Geflügelmastbetrieb Obsteig
Keine Alternativen, aber Prüfungen

Mittlerweile ist der Bau sogar schon weiter fortgeschritten: Die Grünen glauben dennoch, dass sich noch eine andere Fläche finden lässt für den umstrittenen, von der nicht weit entfernten Nachbarschaft so bekämpfte Geflügelmastbetrieb in Obsteig-Wald. | Foto: Privat
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  • Mittlerweile ist der Bau sogar schon weiter fortgeschritten: Die Grünen glauben dennoch, dass sich noch eine andere Fläche finden lässt für den umstrittenen, von der nicht weit entfernten Nachbarschaft so bekämpfte Geflügelmastbetrieb in Obsteig-Wald.
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Während am Geflügelmastbetrieb Obsteig-Wald schon gebaut wird, glauben die Grünen noch an mögliche Alternativflächen. Die Gemeinde teilt diese Hoffnung nicht, verweist aber auf noch laufende Prüfungen.

OBSTEIG. Ein weiteres Mal richtet sich der Blick nach Wald – einem kleinen Weiler von Obsteig, wo die Menschen nicht mehr so recht an die Politik glauben wollen, weil sie sich alleingelassen fühlen: Angesichts der von ihnen empfundenen Belastungen durch örtliche Geflügelhaltung, wobei der Tierhalter zusätzlich zu seinem Betrieb in der Mitte des Weilers aktuell am Nordostrand an einem weiteren Standort baut.

Das regt nicht nur die Nachbarinnen und Nachbarn auf, sondern zuletzt auch den Landtagsabgeordneten Markus Sint von der LIste Fritz, der 100 Fragen an die zuständigen Stellen der Landesregierung gestellt hat:

Der Schrei der Puten, der Schrei nach Hilfe

Noch sei's nicht zu spät

Zur Sache geäußert haben sich dabei auch Dorothea Schumacher und Gebi Mair von den Grünen. Heute, Mittwoch, legen Bezirkssprecherin und Klubobmann allerdings noch per Presseaussendung ein Schäuflein nach, den sie als „konkreten Vorschlag“ sehen: Die Suche nach einem Alternativstandort.

Gefordert wurde das von den Grünen schon vergangene Woche. Doch gebe es tatsächlich „angebotene Grundstücke an der Bundesstraße“, sagt Mair, „die besser geeignet sein könnten“.  Jene gelte es auf Tauglichkeit zu prüfen und das Gespräch mit dem Projektbetreiber zu suchen, regt Schumacher an, die „biologische, regionale Landwirtschaft“ gefördert sehen will, aber nicht auf Kosten von erzürnten, verzweifelten Menschen. 

Auch wenn der Bau, wie erwähnt, längst im Gange ist, sei's noch nicht zu spät, einen besseren Standort zu suchen und zu finden, sagen die Grünen, die – wie berichtet – auch Auswirkungen auf die Mötzer Trinkwasserquellen befürchten.

„Alles versucht“, sagt die Gemeinde

„Der Vorschlag einer Alternativfläche, das kommt nicht zum ersten Mal auf“, sagt Erich Mirth.

Seit den letzten Gemeinderatswahlen ist er amtierender Bürgermeister von Obsteig, aber auch in der vergangenen Legislaturperiode schon ein Mitglied des Gemeinderats, der dem umstrittenen Vorhaben mehrheitlich den Weg geebnet hat. 

Erich Mirth, seit dem Vorjahr amtierender Bürgermeister der Gemeinde Obsteig – hier bei der Eröffnung eines örtlichen Supermarkts. | Foto: Föger-Klotz
  • Erich Mirth, seit dem Vorjahr amtierender Bürgermeister der Gemeinde Obsteig – hier bei der Eröffnung eines örtlichen Supermarkts.
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Bis dato kenne er keine Angelegenheit, die von der Obsteiger Gemeindepolitik „derartintensiv behandelt, derart geprüft“ worden sei wie das gegenständliche Bauprojekt am Rande von Wald – und natürlich seien dabei auch Alternativflächen im Gespräch gewesen. „Man hat alles versucht“, sagt Mirth. Aus Sicht des Bauherren sei die Fläche am Nordostrand des Weilers, die aus einer Erbschaft heraus in sein Eigentum gekommen sei, allerdings die einzige Fläche gewesen, die für ihn in Frage käme – begründet in der Nähe, den „kurzen Arbeitswegen“ zum bestehenden Betrieb.

War's ein Fehler?

„Weil der Bau schon begonnen hat, schon so weit fortgeschritten ist, denke ich, dass über Alternativflächen nicht mehr zu reden ist“, sagt das Obsteiger Dorfoberhaupt und äußert Verständnis für den Zorn in Wald. 

Gleichzeitig bittet Mirth aber, „die Entscheidung als Ganzes zu akzeptieren“ und von etwaigen Fingerzeigen auf einzelne Entscheidungsträger abzusehen. Wie er damals selbst abgestimmt hat, will der heutige Bürgermeister – aus welchem Grund auch immer – übrigens nicht verraten.

Auf der einen Seite die Bevölkerung des Weiler, auf der anderen Seite ein Einzelner, der auf eigenem Grund so viel Geflügel halten will, wie es Obsteig-Wald bislang nicht kenne. Der Gemeinderat hat für den Projektwerber entscheiden – nach „sachlicher, objektiver“ Abwägung, sagt der Bürgermeister und bittet „die Entscheidung im Ganzen“ zu akzeptieren. | Foto: Privat
  • Auf der einen Seite die Bevölkerung des Weiler, auf der anderen Seite ein Einzelner, der auf eigenem Grund so viel Geflügel halten will, wie es Obsteig-Wald bislang nicht kenne. Der Gemeinderat hat für den Projektwerber entscheiden – nach „sachlicher, objektiver“ Abwägung, sagt der Bürgermeister und bittet „die Entscheidung im Ganzen“ zu akzeptieren.
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Aber ganz allgemein gefragt, nicht zuletzt angesichts der nicht abreißenden Kritik, der landesweiten Aufmerksamkeit: War die damalige Entscheidung des Gemeinderats zugunsten des Geflügelmastbetriebs aus heutiger Sicht vielleicht tatsächlich ein Fehler? Ein Ja oder Nein gibt es darauf nicht vom Bürgermeister – aber eine recht differenzierte Antwort, die mit einer Gegenantwort beginnt.

„Nach welchen Kriterien ist da zu entscheiden? Da steht der ganze, ländlich strukturierte Weiler gegenüber einem jungen Burschen, der sich, seinen Betrieb weiterentwickeln, seine Bauernschaft erweitern will – mit dieser Stückzahl an Geflügel, die man bei uns so nicht kennt“, sagt Mirth: „Da steht dann natürlich der soziale Frieden dem Anliegen gegenüber. Aber warum soll der [Projektbetreiber] auf seinen eigenen Grundstücksflächen nicht etwas für sich schaffen, seine Existenz aufbessern und sichern? Nach sachlicher, objektiver Durchsicht der gesamten Unterlagen inklusive Gutachten hat dann jedes Mitglied des Gemeinderats für sich entschieden.“

Offiziell nicht berücksichtigt wurde übrigens die schriftlich geäußerte, sehr kritische Sicht des Sprengelarztes auf das Projekt. Gelesen hätte er – wie wohl auch so manche Person im Landesdienst – sie natürlich dennoch, sagt Mirth. Stimmen die Zeilen, die Hinweise des Mediziners etwa auf den besonders krankheitserregenden Charakter von Geflügelkot, nachdenklich? „Natürlich stimmt mich das nachdenklich. Aber wo ist das belegt, wo ist das bewiesen? Da tu' ich mir schwer“, räumt Mirth ein.

Warten auf Ergebnisse

Fest steht für den Obsteiger Bürgermeister, dass alles, was gefordert wurde, auch geprüft worden sei – eben auch vom Land als Aufsichtsbehörde. Noch offen sei aber die Prüfung, ob das Grundwasser tatsächlich gefährdet sein kann, während das Landesverwaltungsgericht noch über die auf dem Rechtsweg geäußerten Anliegen der Anrainerinnen und Anrainer entscheiden müsse, informiert Mirth: „Wir warten gespannt, was kommt.“

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