässt, wirst du deinen 30. Geburtstag nicht erleben", die beim Begehen der Ausstellung aufwühlen.

Bisher vier Vorfälle

Aufgewühlt zeigt sich auch Fleischanderl im Gespräch mit MeinBezirk. Von den 56 ausgestellten Displays am Burgring wurden bei bisher vier nächtlichen Vorfällen 26 der Sujets von Unbekannten schwer beschädigt bzw. zerstört.

Die betroffenen Bilder wurden "willentlich" aus dem Rahmen getreten und eingeschlagen sowie Sujet-Texte bewusst unleserlich gemacht. | Foto: Robert Fleischanderl 2024
  • Die betroffenen Bilder wurden "willentlich" aus dem Rahmen getreten und eingeschlagen sowie Sujet-Texte bewusst unleserlich gemacht.
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Die erste Attacke auf die Ausstellung ereignete sich unmittelbar vor der offiziellen Eröffnung in der Nacht vom 7. auf 8. November, dabei wurden vier Sujets beschädigt. Weitere 22 Zerstörungen ereigneten sich zwischen dem 14. und 17. November. Dabei sollen die Bilder "willentlich" aus dem Rahmen getreten und eingeschlagen sowie Sujet-Texte bewusst unleserlich gemacht worden sein.

Polizei ermittelt

Die Zerstörungen sind bereits zur Anzeige gebracht worden. "Die Ermittlungen wegen schwerer Sachbeschädigung laufen auf Hochtouren", bestätigt die Polizei gegenüber MeinBezirk die Vorfälle. Die Täter sind derzeit noch unbekannt, das Motiv sei noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Die zerstörten Displays wurden von Fleischanderl sowie Helfern und zufällig vorbeikommenden Passantinnen und Passanten notdürftig mit Klebeband wieder zusammengesetzt. | Foto: Robert Fleischanderl 2024
  • Die zerstörten Displays wurden von Fleischanderl sowie Helfern und zufällig vorbeikommenden Passantinnen und Passanten notdürftig mit Klebeband wieder zusammengesetzt.
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Die zerstörten Displays wurden von Fleischanderl sowie Helfern und zufällig vorbeikommenden Passantinnen und Passanten notdürftig mit Klebeband wieder zusammengesetzt. "Es ist einfach extrem traurig und es macht mich auch wütend, dass so viel Hass und Gewalt sich in diese Richtung entlädt", so der Künstler gegenüber MeinBezirk. Dass seine Ausstellung emotionalisiere, war laut ihm klar, dass es jetzt so heftig ausgefallen ist, findet er bitter.

Misogynie als Motiv vermutet

Er glaubt auch nicht, dass es sich bei den Vorfällen um banalen Vandalismus gehandelt hat. "Dieser wurde von den Behörden als 'Hate Crime' eingestuft. In diesem Fall handelt es sich um Misogynie. Es wendet sich einfach gegen Frauen", glaubt Fleischanderl. Da sähe man, wie notwendig ein Diskurs in der Gesellschaft zu dem Thema sei.

Wie es jetzt weitergeht, wisse er noch nicht. Weil er weitere Zerstörungen befürchtet, bangt der Künstler jetzt um das Fortbestehen der Ausstellung, an der er und sein Team zweieinhalb Jahre gearbeitet haben. Diese wäre offiziell noch bis zum 10. Dezember am Burgring zu sehen. Sicherheitsleute anzuheuern, die entlang der Ausstellung patrouillieren könnten, würden das derzeitige Budget mehr als sprengen. 

Tour durch Österreich wackelt

Auch die geplante Wanderausstellung durch Österreich im kommenden Jahr sei aufgrund fehlender Budgets zur neuerlichen Produktion der Ausstellung ebenfalls mehr als fraglich. Überlegungen, das Projekt vorzeitig abzubrechen, um die Sujets vor möglichen neuen Angriffen zu schützen, habe es zwar schon gegeben. "Momentan bleibt sie stehen", sagt er aber.

Das Ausmaß der Zerstörung haben der Künstler und sein Team fotografisch dokumentiert, diese wurden auch MeinBezirk übermittelt – mehr dazu in der Bilderstrecke unten.

Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen

24-Stunden-Frauennotruf: 01/12 345

24-Stunden-Frauennotruf der Wiener Frauenhäuser: 05 77 22

Frauenhelpline: 0800/222 555

Droht akute Gewalt, Polizeinotruf unter 133 oder 112 verständigen. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.

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