Rückblick auf Corona
Wie es im Bezirk Hollabrunn vor fünf Jahren war

Helmut Schneider und Daniel Schwächerl von den Freizeitbetrieben - alle Veranstaltungen abgesagt. | Foto: Goll
17Bilder
  • Helmut Schneider und Daniel Schwächerl von den Freizeitbetrieben - alle Veranstaltungen abgesagt.
  • Foto: Goll
  • hochgeladen von Alexandra Goll

Erster Corona-Fall in Niederösterreich kam am 28.2.2020 ans Tageslicht. Es war ein 15-jähriger Schüler aus Wien, der ins Erzbischöfliche Gymnasium Hollabrunn ging. 23 Schüler und vier Lehrer wurden daraufhin unter häusliche Quarantäne gestellt. Wir blicken zurück - manche schaudert es, einige sind tief betroffen und so mancher hat die ruhige Zeit auch genossen.

HOLLABRUNN. Über das Wochenende wurde das öffentliche Leben vor fünf Jahren am 16. März 2020 stillgelegt - der erste Lockdown wurde ausgesprochen. Alle mussten zu Hause bleiben, Schüler, Angestellte, Arbeiter und nur systemrelevante Berufe hatten die Berechtigung, ihre Arbeitsplätze einzunehmen. Sonst durfte man nur für Einkäufe und Freizeitaktivitäten das Haus verlassen.

Good bye öffentliches Leben

Vorträge, Flohmärkte, Gruppenturnkurse, Sportturniere und Events im Bezirk Hollabrunn werden reihenweise abgesagt. Die Gastronomie hatte nur mehr Speisen zum Abholen.

Die Schulen im Bezirk Hollabrunn sind geschlossen und Schüler werden über online-Portale Aufgaben erhalten. | Foto: Goll
  • Die Schulen im Bezirk Hollabrunn sind geschlossen und Schüler werden über online-Portale Aufgaben erhalten.
  • Foto: Goll
  • hochgeladen von Alexandra Goll

Der erste Lockdown ist auch Betriebsleiter des Hollabrunner Veranstaltungszentrums Helmut Schneider als Schockerlebnis noch gut in Erinnerung: "Bereits Tage davor hatten wir im Rathaus erste Krisensitzungen wegen eines Infektionsfalles in der Stadt. Mit dem Lockdown mussten dann unmittelbar alle Veranstaltungen im Stadtsaal abgesagt werden. Besonders herausfordernd war die Situation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vorerst in den angeordneten Urlaub geschickt werden mussten."

Das Team der Bezirksblätter Hollabrunn arbeitet im Homeoffice. | Foto: BB Hollabrunn
  • Das Team der Bezirksblätter Hollabrunn arbeitet im Homeoffice.
  • Foto: BB Hollabrunn
  • hochgeladen von Stefanie Aigner

"Relativ rasch habe ich dann den Stadtsaal in ein Test- und Impfzentrum umgestaltet, wodurch das Stadtsaalteam nicht als Freizeitdienstleister, sondern für medizinische Hilfsdienste eine wichtige Betätigung fand. Es war dennoch sehr schmerzlich, den Stadtsaal monatelang ohne Gäste im Kulturbereich erleben zu müssen. Glücklicherweise hatte sich die Stadtgemeinde in dieser veranstaltungsfreien Zeit zur Generalsanierung des Stadtsaales entschlossen."

Covid-Fahrzeug ausgelagert

Die Corona-Zeit war auch für das Rote Kreuz Hollabrunn mit enormem Aufwand und großen Herausforderungen verbunden. „Besonders in Erinnerung geblieben sind die Lockdowns“, erzählt Günther Wiehart vom Roten Kreuz Hollabrunn.

Das Rote Kreuz versorgt sozial Schwache auch in Krisenzeiten. | Foto: Rotes Kreuz
  • Das Rote Kreuz versorgt sozial Schwache auch in Krisenzeiten.
  • Foto: Rotes Kreuz
  • hochgeladen von Alexandra Goll

„Jede Person saß in einem Raum allein, es gab keine Durchmischung an den Mittagstischen, und wir hatten ein eigenes Covid-Fahrzeug mit einer ausgelagerten Mannschaft. Die Wäsche wurde extern gereinigt, das Fahrzeug außerhalb geparkt und dort desinfiziert.“

Spaßhalber trug auch Samy einen Mund-Nasen-Schutz. | Foto: Alexandra Goll
  • Spaßhalber trug auch Samy einen Mund-Nasen-Schutz.
  • Foto: Alexandra Goll
  • hochgeladen von Alexandra Goll

Während dieser Zeit gab es weniger Krankentransporte, da auch die Krankenhäuser entlastet wurden. Stattdessen unterstützten die Mitarbeiter verstärkt bei Impf- und Teststraßen. Rückblickend sagt Wiehart: „So etwas möchten wir nicht noch einmal erleben.“

Risikogruppen versorgt

In der Marktgemeinde Wullersdorf koordinieren seit Beginn der Ausgeh- und Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie Vizebürgermeisterin Annemarie Maurer und Gemeindemitarbeiterin Nicole Schinnerl eine Hilfe für jene Menschen, denen es nicht möglich ist, die notwendigen Besorgungen des täglichen Bedarfs unter diesen Umständen zu erledigen oder die zur so genannten „Risikogruppe“ gehören und aus Eigenschutz das Eigenheim absolut nicht verlassen dürfen oder wollen.

Distance Learning in der HTL-Hollabrunn

Mithilfe von „Microsoft Teams“ und anderen E-Learning-Tools hat die größte Schule des Weinviertels ihren Betrieb erfolgreich auf „Distance Learning“ umgestellt. "Großer Dank gilt allen Lehrkräften, die in dieser herausfordernden Zeit mit kreativen Ideen und unermüdlichem Einsatz dafür sorgten, dass unser Unterricht weiter funktionierte. Besonders kreativ waren unsere Turnlehrer, die Übungen in Videos vorzeigten. Schüler mussten sich zu Hause selbst filmen, um zu zeigen, dass die Übungen gemacht wurden", bedankt sich Direktor Wolfgang Bodei für so viel Engagement.

Distance Learning mit Schülern in der HTL-Hollabrunn | Foto: HTL Hollabrunn
  • Distance Learning mit Schülern in der HTL-Hollabrunn
  • Foto: HTL Hollabrunn
  • hochgeladen von Gernot Brauneis

Durch die Pandemie wurde der Vorteil von Teams mitgenommen. Nach wie vor wird bei längeren Krankenständen oder Abwesenheiten dieses Tool verwendet. "Sehr bewährt hat sich das Online-Format auch bei dienstlichen Besprechungen. Die Reisetätigkeit ist deutlich zurückgegangen und man ist viel effizienter in der Tätigkeit."

Furchtbare Zeit für Eltern

Für berufstätige Eltern war die Zeit eine Herausforderung, denn neben Homeoffice und Homeschooling musste auch die Beaufsichtigung und Abwechslung erfolgen. Zu dieser Zeit besuchte der Sohn von Sonja Zeinler die zweite Klasse der Volksschule. „Ich war im Homeoffice, mein Sohn im Homeschooling – allerdings ohne digitalen Kontakt zu den Lehrkräften“, erinnert sie sich. Jeden Freitag holten die Eltern Arbeitsaufträge und einen Stundenplan ab, der vorgab, wann welche Aufgaben zu erledigen waren. Eine Woche später wurden die bearbeiteten Unterlagen gegen neue ausgetauscht. „Das war eine enorme Herausforderung – neben meiner eigenen Arbeit war das einfach eine Katastrophe“, erzählt Zeinler. Sobald die Schulen wieder öffneten, kehrte Jonas sofort in den Präsenzunterricht zurück. Bei ihrer Tochter in der Oberstufe war das gut mit digitalem Unterricht geregelt.

Die Schulen im Bezirk Hollabrunn sind geschlossen und Schüler werden über online-Portale Aufgaben erhalten. | Foto: Goll
  • Die Schulen im Bezirk Hollabrunn sind geschlossen und Schüler werden über online-Portale Aufgaben erhalten.
  • Foto: Goll
  • hochgeladen von Alexandra Goll

Nach mehreren Lockdowns, Pflichttestungen, Impfungen wurde am 5. März 2022 die meisten Corona-Maßnahmen aufgehoben, wie etwa Sperrstunde, Maskenpflicht.

Spezial-Corona-Klinik in Hollabrunn

Das Landesklinikum Hollabrunn rüstete sich für den Ernstfall und wurde zu einer Spezialklinik für Corona-Patienten. Ambulanzen wurden geschlossen, Operationen verschoben, Stationen auf ein Minimum reduziert. Ende März 2020 verstarb der erste Patient im Landesklinikum Hollabrunn an Covid-19.

Ärzte erzählen

Die bleibendste Erinnerung aus dieser Zeit ist für Philipp Beckerhinn, geschäftsführender Oberarzt der Chirurgie und stv. Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Hollabrunn und Primarius Richard Fiedler, Abteilungsvorstand an der Abteilung für Innere Medizin am Landesklinikum Hollabrunn die Isolierung von Patientinnen und Patienten mit ansteckenden viralen Erkrankungen, um auf diese Weise die Ausbreitung auch innerhalb von Kliniken zu verhindern: "Rückblickend bleibt die Erinnerung an eine schwere Zeit für betroffene Patientinnen und Patienten sowie für das in dieser Zeit engagierte medizinische (ärztliche und pflegerische) Personal.

Doris, Anita und Jasmin waren in der Pandemiezeit für die Klienten da. | Foto: Jasmin
  • Doris, Anita und Jasmin waren in der Pandemiezeit für die Klienten da.
  • Foto: Jasmin
  • hochgeladen von Karina Seidl-Deubner

Die Epidemiologie der Erkrankung war uns allen anfänglich völlig unbekannt. Entsprechend waren auch Gefühle der Angst und Verunsicherung gegeben. Durch ein koordiniertes Zusammenspiel von Prozessplanung, hygienischen Maßnahmen und Umsetzung von Behandlungswegen, welche bis zur Intensivbehandlung gingen, konnten auch erfreuliche Behandlungserfolge erzielt werden. Gleichzeitig ist auch der in einigen Fällen unabwendbare dramatische Verlauf der Erkrankung noch in Erinnerung.

Herausforderungen in der medizinischen Versorgung

Es gab plötzlich nur mehr eine relevante Erkrankung, die alle zunächst mit großer Angst und Unsicherheit erfüllte. Die Schreckensmeldungen in den Medien über eine Erkrankung, die vor allem, aber nicht ausschließlich, ältere Personen gefährdet und mit einer hohen Sterblichkeit einhergeht, haben diese Ängste noch verstärkt. Der Ablauf einer Triagierung in leichte, mittelschwere und schwerkranke Patientinnen und Patienten musste auch damit nicht so oft betrauten Medizinerinnen und Medizinern gelehrt werden.

Die Isolierung der Patientinnen und Patienten stellte vor allem die Pflegekräfte vor große Herausforderungen aufgrund der zeitweise größeren Anzahl an zu Betreuenden. Die Ärztinnen und Ärzte waren in Ganzkörperschutzanzügen mit der Versorgung der teilweise sehr schwer Erkrankten durchaus gefordert. Erst nach und nach wurde es zur Routine und bei der zweiten und dritten Welle waren die Abläufe schon sehr routiniert durchzuführen.

Belastung für Personal und Patientinnen sowie Patienten

Die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin war mit der Behandlung der am schwersten Erkrankten befasst. Hier bestand neben der vor allem zu Beginn dieser neuen Erkrankung weitgehend unbekannten Therapie die größte körperliche Herausforderung darin in „Vollmontur“ Patientinnen und Patienten mehrmals täglich umzulagern, die oft notwendige Bauchlage forderte noch zusätzlich.

Für die Chirurgische Abteilung des Landesklinikum Hollabrunn war das plötzliche Herunterfahren des Regelbetriebs und das Absagen von bereits seit langem geplanten Operationen eine große - auch emotionale - Belastung - sowohl für die betroffenen Patientinnen und Patienten als auch für das Personal. Die Neuplanung von mehreren hundert Operationen war ebenfalls eine große Herausforderung für unsere Medizinerinnen und Mediziner, die nur durch die unermüdliche Unterstützung durch die Sekretariate überhaupt möglich war.

Die reibungslose Zusammenarbeit aller Berufsgruppen zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten, die auch in „Normalzeiten“ problemlos funktioniert, hat sich hier besonders ausgezeichnet.

Lehren aus der Pandemie und verbesserte Abläufe

Heute würden die Herausforderungen durch eine solche Pandemie vermutlich rascher bewältigbar sein, die Isolierung von Schwerkranken ist auch in einem kleineren Landesklinikum wie unserem sicherlich mehr zur Routine geworden. Die Ausstattung mit der entsprechenden Schutzausrüstung, die vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie alle noch vor größere Probleme stellte, aber durch den zentralen Einkauf der NÖ LGA abgedeckt werden konnte, wäre heute gar keine Schwierigkeit mehr. FFP2-Masken gehören heute zur Routine im Kontakt mit infektiösen Patientinnen und Patienten.

Als sehr positive Erfahrung kann aber die gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen betont werden. In dieser schwierigen Zeit haben sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses nach ihren Möglichkeiten großen Einsatz geleistet.

Chronologie der Pandemie

16.3.2020: 1. Lockdown
6.4.2020: Supermärkte dürfen nur mehr mit Mund-Nasen-Schutz betreten werden
1.5.2020: Ende der Ausgangsbeschränkung, Treffen von maximal 10 Personen erlaubt
15.5.2020: Gastronomie und Museen öffnen
15.6.2020: Maskenpflicht fällt
3.11.2020: Lockdown light, Handel und persönliche Dienstleister bleiben offen, Schulen schließen, nächtlicher Ausgang beschränkt
17.11.2020: 2. Lockdown, alles geschlossen (außer Grund- und Gesundheitsversorgung), Weihnachtsmärkte verboten
24./25.12.2020: Weihnachts-Ausnahme, maximal 10 Personen
26.12.2020: 3. Lockdown

So sahen die Klopapier-Regale im März 2020 aus. | Foto: Foto: Michalka
  • So sahen die Klopapier-Regale im März 2020 aus.
  • Foto: Foto: Michalka
  • hochgeladen von Raphaela Kopa

Jänner 2021: Start der Teststraßen
25.1.2021: FFP2-Maskenpflicht in Öffis, Handel, etc.
8.2.2021: harter Lockdown endet, Handel und Schulen sperren wieder auf
1.4.2021: Ost-Lockdown für Wien, NÖ und Burgenland mit Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr, Schulen, Geschäfte geschlossen
3.5.2021: Ende Lockdown in NÖ, Gastronomie bleibt geschlossen
19.5.2021: Gastronomie öffnet, aber mit 3G-Regel (= geimpft, genesen, getestet)
1.7.2021: Sperrstunde fällt
22.7.2021: Maskenpflicht im Handel fällt
15.11.2021 - 31.1.2022: Lockdown für Ungeimpfte 

5.2.2022: Impfpflicht
Anfang März wurde sie wieder ausgesetzt
5.3.2022: Ende der meisten Corona-Maßnahmen - Freedom Day in der Gastronomie

Das könnte dich auch interessieren

Zwei klare Siege bei Heimspieldoppel
Buntes Treiben mit Prinzenpaar und Dorfmusik

Artikel von damals

Corona-Krise: HTL Hollabrunn ist „teamfähig“

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

5:05

Blick in die Sterne
Horoskop – das hält der März für uns bereit

Mars, der Gott des Krieges und des Wetters ist Namensgeber für den Monat März. Ob wir auch zu kämpfen haben oder uns doch alles leicht von der Hand geht, das weiß Astrologe Wilfried Weilandt. Gemeinsam mit Moderatorin Sandra Schütz hat er in die Sterne geblickt und dabei auch an den "Promi des Monats" – Sänger Pablo Grande – gedacht. ÖSTERREICH. Eines wollen wir natürlich sofort wissen: wer ist das Glückskind im März? "Das sind die Widder. Ein wenig Geduld müssen sie noch haben, aber am 20....

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.