Mit über 60 noch mehr als fleißig
Studium und eigenes Unternehmen: Hans Maier denkt nicht an die Pension
ST. PÖLTEN/NEIDLING (jg). Vom Fenster seines Büros – ein ehemaliges Kinderzimmer – blickt Hans Maier auf die Neidlinger Kirche. Hinter dem Schreibtisch steht die Masterarbeit des Unternehmensberaters. Und ein Buch über Samurai. Die Loyalität der japanischen Krieger sei etwa ein Thema, das Maier interessiert und er auf die heutige Arbeitswelt umlegt: "Wenn jemand schlecht bezahlt wird oder mit der Angst leben muss, den Job zu verlieren – Wer glaubt, dass der dann loyal gegenüber seinem Arbeitgeber ist?"
Neue Ziele statt Pension
Maier selbst hat seinen Job, nachdem er 30 Jahre lang als Geschäftsführer von Unternehmen tätig war, verloren. Mit 50 Plus zählt er zu einer Generation, deren Chancen am Arbeitsmarkt schlecht stehen und die mit gezielten Förderungen unterstützt werden. Der heute 62-Jährige ergriff in einem Alter, in dem andere an die Pension denken, selbst die Initiative: Er schloss mit 58 zwei Studien ab und gründete vor wenigen Monaten das Beratungs- und Coachingunternehmen "zukunft.denken.jetzt". "Ich habe mich darauf spezialisiert, Konzepte für Klein- und Mittelbetriebe zu erstellen", sagt der Vater von Drillingen. Wichtig bei der Entwicklung von Unternehmensstrategien seien Ziele: "Wo will ich in drei oder fünf Jahren stehen?" Auch Maier hat sich mit seinem Unternehmen ein Ziel verwirklicht. Er wollte und will sein Wissen, das er sich über Jahrzehnte angeeignet hat, weitergeben.
"Spätzünder" mit Abschluss
Wesentliche Voraussetzung dafür sei laut Maier der Studienabschluss gewesen: "Wir sind in Österreich, hier braucht man noch immer einen Titel, um für gewisse Tätigkeiten berechtigt zu sein", sagt Maier und bezeichnet sich aufgrund seines späten Abschlusses selbst als "Spätzünder", während er an seinem Schreibtisch im Obergeschoß des Einfamilienhauses sitzt. Nur wenige Unterlagen liegen auf der Arbeitsfläche, das Büro ist spartanisch eingerichtet. Zumindest in diesem Punkt hat sich gegenüber seiner früheren Führungspositionen wenig geändert: "Ein großer Tisch mit einem großen Chefsessel war nie mein Fall."
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