Anspruchsvolles Drama an der Bühne Imst Mitte
„Der Weibsteufel“ - Theaterforum Humiste spielt in Höchstform

Das Theaterforum Humiste spielt derzeit Karl Schönherrs erfolgreichstes Stück "Der Weibsteufel". Die Darsteller überzeugen im tiefgründig inszenierten Drama mit starkem Spiel. v.l.n.r.: Peter Mair, Stefanie Bauer, Helli Maier.
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IMST(alra). Mit dem Stück „Der Weibsteufel“ bringt das ambitionierte Ensemble des Theaterforum Humiste derzeit eines der wohl erfolgreichsten Dramen des Tiroler Autors Karl Schönherr auf die Bühne. Die Uraufführung war 1915 – inhaltlich hat sich die Geschichte ihre Spannung und Tiefgründigkeit bis heute erhalten. Die Premiere in Imst erfolgte am 24. Oktober, erste Eindrücke der Hauptprobe sind hier vermittelt.

Einmal mehr haben sich die Verantwortlichen des Theaterforums Humiste der Herausforderung gestellt, einer ernsten Thematik und der damit verbundenen Darstellung menschlicher Abgründe Bühne zu bieten. Inhaltlich zeigt „Der Weibsteufel“ den Verlauf einer zerstörerischen Dreiecksbeziehung. Darin verstrickt sind eine junge Frau, „das Weib“, herausragend dargestellt von Stefanie Bauer, ihr körperlich angeschlagene Ehemann und Schmuggler, der mit Helli Maier top besetzt ist. Auf das Ehepaar trifft ein junger, attraktiver Grenzgänger, den Peter Mair mit großer Intensität spielt.

Folgenschwere Machenschaften

Der gerissene Schmuggler entwickelt, angetrieben von seiner Gier, einen vorerst klugen Plan. Seine Frau soll als erotische Waffe im Kampf gegen den Grenzjäger eingesetzt werden, da dieser darauf aus ist, dem Schmuggler das Handwerk zu legen. Auch die Pläne des Grenzjägers sind auf die junge Frau ausgerichtet. Er will sie mit seinen Verführungskünsten betören, um über sie an die Schmuggelaktivitäten des Mannes heranzukommen und ihn zu enttarnen. Die junge Frau willigt in das Vorhaben ihres Ehemannes ein. Doch was erst nach leichtem Spiel aussieht, ändert sich schlagartig, als Gefühle auftauchen. Unterdrückte Emotionen, die aus der Enge und Perspektivlosigkeit der Ehe entspringen, treffen auf den Wunsch nach Befreiung und wachsendem Empfinden für den jungen Grenzgänger, der sich mehr und mehr selbst in seinen nicht mehr kontrollierbaren Gefühlen verliert.

Eskalierende Beziehungen

In diesem Netz zwischen Intrige, Macht, Begehren und Lüge erwächst aus der Verletzlichkeit der Frau ihre eigene Strategie. Sie erkennt ihre Rolle als Köder, der von beiden Männern eingesetzt wird. Doch anstatt an dieser Tatsache zu zerbrechen, wächst sie aus ihrer devoten Rolle heraus und blüht in der neu gewonnenen Macht scheinbar auf. Manipulativ setzt sie ihre Wirkung auf den Ehemann und den Grenzjäger ein und ersinnt eine eiskalte Abrechnung nach allen Seiten. Plötzlich zieht sie an den Fäden, in die sie ursprünglich von den Machenschaften der Männer eingesponnen war.

Anspruchsvoller Stoff, intensiv gespielt

Das Stück ist vom Theaterforum Humiste auf allen Ebenen brillant umgesetzt. Ein innovatives und äußerst reduziertes Bühnenbild mit wenigen, aber starken und durchdringlichen akustischen Elementen spiegelt die bedrückende Stimmung des Stückes hervorragend wider. Diese Reduktion bildet eine klare Basis, auf der die drei Akteure ihre großen darstellerischen Fähigkeiten in allen Facetten ausbreiten können. Stefanie Bauers Spiel ist genial, sie trägt die Rolle mit immenser Ausdrucksstärke. Die wandelnden Emotionen der jungen Frau, die massive Veränderung ihres Rollenbildes – von der gefälligen Ehefrau bis hin zur berechnenden Geliebten – vom vermeintlichen Opfer zur Täterin – stülpt sich Stefanie Bauer mit professionellem Selbstverständnis über. Der Part des Ehemannes und Schmugglers ist mit Helli Maier treffsicher besetzt. Authentisch und souverän beweist er sein Talent in der Darstellung eines durchtriebenen Mannes, der letztendlich tragisches Opfer seiner eigenen verwerflichen Machenschaften wird. Peter Maier in der Rolle des Grenzgängers ist ein Garant für komplexes und expressives Spiel. Er beherrscht sämtliche Nuancen des emotionalen Ausdrucks und vermittelt im aktuellen Stück eindrücklich die tiefe Zerrissenheit eines jungen, teils hitzköpfigen Mannes, der den Boden unter den Füßen verliert. Die drei Protagonisten bestechen insgesamt durch die bemerkenswerte Stärke, mit der sie die schwierigen Charaktere ausfüllen und sie ungefiltert an das Publikum heranspielen.

Dramatisches Thema, perfekt inszeniert

Michael Rudigier hat in seiner Regiearbeit einer großen Geschichte mit schwerem Stoff den perfekten Rahmen gegeben. Seine Ansätze sind innovativ und er schafft Raum für klug eingesetzte Symbolik. Von der Inszenierung bis zur Besetzung ist das Stück auf sehr hohem Niveau ausgearbeitet. Die aktuelle Inszenierung von „Der Weibsteufel“ unterstreicht den inhaltlichen Qualitätsanspruch, um den das Theaterforum Humiste kontinuierlich bemüht ist. Mit dem Drama beweisen sich erneut die starken Talente des vielseitigen Ensembles. Das Stück reiht sich weit oben im Ranking der Bühne Imst Mitte-Highlights ein, die immer wieder aufs Neue für begeisternde Theaterabende sorgen.

Team Theaterforum Humiste:
REGIE UND BEARBEITUNG | Michael Rudigier
REGIEASSISTENZ | Victoria Matt TECHNIK | Florian Jonak
MASKE UND KOSTÜM | Daniela Timmes, Roswitha Matt
BÜHNE | Walter Huber, Joschi Köninger
FOTO UND DESIGN | Nico Deisenberger
KASSA | Victoria Matt, Martina Bundschuh
PRESSE | Christine Hecher, Christian Reiter

Termine:
Premiere: Samstag 24. Oktober 2020, 20.00 Uhr
Spieltermine: 30./31. Oktober, 06./07./08. November
Fr, Sa | 20.00 Uhr bzw. So 18.00 Uhr

Kartenreservierung: www.humiste.at
Pfarrgasse 7, 6460 Imst; Tel. 0664/6360646
Abendkassa: Freitag, Samstag ab 19:00 Uhr, Sonntag ab 17.00 Uhr

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