BezirksZeitung exklusiv
Darum werden beim Krankenhaus Gersthof Bäume gefällt
Der Antrag zur Fällung von 67 Bäumen am Areal des ehemaligen Krankenhauses Gersthof hat Staub aufgewirbelt. Die BezirksZeitung hat das Projekt „Modellschule Gersthof“ mit der BIG exklusiv diskutiert.
Von Michael J. Payer und Johannes Reiterits
WIEN/HERNALS/WÄHRING. Aus dem Gersthofer Krankenhaus wird eine Schule. Nach dem Umbau werden in der Wielemansgasse 28 rund 630 Schüler in 23 Klassen Platz finden. Genau dafür bereitet die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) das Areal des ehemaligen Orthopädischen Krankenhauses Gersthof vor – Turnsäle inklusive.
"Schulen dieser Größe brauchen Sportflächen", erklärt Projektleiterin Claudia Maria Walther bei einer exklusiven Online-Vorstellung der Modellschule für die BezirksZeitung. Man wolle keinesfalls Natur gegen den Sport ausspielen. Vielmehr habe man aufwendige Studien gemacht, um so wenig Bäume zu fällen als notwendig, versichert Walther.

- Der Park hinter dem ehemaligen Spital in Gersthof liegt im Bezirk Hernals und soll laut Bauwerber BIG so gut es geht erhalten bleiben.
- Foto: zVg
- hochgeladen von Michael Payer
29 Bäume für den Sport
67 an der Zahl wurden zur Fällung beantragt. 29 davon für eine neue Turnhalle und einen Bewegungsraum. "Wir werden am Areal 70 Ersatzpflanzungen leisten und auf den Sporthallen ein Gründach und eine Photovoltaikanlage errichten", hält die Projektleiterin fest. Ein Jahr lang hat sich die BIG mit der Positionierung der Sportpavillons beschäftigt.
Die Flächenwidmung würde mehr als die 405 Quadratmeter Sporthalle und 200 Quadratmeter große Bewegungshalle "hergeben". Die BIG versichert, beim gesamten Projekt nachhaltig zu agieren. Der Denkmalschutz werde berücksichtigt, man verbaue so wenig als notwendig und es solle so viel vom Park erhalten werden wie möglich.

- Noch ist das ehemalige Krankenhaus Gersthof eine Baustelle. Noch ist das ehemalige Krankenhaus Gersthof eine Baustelle.
- hochgeladen von Michael Payer
"Bäume nicht mit Bildung aufrechnen"
Dass in Summe viel mehr als die erwähnten 70 Ersatzpflanzungen zusammenkommen werden, darüber ist man sich bewusst. "Wir haben die Intention, tatsächlich alle Ersatzpflanzungen durchzuführen", sagt Walther.
Einen Aufschrei von Baumschutz Hernals zur geplanten Fällung von 67 Bäumen kann der zuständige Hernalser Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ) zwar nachvollziehen, allerdings "wolle er Bäume nicht mit Bildung aufrechnen": "Investitionen in zeitgemäße Bildungsinfrastruktur sind Grundvoraussetzung für eine gute Ausbildung und das Fundament für eine Zukunft mit Perspektiven für unsere Gesellschaft. Faktum ist, eine Schule ohne Turnhalle funktioniert nicht."
Der Park steht zur Gänze im 17. Bezirk, der vordere Teil des Geländes gehört jedoch noch zum 18. Bezirk. Außerdem zieht hier übergangsmäßig eine Währinger Schule ein. Daher hat die BezirksZeitung auch bei Währings Bezirkschefin Silvia Nossek (Grüne) nachgefragt, was sie zu dem Thema sagt.
Silvia Nossek: "Baumschonende Lösung"
Sie begrüße es nicht, dass viele Bäume umgeschnitten werden müssen, aber in der Interessensabwägung sei es gerechtfertigt: "Es ist nie lustig, wenn wir Bäume fällen. Aber wir haben 35 Schulstandorte in Währing – es fehlt an allen Ecken an Turnsälen."
Es sei also ein nötiger Kompromiss, so Nossek. Sie ist sich sicher, dass die BIG alle Register gezogen hat, um den Schulstandort so klimafreundlich wie möglich zu gestalten: "Wenn wir von der täglichen Turnstunde reden, wenn wir davon reden, dass unsere Kinder zu wenig Bewegung bekommen, dann muss man hier auch weiterreden. Die BIG hat herumgetüftelt, um eine möglichst baumschonende Lösung zu finden." Außerdem betont sie, dass ein großer Teil der Bäume wegen Erreichens der "physiologischen Altersgrenze" gefällt werden. Was das genau ist, findest du unten.

- Währings Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) steht weiter hinter dem Projekt. Für sie geht es auch um die Relation.
- Foto: Johannes Reiterits
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Ein Bau wäre aus örtlichen Gegebenheiten anderes nicht möglich – so gibt es etwa einen Luftschutzbunker auf dem Areal. Für sie geht es auch um die Relation: "Mir ist es wichtig, dass die Kinder in Währing genügend Bewegung bekommen. Jene, die sich jetzt aufregen, sollten sich auch einmal überlegen, das Auto stehen zu lassen. Man regt sich wahnsinnig auf, weil Bäume gefällt werden. Aber beim Klimaschutz geht's auch darum, wie man sich fortbewegt, lebt oder ernährt."
Die Turnsäle am geplanten Schulcampus sollen auch für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Dafür wird ein Eingang über die Lazargasse geschaffen.
Zum Thema bereits erschienen:
Der Herr Bezirksvorsteher hat in dem Interview leider vergessen, das Wichtigste zu erwähnen. Nämlich dass sich in umittelbarer Umgebung des geplanten Schulstandortes eines der größten Sportareale von ganz Wien befindet. Nämlich der Postsportplatz.
Eine Mitnutzung von Freiflächen und Sporthallen sollte doch wohl möglich sein. Zumindest, wenn der politiche Wille da ist.
Niemand ist gegen die Nutzung des ehemaligen Krankenhausgebäudes als Schule. Aber das kann in keiner Weise die geplante, massive Verbauung und Zerstörung der historischen Parkanlage rechtfertigen.
Für die Nutzung des Bestandsgebäudes als Schule müsste jedenfalls kein einziger Baum gefällt werden. Zumindest, wenn man tatsächlich baumschonend planen würde.
Im konkreten geht es dem Immobilienkonzern BIG aber offenbar (vor allem) um eine maximale Verbauung von Grünflächen, um die neu geschaffenen Flächen möglichst lukrativ vermieten zu können. Ein Park bringt hingegen keine finanzielle Rendite!