Wieder Knatsch beim Roten Kreuz

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Notarztstützpunkt ohne Notarzt, überlange Dienstzeiten und eine Absage erregen die Gemüter bei der Rettung.
NEULENGBACH/ALTLENGBACH/ST. PÖLTEN/TULLN (wp). Raue Töne werden derzeit beim Notarztstützpunkt des Roten Kreuz in Neulengbach angeschlagen. Nach einem kritischen Artikel der Bezirksblätter unter anderem über den temporär nicht besetzten Notarztwagen sowie die überlangen Dienstzeiten von Notärzten und Rettungssanitäter ist Feuer am Dach der Einsatzorganisation. Ein zwischen dem Notarztchef Alexander Kober und den Bezirksblättern vereinbarter Termin wurde kurzfristig abgesagt.

RK-Zenker war „etwas heiß“
Kober tat dies im Namen des Roten Kreuzes, was man dort so nicht goutierte. „Jetzt schaut es wieder so aus, als tät der brave Doktor eh wollen, aber leider das Rote Kreuz, leider doch Maulkorb“, heißt es in einem geharnischten Mail von Pressesprecher Andreas Zenker, „zugegebenermaßen etwas heiß“ an Kober.

Prof. Kober: „Erwarte mir respektvollen Umgang“
Der Ton, den Zenker anschlug, gefiel Kober, einem Universitätsprofessor im Wiener AKH gar nicht. „Jetzt ist es echt genug“, schreibt dieser sichtlich irritiert. Er hätte x-mal gebeten, dass der Pressetermin von einem Profi des Rot-Kreuz-Landesverbands abgesagt werden würde, was aber nicht geschah. „Ich bin nicht eure Pressestelle und nicht euer Angestellter sondern „darf“ in meiner Freizeit ehrenamtlich für euch einen Stützpunkt aufbauen, der vor meiner Zeit medizinisch-fachlich außer Mist nur Mist war wie ihr alle bestens wisst“, heißt es weiter. Und er erwarte sich mehr dankbar-respektvollen Umgang für seine Leistung. „Auch meine Geduld ist enden wollend“, so der genervte Professor. Beim Versuch des Redakteurs mit dem Notarzt ein telefonisches Gespräch zu führen, um die Beweggründe für die Absage zu eruieren, scheitert: „Wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Landesverbands“, heißt es knapp.

Wieder kein Notarzt im Dienst
Aber auch eine zweite Frage blieb solcherart unbeantwortet: Warum am 9. Februar erneut der Notarztwagen von 6 bis 16 Uhr nicht besetzt war? Und warum es nachweislich wieder überlange Dienstzeiten für Sanitäter mit Duldung des Stützpunktleiters gab. Willi Sauer, seines Zeichens Präsident des Roten Kreuz NÖ, erklärt gegenüber dem Bezirksblatt, den Vorwürfen nachzugehen. Nach einiger Zeit bestätigt Sauer, dass der Notarzt am besagten Tag nicht verfügbar war, aber: „Wir kooperieren mit anderen Rettungsstellen, wie etwa St. Pölten und Tulln, damit ist garantiert, dass im Notfall Hilfe vor Ort ist“. Vielleicht halt ein paar Minuten später, so Sauer in einem Nachsatz. Überlange Dienstzeiten sollten, so Sauer, nur „in absoluten Ausnahmefällen“ anfallen.

ASBÖ-Habel: „Das ist strafbar“
Beim mit dem Roten Kreuz sich in der Notarztbereitschaft abwechelnde Arbeiter-Samariter-Bund (ASBÖ) Altlengbach will man überlange Dienstzeiten nicht akzeptieren: „24 Stunden sind das Maximum, alles andere wäre strafbar“, erklärt die ASBÖ-Chefin Grete Habel. Grundsätzlich hätte man aber ein gutes Einvernehmen mit dem Roten Kreuz Neulengbach.

Raue Sitten
(Kommentar)
Beim Roten Kreuz in Neulengbach knirscht es derzeit ordentlich im Gebälk. Die Auskunftsbereitschaft des zuständigen Notarztes gegenüber den Bezirksblättern in der Ausgabe 4/2011 sorgte für wenig Begeisterung in der Landesrettungszentrale. Von heftigen Wortduellen erzählen Insider. Ein interner Email-Verkehr, der auch an das Bezirksblatt erging, spricht Bände. Der kommunikative Notarztchef wurde nun kurzerhand von der Rot Kreuz-Pressestelle angehalten, einen Pressetermin abzusagen. Das wolle man nicht. Natürlich hat das Rote Kreuz einen Ruf zu verlieren. Dafür hat man ja Verständnis. Allerdings: nachdem das Bezirksblatt u. a. die überlangen Dienstzeiten der Mitarbeiter, sowohl der Notärzte als auch der Sanitäter aufdeckte, wurde das nicht abgestellt. Im Gegenteil: es gab wieder enorme Überstunden, für die es gesetzlich keine Basis gibt. Und – auch der Notarztwagen war erneut an einem Tag unbesetzt. Die Dienste des Roten Kreuzes und der Einsatzwille dessen Mitarbeiter können nicht hoch genug geschätzt werden. Allerdings würde man sich wünschen, dass Missstände behoben werden, und nicht nur krampfhaft versucht wird, die interessierte Öffentlichkeit fernzuhalten.

Kontakt: Werner Pelz, Tel: 0676 700 11 75 // Mail: wpelz@bezirksblaetter.com

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