Religiöses Brauchtum
Bittgang: Brauchtum neu beleben

- Marterl "Die 14 Nothelfer" von Gertraud Jagenteufel in den Weingärten um Watzelsdorf als Zielpunkt von Bittgängen.
- hochgeladen von Josef Messirek
Bittgänge um gutes Wetter und Wachstum haben in der katholischen Kirche eine lange Tradition.
BEZIRK (jm). „Bittgang? Was ist denn sowas?“ Nicht wenige junge Menschen reagierten so auf diese Frage, was für sie ein Bittgang bedeutet. Manche erinnerten sich an ihre Ministrantenzeit, wo sie bei diesen kirchlichen Flurprozessionen vor Christi Himmelfahrt mitgegangen sind. „Die Anzahl der Teilnehmer verringert sich von Jahr zu Jahr, jetzt ist sie auf tiefem Niveau gleichbleibend“, so Dieter Preiß aus Pleissing im Gespräch mit den Bezirksblättern.
Ein persönliches Bedürfnis
Preiß nimmt jedes Jahr als Kreuzträger am Bittgang teil. „Diese Flurprozessionen sind in unserer Zeit zwar atypisch, aber mir ist das Beten um gutes Wetter und Fruchtbarkeit ein persönliches Bedürfnis.“ In dieselbe Kerbe schlägt auch der Platter Landwirt Norbert Honsig. „Für mich ist der Bittgang eine Art Mini-Wallfahrt. Da gibt es jedesmal Anlässe genug, dass ich bitten kann oder Danksagung leiste“, so Honsig. Dabei geht es ihm zum einen um günstige Witterung, zum andern ist es die Lebenserfahrung des Platter Landwirten und Familienvaters, dass Abhängigkeiten in allen Lebensbereichen zu akzeptieren sind. „Heute sind immer mehr davon überzeugt, dass sie sich alles selber richten können. Sie haben daher aufs Bitten und Danken vergessen“, stellt er mit Bedauern fest.
Jungschar ist in Pulkau dabei
Der Pulkauer Pfarrer Jerome Ciceu hat die Erfahrung gemacht, dass auch Schüler für Bittgänge zu motivieren sind. „In Pulkau gehen bei einem der drei Bittgänge an die 20 Schüler mit, beten in der Natur und gestalten Stationen. Die Sorge um die Erhaltung der Natur und der Schutz der Schöpfung ist ein Projekt in der Jungschararbeit“, so der Seelsorger. „Seitdem die Menschen nach der Rettung der Erde schreien, sind auch Bittgänge wieder in“, stellt er fest. Es werde bei diesen Flurprozessionen nicht nur um gedeihliches Wetter, sondern auch um das Gelingen menschlicher Arbeit gebetet.
ZUR SACHE
• Am 25. April, dem Markustag, sowie an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt werden in der katholischen Kirche seit etwa 1.100 Jahren Bittgänge abgehalten.
• Unter dem Begriff „Bittgang“ versteht man Gebetsprozessionen, die im Verlangen nach übermenschlicher Hilfe und im Glauben an den Helferwillen Gottes unternommen werden.
• Der Wettersegen wird als Variante des Schlusssegens der heiligen Messe erteilt, wo vorhanden auch mit einer Kreuzreliquie. Die Gläubigen bitten Gott um gedeihliches Wetter für die Ernte und um die Verschonung vor Unwettern und Katastrophen.



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