Wie denken Zeugen Jehovas über Gott und die Lehre von der Dreieinigkeit?
Zeugen Jehovas glauben, dass der Gott des Christentums ein falsches und satanisches Zerrbild von Jehova, dem einen wahren Gott, ist. Charles Taze Russell schrieb sogar, der christliche Gott sei «der Teufel selbst» (C.T. Russell, Studies in the Scriptures, Bd. 7, S. 410). Zeugen Jehovas verstehen Gott als eine einzige Person, im Gegensatz zu den Christen, nach deren Verständnis Gott ein einziges Wesen ist, in dem drei Personen vereint sind. Sie leugnen auch, dass Gott allgegenwärtig ist. Damit begrenzen sie Seine Allwissenheit. Weil nach der Lehre der Wachtturmgesellschaft Gott eine Einzelperson ist, lehnen die Zeugen Jehovas die Dreieinigkeit als eine «heidnische Erfindung» ab. Sie bezeichnen sie als «falsche Lehre … von Satan propagiert, um den Namen Jehovas zu verleumden» (J.F. Rutherford, Uncovered, WBTS, 1971, S. 48f.).
Allerdings stellt die Wachtturmgesellschaft die Lehre von der Dreieinigkeit häufig falsch dar. Christen verkünden nicht das Gottesbild, das Zeugen Jehovas ihnen unterstellen. Sie lehren nicht, dass es «drei Götter» gibt oder «einen komplizierten, komisch aussehenden dreiköpfigen Gott» (Let God be True, WBTS, 1946, S. 83). Statt dessen lehrt die Bibel, dass der eine, wahre Gott von Ewigkeit her in drei Personen existiert. Die Lehre von der Dreieinigkeit lässt sich in fünf biblisch begründeten Punkten wie folgt zusammenfassen:
1. Es gibt nur einen wahren Gott: «Denn da ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und Menschen …» (1. Timotheus 2,5; NWÜ; vgl. 5.Mose 4,35, 6,4; Jesaja 43,10).
2. Der Vater ist Gott: «So gibt es für uns tatsächlich einen Gott, den Vater …» (1.Korinther 8,6; NWÜ; vgl. Johannes 17,1-3; 2.Korinther 1,3; Philipper 2,11; Kolosser 1,3; 1.Petrus 1,2).
3. Jesus Christus, der Sohn, ist Gott: «… sondern Gott auch seinen eigenen Vater nannte, wodurch er (Jesus) sich Gott gleichmachte» (Johannes 5,18; NWÜ; vgl. Jesaja 9,6; Johannes 1,1; Römer 9,5; Titus 2,13; 2.Petrus 1,1).
4. Der Heilige Geist ist eine Person, ist ewig und deshalb Gott. Der Heilige Geist ist eine Person: «Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus eigenem Antrieb reden, sondern was er hört, wird er reden, und er wird euch die kommenden Dinge verkünden» (Johannes 16,13; NWÜ; Hervorhebungen von den Autoren). Der Heilige Geist ist ewig: «…wieviel mehr wird durch das Blut des Christus, der durch ewigen Geist sich selbst ohne Makel dargebracht hat … » (Hebräer 9,14; NWÜ). Der Heilige Geist ist deshalb Gott: «Petrus aber sprach: Ananjas, warum hast du dich vom Satan so dreist machen lassen, dem heiligen Geist gegenüber ein falsches Spiel zu treiben … Du hast ein falsches Spiel getrieben, und dies nicht Menschen, sondern Gott gegenüber» (Apostelgeschichte 5,3-4; NWÜ).
5. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind verschiedene Personen: «… tauft sie aber im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes»; «Die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und der Anteil am heiligen Geist sei mit euch allen» (Matthäus 28,19; 2.Korinther 13,14; NWÜ).
Aus diesen Versen, ob man sie nun in der Neue-WeltÜbersetzung oder in einer modernen Bibelausgabe nachliest, geht deutlich hervor, dass nach biblischer Lehre der eine, wahre Gott von Ewigkeit her als Vater, Sohn und Heiliger Geist existiert. Seit fast 2000 Jahren hat die historische, christliche Kirche diese Lehre wie oben beschrieben der Bibel entnommen. Das kann jeder nachprüfen, der die Werke der Kirchenväter liest und die historischen Glaubensbekenntnisse studiert. Das unvollkommene menschliche Verständnis über diese Wahrheit ist kein Grund, das abzulehnen, was die Bibel lehrt. Auch die Wachtturmgesellschaft stimmt dem zu: Aufrichtig nach Wahrheit Suchende wollen wissen, was richtig ist. Sie erkennen, dass sie sich nur selbst betrügen würden, wenn sie Teile des Wortes Gottes ablehnen und gleichzeitig ihre Auffassungen auf andere Teile stützen (Is This Life All There Is?, WBTS, 1974, S. 99). Dennoch lassen Zeugen Jehovas es zu, dass die menschliche Vernunft sich zum Richter über das Wort Gottes aufspielt. Sie lehnen die biblische Lehre über den einen, wahren Gott, der in drei Personen existiert, ab und setzen an ihre Stelle ihre eigene Ansicht, dass Gott nur eine einzige Person ist. Weil der Gedanke an einen dreieinigen Gott ihnen «unvernünftig» erscheint, gehen sie davon aus, dass er nicht der Wahrheit entspricht.
An einem naturwissenschaftlichen Beispiel wollen wir veranschaulichen, wie unvernünftig diese Denkweise der Zeugen Jehovas ist. Lange Zeit meinten Wissenschaftler, jede Form von Energie existiere entweder als «Wellen» oder als «Teilchen». Diese beiden schlössen sich gegenseitig aus, weil ihre Eigenschaften unterschiedlich seien. Aber moderne wissenschaftliche Tests überraschten die Wissenschaftler, denn danach konnte das Licht in Form von Wellen und Teilchen existieren. Eine Zeitlang konnten manche Wissenschaftler diese Erkenntnis nicht akezptieren, weil sie in ihren Augen unvernünftig war. Deshalb bestanden die einen darauf, dass Licht ausschliesslich aus Wellen bestand, während andere meinten, es bestehe ausschliesslich aus Teilchen. Schliesslich mussten beide Gruppen aufgrund der Beweise zur Schlussfolgerung kommen, dass Licht sowohl aus Wellen als auch aus Teilchen bestehen konnte. Anstatt stur an ihren vorgefassten Meinungen über die Wirklichkeit festzuhalten, änderten sie aufgrund der vorliegenden Beweise ihre Theorien.
Kein Wissenschaftler kann diesen Sachverhalt verstehen oder ihn auf eine vernünftige Art erklären. Aber sie sind ehrlich genug, diese Wesensart des Lichts zu akzeptieren. Gott hat uns auf dieselbe Art mitgeteilt, wer Er ist. Aufgrund der biblischen Aussagen müssen wir akzeptieren, dass Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist existiert. Wir können das vielleicht nicht verstehen oder auf vernünftige Art erklären, aber wir akzeptieren diesen Sachverhalt aufgrund der vorliegenden Fakten.
Ein weiteres Beispiel zur Veranschaulichung ist die Liebe. Kaum jemand versteht wirklich, was Liebe ist, wie sie funktioniert, wie sie beginnt, wie sie zunimmt oder andere Aspekte ihres Wesens. Dennoch stellen wir die Realität der Liebe nicht in Frage, nur weil wir sie nicht richtig verstehen. Zeugen Jehovas leugnen ebenfalls nicht die Existenz des Lichts oder der Liebe, nur weil sie beides nicht richtig verstehen können.
Warum behaupten sie dann fest und steif, sie müssten Gott verstehen, bevor sie Seine Existenz so akzeptieren, wie Er diese offenbart hat? Vater, Sohn und Heiliger Geist werden in der Bibel auf so mühelose und konsequente Art und Weise miteinander verbunden, dass die Annahme, Gott existiere nicht als drei Personen, es unmöglich macht, manche Bibeltexte zu verstehen (vgl. Matthäus 28,19; 2.Korinther 1,21.22; 13,14; Epheser 2,18; 3,11-16; 5,18-20; 1.Thessalonicher 1,1-5).
Lieber Leser, liebe Leserin, versuchen Sie einmal, die nachfolgend aufgeführten Fragen zu beantworten, ohne von der Voraussetzung auszugehen, dass die Bibel die Lehre von der Dreieinigkeit enthält.
1. Wer erweckte Jesus von den Toten? Der Vater (Römer 6,4; Apostelgeschichte 3,26; 1.Thessalonicher 1,10), der Sohn (Johannes 2,19-21; 10,17.18), der Heilige Geist (Römer 8,11) oder Gott (Hebräer 13,20; Apostelgeschichte 13,30; 17,31)?
2. Was sagt die Bibel darüber, wer Gott ist? Ist Er der Vater (Epheser 4,6), der Sohn (Titus 2,13; Johannes 1,1; 20,28), der Heilige Geist (Apostelgeschichte 5,3.4) oder der einzig wahre Gott (5.Mose 4,35)?
3. Wer erschuf die Welt? Der Vater (Johannes 14,2), der Sohn (Kolosser 1,16.17; Johannes 1,1-3), der Heilige Geist (1.Mose 1,2; Psalm 104,30) oder Gott (1.Mose 1,1; Hebräer 11,3)?
4. Wer errettet und erneuert den Menschen? Der Vater (1.Petrus 1,3), der Sohn (Johannes 5,21; 4,14), der Heilige Geist (Johannes 3,6, Titus 3,5) oder Gott (1.Johannes 3,9)? Wer rechtfertigt den Menschen? Der Vater (Jeremia 23,6; vgl. 2.Korinther 5,9), der Sohn (Römer 5,9; 10,4; 2.Korinther 5,19-21), der Heilige Geist (1.Korinther 6,11; Galater 5,5) oder Gott (Römer 4,6; 9,33)? Wer heiligt den Menschen? Der Vater (Judas 1), der Sohn (Titus 2,14), der Heilige Geist (1.Petrus 1,2) oder Gott (2.Mose 31,13)? Wer versöhnte den gerechten Zorn Gottes über den Menschen wegen seiner Sünde? Der Vater (1.Johannes 4,14; Johannes 3,16; 17,5; 18,11), der Sohn (Matthäus 26,28; Johannes 1,29; 1.Johannes 2,2), der Heilige Geist (Hebräer 9,14) oder Gott (2.Korinther 5,1; Apostelgeschichte 20,28)?
Obwohl die Zeugen Jehovas die menschliche Vernunft über die Lehre von der Dreieinigkeit stellen, wenn sie behaupten, diese sei «nicht vernunftgemäss», müssen diejenigen, die dem Wort Gottes die erste Stelle einräumen, zur Schlussfolgerung kommen, dass es nicht vernunftgemäss ist, wenn man nicht an diese Lehre glaubt.
Ankerberg
LG. Calla
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