Bezirkschef-Interview
"Freude auf die U-Bahn in Hernals ist ungebrochen"
Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ) spricht mit MeinBezirk über das vergangene Jahr und über die Pläne für 2025. Etwa über den neuen Fahrradhighway, den Abriss des Elterleinplatz 8 und die Polizei im Bezirk.
WIEN/HERNALS. 2024 war im Bezirk viel los. Vom Streit im Bezirksparlament bis zur fehlenden Polizei. Wie es hier 2025 mit den großen Themen weitergeht, darüber hat sich MeinBezirk mit Bezirksvorsteher Peter Jasch ausgetauscht.
Der Bezirksvorsteher Jagsch (SPÖ) verrät im Interview, was in seinem vergangenen Arbeitsjahr besonders gut funktioniert hat, und was herausfordernd war. Er erklärt aber auch, worauf man sich im Bezirk freuen sollte und kann.
Von Freud und Leid
Worauf sind Sie 2024 am meisten stolz?
PETER JAGSCH: Am meisten stolz sind wir auf die gute Zusammenarbeit in der Bezirksvertretung. Das zeigt sich auch daran, dass wir für 2025 einen Budgetbeschluss fassen konnten, wo alle zugestimmt haben, mit Ausnahme einer einzigen Bezirksrätin. Warum, das hat sie nicht erläutert, aber ich würde sagen, wenn man mit einer Gegenstimme ein Bezirksbudget für das kommende Jahr vorbereitet, dann hat man als Gemeinschaft über alle Parteigrenzen hinweg in der Bezirksvertretung eine gute Arbeit gemacht.
Und wenn wir schon bei den positiven Sachen sind, müssen wir auch die negativen Sachen ansprechen. Gibt es etwas, das Sie bereuen?
Ich würde nicht sagen, dass ich explizit etwas bereue, aber rückblickend hätte ich mir mehr Zeit mit meiner Familie gewünscht. Das kann ich hoffentlich über die Weihnachtsfeiertage wieder ein wenig gut machen.
Immer noch zu wenig Polizei
Mitte des Jahres hat der Bezirk beklagt, dass es zu wenig Polizei gebe. Hat sich da vielleicht seitdem irgendetwas verändert?
Ja, aber nicht zum Positiven. Ich habe im Sommer schon darauf hingewiesen, dass die Situation mit den Polizisten im Bezirk nicht zufriedenstellend ist. Ca. 80 Prozent der Bezirksfläche sind, was die präventive Arbeit der Polizei betrifft, komplett unterversorgt. Es gibt schlichtweg nicht genug Polizeibeamte in Hernals und das macht mir ehrlicherweise wirklich Sorgen. Wobei ich jenen Polizisten, die Dienst machen, überhaupt nichts vorwerfe. Die machen hunderte Überstunden pro Jahr, damit sie irgendwie das System aufrecht halten.
Wenn es so wenig Polizei gibt, muss man dann Angst haben, dass niemand mehr zur Hilfe kommt, wenn etwas passiert?
Wenn jemand den Notruf 133 ruft und dringend Hilfe benötigt, wird die Polizei ihre Einsatzfahrzeuge auch aus benachbarten Revieren schicken und auch die entsprechenden Hilfeleistungen bieten. Worum es mir geht, ist, dass wegen des Personalmangels die präventive Versorgung komplett zu kurz kommt. Diese ist aber ebenso wichtig für die Sicherheit.
Kampf dem Leerstand
In Hernals gibt es zu viele Leerstände. Gibt es für 2025 Pläne, den Bezirk in Zukunft für Kaufleute attraktiver zu machen?
Es gibt ganz konkrete Pläne, auch dank der Unterstützung der Stadt Wien. Die Wiener Wirtschaftsagentur und die Wirtschaftskammer haben ein Projekt entwickelt, das als Ziel hat, die Nahversorgung in den Grätzln und in den Einkaufsstraßen zu stärken. Die Hernalser Hauptstraße ist als eines der Projektgebiete definiert worden. Wir stehen im engen Austausch mit der Agentur Raumposition, die gemeinsam mit dem Bezirk, mit dem Einkaufsstraßenverein, mit den Geschäftsleuten und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln analysiert, wo die Stärken und wo die Schwächen sind. Auf Basis dessen wird ein Konzept mit den Kaufleuten und mit den Geschäftsleuten entwickelt. Auch um die Standort-Sicherheit auszubauen, damit Unternehmen auch Geschäft machen können. Und mir ist auch wichtig, dass mit den Unternehmen auch die Beschäftigten abgesichert sind und die Nahversorgung im Bezirk nachhaltig gesichert ist.
Und dann stehen vermutlich auch die Chancen gut, dass es im nächsten Jahr eine Weihnachtsbeleuchtung geben wird?
Das ist eine Sache des Einkaufsstraßenvereins. Der hat für sich heuer entschieden, diese Weihnachtsbeleuchtung insbesondere im Bereich der Kalvarienberggasse nicht zu realisieren. Die Stadt Wien und die Wiener Wirtschaftskammer hätten hier eine Unterstützung im Ausmaß von ca. 75 Prozent der Kosten zugesagt. Schade, ich hätte gerne eine stimmungsvolle Beleuchtung gehabt, ich wünsche mir für nächstes Jahr, dass es eine geben wird. Es liegt offenbar nicht nur am Geld. Die Anlage ist relativ alt und eine Neuanschaffung kostet extrem viel. Schauen wir mal, wie wir das irgendwie stemmen. Gemeinsam mit der Unterstützung der Stadt und der Wirtschaftskammer hoffe ich aber doch, dass wir 2025 da zu einem positiven Ergebnis kommen.
Streit um den Häuserabriss
Sie haben Mitte des Jahres gesagt, dass Sie sich sehr auf den Bau der U5 freuen. Mit dem Abriss des Hauses am Elterlein 8 ist Ihre Freude geschmälert?
Natürlich habe ich keine Freude mit dem Abriss, aber dazu haben wir bereits 2022 in der Bezirksvertretung abgestimmt. Die Information lag seitdem öffentlich einsehbar für alle Bezirksrätinnen und Bezirksräte auf. Da steht explizit drinnen, dass das Haus Elterleinplatz 8 aus bautechnischen Gründen wegen der neuen U5 abgetragen werden muss. Dieser wortgleiche Antrag bezüglich des Abrisses wurde in den Bezirksvertretungssitzungen der Bezirke Währing und Alsergrund ebenfalls einstimmig beschlossen.
Bezirksvizin Karin Prauhart (Grüne) wirft Ihnen vor, zu wenig Informationen zur Einsicht übermittelt zu haben. Ist dies begründet?
Keineswegs. Das Thema ist auf der Tagesordnung gewesen und - wie gesagt - einstimmig von allen Fraktionen zugestimmt worden, einsehbar in den öffentlich zugänglichen Protokollen. Wenn ich die Debatten darüber jetzt anhöre, dann hätte man sich doch zumindest 2022 die Frage stellen müssen: Ist es notwendig? Und man hätte entsprechende Formulierungen gemacht. Das ist jedoch nicht passiert. Daher gehe ich davon aus, dass der Akt nicht nur gelesen, sondern auch verstanden und akzeptiert worden ist. Zwei Jahre später dagegen Stimmung zu machen, halte ich für schwierig.
Die Bezirksvizin spricht sogar davon, Akten zurückgehalten zu haben. Wie reagieren Sie auf solch einen Vorwurf?
Meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier im Büro vorzuwerfen, sie hätten Akten vorenthalten, ist der Vorwurf des Amtsmissbrauchs und damit strafrechtlich relevant. Das brauche ich als Bezirksvorsteher und meine Mitarbeiter schon gar nicht, weil es nicht der Wahrheit entspricht und offensichtlich nur kaschieren möchte, dass sie den Akt nicht gelesen hat.
Bezirk freut sich auf U-Bahn
Würden Sie sagen, in der Bezirksvorstehung hängt der Haussegen schief?
Mit solchen Vorwürfen, mit Sicherheit, aber das werden wir ausdiskutieren. Das werden wir aber nicht öffentlich machen, sondern uns in Ruhe zusammensetzen und besprechen. Mir geht es darum, dass der Vorwurf gegenüber meinen Mitarbeitern im Büro, sie würden Unterlagen vorenthalten, unmissverständlich ausgeräumt wird.
Und über den Bau der U-Bahn freuen Sie sich trotzdem?
Natürlich freuen wir uns als Bezirk darüber, wenn das ganze Projekt dann abgeschlossen ist. Wenn man einen Beitrag zur Mobilitätswende und einer klimafreundlichen Stadt leisten will, wird man an den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht herumkommen.
Die Grünen fordern jetzt eine Bürgerbefragung zu dem Thema. Gibt es da schon irgendwelche Pläne?
Das Begehren liegt zurzeit bei der Prüfung der Magistratsabteilung. Wie in solchen Fällen üblich, muss es vorab juristisch entsprechend überprüft werden. Sobald mir eine Entscheidung des Rechtsdienstes des Magistrates vorliegt, werde ich eine Präsidialkonferenz einberufen und über die weitere Vorgangsweise gemeinsam mit allen politischen Parteien versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden.
Großprojekte für 2025
Ein großes Projekt 2025 wird der Fahrrad-Highway, der dann auch in der Geblergasse gestaltet wird. Was erwarten Sie sich von der neuen Radverbindung?
Von der neuen Radstraße Geblergasse erwarte ich mir vor allem wesentlich mehr Lebensqualität für die Bewohner entlang dieser Straße. Ich weiß von vielen, dass sie momentan wirklich leiden unter der Situation, dass es eine richtige Durchzugsstraße geworden ist. Die Umgestaltung wird massiv zur Verkehrsberuhigung führen in diesem Bereich, zur Aufwertung der Wohnqualität. Das heißt, da soll auch der öffentliche Raum attraktiviert werden und die Lebensqualität, die in Hernals ja sehr hoch ist.
Und erwarten Sie da auch Gegenwind? In Ottakring ist es zuletzt zu einer Petition gekommen, die sich gegen diesen Ausbau wehrt. Glauben Sie, sowas wird in Hernals auch möglich sein?
Das kann ich jetzt nicht ausschließen. Natürlich wird es manche geben, die sagen, ich hätte lieber eine Autobahn vor dem Haus. Aber das können sie gerne mit mir oder mit allen anderen auch diskutieren. Ich bin überzeugt davon, dass die Geblergasse als verkehrsberuhigte Wohnquartierstraße funktionieren wird. Das Ende des Durchzugsverkehrs wird die Lebensqualität massiv steigern.
Persönliche Wünsche
Gibt es noch weitere Leuchtturmprojekte, die den 17. betreffen werden?
Wir werden Zwei-Richtungsradwege im Bereich der Alszeile errichten, zwischen Alsgasse und Vollbadgasse. Das wird die Radfahrtsicherheit spürbar erhöhen.
Was erhoffen Sie sich für 2025?
Rückblickend und vorausschauend in einem erwarte ich mir auf politischer Ebene, dass wir als Bezirksrätinnen und Bezirksräte in der Bezirksvertretung unsere Aufgabe dahingehend wahrnehmen, für die Menschen Zuversicht zu generieren. Was wir brauchen, sind Zukunftsbilder. Wohin wollen wir uns entwickeln? Was mir auch wichtig ist in dem Zusammenhang: Es geht ja nicht nur um bauliche oder um gestalterische Maßnahmen, es geht auch darum, dass man die Menschen zueinander bringt und das gute Zusammenleben in Hernals stärkt und fördert.
Würden Sie das auch an die Fans vom Wiener Sportclub weitergeben, wenn dann in den nächsten Jahren der Neubau ihres Fußballstadions beendet sein wird?
Das neue Stadion wird natürlich ein sportliches Highlight in Hernals. Die Fans des Wiener Sportclubs sind anders und feiern gerne mit den Fans der gegnerischen Mannschaft, pflegen hier mehr positive Kontakte als andere Fangruppen. Die haben da wirklich Vorbildwirkung in Wien. Das möchte ich explizit herausheben, weil sie genau das vorleben, wofür manche Politiker nur auf ihren Sonntagsreden bekannt sind. Mehr Miteinander reden, mehr aufeinander zugehen. Das würde uns allen helfen. Für ein gutes Zusammenleben in Hernals.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.