Landwirtschaft & Tiere
Hollabrunn - von der Winterjacke in den Bikini
Es ist Sommer und das mitten im April. Das ist für Landwirtschaft, Tiere und Wildtiere ein ähnliches Problem, wie für uns Menschen. Wir sprachen mit Experten in dieser Bereiche: Landwirtin Birgit Heiden, Bezirksjägermeister Wolfgang Strobl und Landwirt mit Tierhaltung Fritz Schechtner.
BEZIRK HOLLABRUNN.
"Wir kämpfen heuer schon seit Wochen gegen den Rüsselkäfer",
macht sich Landwirtin Birgit Heiden aus Sonnberg Sorgen, ob es heuer die Rübenpflänzchen überhaupt schaffen, aus der Erde zu wachsen, oder ob sie gleich ratzeputz vom Käfer gefressen werden. Doch nicht nur der Schädling ist ein Problem.
Tägliche Hitzerekorde
Die Temperaturen in den letzten zwei Wochen mit Temperaturen bis zu 30 Grad lassen die Vegetation so früh beginnen, wie noch nie.
"Aufgrund der hohen Temperaturen, des Windes und des fehlenden Niederschlags wird die Frucht, die wir jetzt angebaut haben, wie Sonnenblumen und Mais viel länger zum Keimen brauchen. Der Winterweizen, der im Herbst angebaut wurde, trocknet aus, bekommt gelbe Blätter und kann den Dünger nicht aufnehmen",
hofft die Landwirtin auf normale Temperaturen.
Drei Wochen früher
Der Weingarten hingegen treibt früher aus und bekommt jetzt schon Blätter. Das ist um 20 bis 22 Tage früher als die letzten Jahre. "Hier ist die Gefahr des Frostes dann sehr groß", weiß Birgit Heiden. Derzeit haben die Reben das Drei-Blatt-Stadium schon fast erreicht. Das gab es letztes Jahr erst ein Monat später.
Positiv für Spargelbauern
Ebenfalls um über drei Wochen früher dran ist heuer der Spargel.
"Seit 24 Jahren bin ich in dem Bereich tätig und es war noch nie so früh wie heuer. Für den Spargel und für uns ist das aber gar kein Problem und ist sogar positiv. Wir haben auch die Erntehelfer gut geplant, sodass sie bereits zum Spargelstechen da sind. Mir ist der frühere Zeitpunkt lieber, als so wie letztes Jahr, als wir erst am 1. Mai mit der Ernte des Spargels begonnen haben",
freut sich Alois Greilinger. Auch ein möglicher Frost kann dem Spargel nichts anhaben.
Viel Stress für Wildtiere
"Für Wildtiere bedeuten die hohen Temperaturen außergewöhnlichen Stress zu einer außergewöhnlichen Jahreszeit und dadurch mehr Belastung",
erklärte Bezirksjägermeister Wolfgang Strobl. Mehr Stress heißt, dass die Tiere mehr in Bewegung sind als sie wollen, weil auch Menschen bei diesen Temperaturen mehr in der Natur unterwegs sind. Das Jungwild kann sich aber noch nicht so viel bewegen und Fasanhennen entfernen sich dann von ihrem Gelege, was für die Brut sehr schlecht ist. Zudem brauchen bei hohen Temperaturen die Tiere auch mehr Wasser.
"Außerdem hat das Wild noch nicht das Haar gewechselt und befindet sich immer noch im Winterpelz. Bei einem Kälteeinbruch hätte das Haarwild weniger Problem als das Federwild. Die steigen von Gelegen auf und die wären dann kaputt",
zeigt Strobl einige Szenarien auf.
Landwirtschaftliche Tierhaltung
Friedrich Schechtner ist als Bezirksbauernkammer-Obmann für den Bezirk Hollabrunn die Problematik des Rübenrüsselkäfers mehr als bekannt, vor allem im Süden des Bezirks rund um die Bezirkshauptstadt bis Retz:
"Der Schädling ist massiv da und macht uns sehr zu schaffen. Erst in den nächsten Wochen wird das wahre Ausmaß der Schäden erkennbar sein." Nicht so arg betroffen sollen die Felder im Bereich Hardegg und Weitersfeld sein. "In der Region haben wir mehr Feuchtigkeit, geringere Temperaturen durch den Wald sowie eine weitere Fruchtfolge der Zuckerrüben",
erkärt Schechtner. In seinem landwirtschaftlichen Betrieb mit einer Rindermast sieht er die Auswirkungen der hohen Temperaturen der letzten Wochen gar nicht für seine Rinder problematisch, sondern eher für das Futter:
"Die Tiere finden jetzt optimale Bedingungen bei 20 Grad im Schatten im Stall. 30 Grad sind durchaus eine Belastung. Auf das Futter hat die Hitze durchaus Einfluss. Das Wiesenheu bekommt Dörrflecken und für den Anbau von Mais ist es zu trocken."
Garten für trockene Zeiten
Gedanken über die Gartengestaltung für immer niederschlagarme Zeiten macht sich Gernot Götzinger von der Götzinger Baugesellschaft in Göllersdorf schon viele Jahre:
"Wir müssen weg von Versiegelung und Bodenverbrauch und hin zu Trockenbauweise mit der Möglichkeit, das Regenwasser auf Eigengrund versickern zu lassen."
Derzeit laufen Umbauarbeiten mit seinem Sohn Max Götzinger im Schaugarten, welche Pflanzen es auch ohne Bewässerung gut aushalten. Im Entstehen ist ein Lavendelgarten.
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