Stelzenbrücke statt Hochtrasse in Hietzing
Pläne zur Verbindungsbahn werden adaptiert
In 30 Minuten quer durch Wien. Der Ausbau der S80, gerne auch Verbindungsbahn genannt soll unsere Stadt "kleiner" machen. Doch vor allem in Hietzing stießen die Pläne nicht auf ungeteilte Zustimmung - nun hat die ÖBB bei der Planung nachgebessert.
HIETZING. Mehr als zwei Millionen Menschen werden Wien im Jahr 2027 bewohnen und dem muss die Infrastruktur gerecht werden. So begann man 2016 mit der Planung um die S80, wie die Verbindungsbahn auf den Streckenplänen der ÖBB eigentlich heißt auf die kommenden Anforderungen vorzubereiten. Grundgedanke dabei war den Osten und Westen Wiens im 15-Minuten-Takt zu verbinden.
Allerdings stießen die ursprünglich vorgestellten Pläne nicht auf ungeteilte Begeisterung in der Hietzinger Bevölkerung, wie die bz berichtete. Vor allem die Bahnübergänge, die Schallschutzwände und die Führung der Bahn auf einer Hochtrasse gaben zu regen Diskussionen Anlass.
Seit 2016 werden durch unzählige Anträge in der Bezirksvertretung Hietzing und mittels einer Bürgerinitiative im Nationalrat (Ausbau der Verbindungsbahn in Hietzing 36/BI) Änderungen am Projekt „Verbindungsbahn Neu“ gefordert und konstruktive Verbesserungsvorschläge eingebracht.
Nun scheint in einigen Punkten ein Kompromiss gefunden zu sein, wie der Vorsitzende der SPÖ Hietzing, Gerhard Schmid berichtet. "„Ich freue mich, dass das Projekt ‚Verbindungsbahn neu‘ nun entsprechend den Wünschen und Anregungen der Bevölkerung adaptiert wurde“.
Aber betrachten wir die neuen Pläne im Detail:
Verbreiterung der Stranzenbergbrücke
Die neue Haltestelle Stranzenbergbrücke wird direkt über die namensgebende Brücke zu betreten sein. Die Buslinien 58A und 58 B halten somit direkt auf der Brücke. Um den Verkehr nicht zu blockieren wird die Stranzenbergbrücke verbreitert und eine Busbucht mit Haltestelle auf jeder Brückenseite geschaffen.
Fußgängerunterführung und Radweg neu
Zwischen der Veitinger – und der Jagdschloßgasse wird eine Fußgängerunterführung mit Stiegen errichtet. Zudem werden auf beiden Seiten der Bahn jeweils fahrradtaugliche Lifte gebaut. Auf der westlichen Seite der Bahn (stadteinwärts) wird der Hildegard-Teuschl-Weg verbreitert und zu einem barrierefreien Fuß- und Radweg ausgebaut. Stadtauswärts kann damit der Altbaumbestand erhalten bleiben.
Stelzenbrücke statt Hochtrasse
Anstelle einer Hochtrasse in der Hietzinger Hauptstraße, wird nach Gesprächen mit der Bevölkerung eine Stelzenbrücke errichtet. "Mit dieser greifen wir die Wünsche vieler Hietzinger auf. Die etwa 300 m langen Stelzenbrücke führt von der Wientalbrücke bei der Auhofstraße bis zu der neuen Haltestelle Hietzinger Hauptstraße. Unter der Bahn entstehen durch die Stelzenlösung freie Flächen. Diese Durchlässigkeit wird den Bezirk näher verbinden." erklärt man von Seiten der ÖBB.
Kritik aus dem Bezirk
Allen voran kann Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) den neuen Plänen nicht vollinhaltlich zustimmen: "Jeder Schritt hin zu einer Verbesserung des Verbindungsbahn-Projektes ist notwendig. Ich halte es allerdings für sehr gewagt, diese angebliche Einigung zwischen der Stadt Wien und den ÖBB als großen Wurf zu bezeichnen."
Aus ihrer Sicht wurden wesentliche Kritikpunkte vonseiten des Bezirks nicht berücksichtigt. Dazu zählen unter anderem die dauerhafte Schließung der Querungen in der Veitingergasse, der Jagdschlossgasse und der Versorgungsheimstraße für den Autoverkehr und die Frage des Gefahrengüterverkehrs durch dicht besiedeltes Wohngebiet.
Günter Kasal (FPÖ) findet deutliche Worte: "Ein Pfusch. Da fehlen alle wichtigen Forderungen der Hietzinger. Die Stelzenbrücke bietet zwar optimale Voraussetzungen zur Errichtung einer Wohnsammelgarage, es fehlt aber eine Verknüpfung mit der Vorortelinie inklusive einer direkten Umsteigemöglichkeit auf die U4 in Unter St. Veit."
Johannes Bachleitner (Neos) stört sich an der fehlenden Transparenz: "Von einem Dialog mit der Bevölkerung zu sprechen, ist eine Farce, wenn weder die Bürger Hietzings noch ihre gewählten Vertreter dialoghaft eingebunden wurden."
Tieflage nicht möglich
Da laut Auskunft der ÖBB die favorisierte Lösung einer Trasse in Tieflage technisch nicht möglich ist, ist die Stelzenbrücke nur ein Kompromiss – mit einem wesentlichen Nachteil, wie Silke Kobald es auf den Punkt bringt: "Die künstliche Trennung des Bezirks bleibt leider auf einem inakzeptabel hohen Niveau. Das muss sich unbedingt ändern."
Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr. Die ÖBB werden noch im Sommer die Unterlagen für eine Umweltverträglichkeitsprüfung einreichen. Wenn alles glattgeht, wird der Baustart 2023 sein.
Ideenwettbewerb für Raumnutzung
Für die Nutzung der Räume unterhalb der Brücke, wie beispielsweise durch Kleingärten, wird im kommenden Jahr ein Ideenwettbewerb ausgerufen. Mitgestalten sollen die Menschen auch die neue Haltestelle Hietzinger Hauptstraße und der Dreiecksplatz bei der modernisierten Haltestelle Speising. Eine der der zentralen Vorgaben im Gestaltungswettbewerb wird es sein, die sommerliche Überhitzung der Stadt zu reduzieren.
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