Ausverkaufte Premiere von „Vincent will Meer“ an der Bühne Imst Mitte
Theaterforum Humiste überzeugt mit starkem Ensemble und berührendem Stück
IMST(alra).Der Film „Vincent will Meer“ von Florian David Fritz aus dem Jahr 2010 war ein Überraschungserfolg, der das Publikum begeisterte. Das Theaterforum Humiste hat sich dem anspruchsvollen Stoff angenommen und feierte mit der Theaterfassung am 28. September an der Bühne Imst Mitte österreichische Erstaufführung.
Vincent, ein junger Mann, der am Tourette-Syndrom leidet und mit dem Tod der Mutter seine Hauptbezugsperson verliert, steht im Mittelpunkt des Geschehens. Vincents Vater, ein gefühlsarmer und karrierebesessener Politiker, schiebt seinen Sohn und damit auch die Verantwortung für ihn, in eine Betreuungseinrichtung ab, die von Frau Dr. Rose geleitet wird. In dieser Einrichtung trifft Vincent auf Marie, die an Magersucht leidet sowie auf den zwangsneurotischen Alexander, der sein Zimmergenosse wird.
Tiefsinniges Stück – eingängig aufbereitet
Die Rolle des Vincent verkörpert Peter Mair, der einmal mehr beweist wie intensiv er mit den Wesenszügen seiner Rolle und in diesem Falle auch den körperlichen Merkmalen einer Erkrankung verschmelzen kann ohne die Darstellung jemals zu überspitzen. Stefanie Bauer beeindruckt in ihrer fragilen Rolle mit viel großer Souveränität und auch Mathias Wilhelm zeigt sich als perfekte Besetzung im nuancenreichen Spiel. Feinsinnig und mit Nachdruck wurde die Rolle von Dr. Rose mit Andrea Raich ausgefüllt. Martin Flür überzeugte mit besonders eingängigem Spiel – in den Passagen des arroganten Politikers, dem sein Sohn egal ist, ebenso wie in den Momenten, in denen er sich der verschütteten Verbindung zu seinem Sohn wieder langsam bewusst wird.
Bewegende Emotionen
Zwischen den jungen Menschen entsteht ein Austausch an Erfahrung und Begegnung zwischen anfänglicher Ablehnung und wachsendem Vertrauen. Marie überredet Vincent zur Flucht, unfreiwillig begleitet Alexander die beiden und das Trio begibt sich auf eine abenteuerliche Autofahrt Richtung Italien. Vincents Vater und Frau Dr. Rose machen sich auf die Suche nach den drei Ausreißern – Frau Dr. Rose aus Sorge, Vincents Vater mehr um seinen Ruf zu wahren.
Der Roadtrip fordert Vincent, Marie und Alexander – es gibt viel Reibung, doch der gegenseitige Respekt und der direkte Umgang mit dem Krankheitsbild des anderen resultieren in Verständnis und einer Freundschaft. Die drei erreichen einen gemeinsam erwanderten Berggipfel, aber symbolisch auch ein Ziel und eine große Portion gemeinsames Selbstvertrauen. Sie überwinden die Strecke zum Meer und auf dem Weg dorthin auch viele verborgene Ängste, sich selbst und die Angst vor Berührung und fühlen sich dabei vielleicht wie Helden – „Heroes ¬ just for one day“. Auch Dr. Rose und Vincents Vater durchleben eine Reise, die sie durch äußere Umstände mit inneren Problemen konfrontiert, die einer Lösung bedürfen.
Behutsame Inszenierung mit Tiefenwirkung
Regisseur Christian Reiter hat sich für das Ensemble des Theaterforum Humiste mit „Vincent will Meer“ ein wunderbar berührendes Stück ausgewählt und es mit Stefanie Bauer, Martin Flür, Peter Mair, Andrea Reich und Mathias Wilhelm perfekt besetzt. Ohne Schwere, aber durchgängig ernsthaft mit ehrlicher Emotion gelang den Darstellern ein sehr authentisches Spiel. Die Umbauten zwischen den Szenen waren im Sinne einer modernen Inszenierung für das Publikum sichtbar und geben laut Regisseur Christian Reiter dem intensiven Spiel nochmals Raum nachzuwirken. Unterstrichen wurde dies zudem durch den musikalischen Beitrag von Helmuth Maier an der Gitarre. Maier war zudem noch in mehreren Nebenrollen gekonnt im Einsatz. Das Bühnenbild reduzierte sich auf ein Minimum – und erneut brachte diese Reduktion den Inhalt, die Gesamtleistung der Schauspieler und die großartig von Christian Reiter und Peter Mair gewählte Musik zum Stück vertiefend zur Geltung. Die Premierenvorstellung war restlos ausverkauft und das Publikum honorierte das eindrucksvolle Spiel des Ensembles mit viel Applaus.
Weitere Termine:
4./6./11./13./18./19. Oktober
3./8./10./15./16./29./30. November
1. Dezember
Beginn: Freitag und Samstag jeweils um 20.00 Uhr, Sonntag um 18.00 Uhr
Kartenreservierung: www.humiste.at
Pfarrgasse 7, 6460 Imst
Tel. 0664 6360646
Abendkassa: Fr, Sa ab 19.00 Uhr, So ab 17.00 Uhr
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